wirtschaft + weiterbildung
02_2017
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Mitarbeiter hinterher.
Im zweiten Schritt werden dort die Mitarbeiter trainiert – und können dabei selbst praktisch experimentieren.
zen, welche Strategie sich lohnt – und
vermeiden, dass sich State-of-the-Art-
Technologien wegen mangelnder Anwen-
dungskompetenz in teure Staubfänger
verwandeln. Die Kunst besteht darin,
kostengünstige Lösungen zu nutzen,
gelegentlich überschaubare Risiken ein-
zugehen – gleichzeitig aber strukturiert
vorzugehen und den Nutzen großer Pro-
jekte abzuschätzen, bei denen komplexe
IT-Lösungen einbezogen werden.
Klassische Qualifizierungsprogramme
scheitern bei diesen Anforderungen je-
doch schnell an der Herausforderung des
Theorie-Praxis-Transfers: Sie vermitteln
meist Lernwissen, das im Arbeitsalltag
zu spät oder gar nicht zur Anwendung
kommt. Es gilt also, neue Wege in der
Qualifizierung zu finden, die diese Kluft
überbrücken und gleichzeitig der Dyna-
mik der Digitalisierung entsprechen.
Inhalte erleben statt sie zu
konsumieren
Qualifizierung für Industrie 4.0 und IOT
beginnt mit der Einsicht, dass keine Pro-
gramme weiterhelfen, die Mitarbeiter
nach einem Standardablauf absolvieren
und anschließend „abhaken“. Die stän-
dige Veränderung der Lernfelder bedingt
eine kontinuierliche Know-how-Entwick-
lung: Bei jeder Weiterentwicklung sind
immer wieder kleine Lerneinheiten nach-
zulegen. Ein geeigneter Ausgangspunkt
hierfür ist das „Experimentierfeld“ einer
IOT-Lernfabrik. Dort lernen die Teilneh-
mer zentrale Technologien nicht nur ken-
nen, sondern entwickeln diese selbst und
setzen sie anhand von Praxisbeispielen
aus dem eigenen Unternehmen ein. Dabei
sollten generell zuerst die Führungskräfte
– inklusive des Geschäftsführers – ein
Training in einer IOT-Lernfabrik absolvie-
ren. Denn das verschafft ihnen die not-
wendige Grundlagenkenntnis, um eine
durchgängig implementierbare Strategie
(mit)gestalten und deren Sinn beurteilen
zu können. Erst im nächsten Schritt geht
es um die Qualifizierung der Mitarbeiter,
die an der Umsetzung beteiligt sind.
Das Programm unserer IOT-Lernfabrik
orientiert sich generell an drei aufeinan-
der aufbauenden Stufen, die wir im Fol-
genden darstellen.
Stufe 1:
Basiswissen schaffen
Im ersten Abschnitt beschäftigen sich die
Teilnehmer mit den Grundlagen: Sie er-
fahren, worin sich Industrie 4.0 und das
Internet der Dinge unterscheiden (siehe
Übersicht auf Seite 43) und welchen zen-
tralen Aspekten die Digitalisierung folgt.
Dazu zählt nicht nur ein Überblick über
die technischen Grundlagen, sondern
auch die Diskussion der wichtigsten An-
wendungsfälle anhand von Case Studies
beziehungsweise Best-Practice-Beispielen
von Industrie-4.0/IOT-Pionieren.
Ein Beispiel ist das Ludwigsburger Werk
des Automobilzulieferers Borg-Warner,
in dem die Schichtplanungs-App „Kapaf-
lexcy“ nicht nur die Arbeitsprozesse in
kürzester Zeit deutlich verbesserte, son-
dern auch zu einer besseren Vereinbarkeit
von Arbeits- und Privatleben führte (Vi-
deos zur Schichtplanung bei Borg-Warner
sowie weitere Best-Practice-Beispiele
finden sich unter
user/roiconsulting). Ein weiteres Beispiel
ist das Projekt „Smart Automation“, bei
dem die Bosch Rexroth AG für eine neue
Pilotmontagelinie in ihrem Homburger
Werk Produkte, Betriebsmittel sowie Mit-
arbeiter via Bluetooth und RFID-Chip ver-
netzte.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die hori-
zontale Integration, also die Einbindung
von Lieferanten, Partnern und Kunden
Rosalind
Hungerland
leitet den Quali-
fizierungsspezi-
alisten Xpertiso.
Daneben ist sie für die ROI Manage-
ment Consulting AG mit Schwerpunk-
ten „Forschung und Entwicklung“ und
„Prozessmanagement“ tätig.
Xpertiso – ROI Management Con-
sulting AG
Infanteriestr. 11, 80797 München
Tel. 089 1215900
AUTORIN
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