wirtschaft und weiterbildung 2/2017 - page 29

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wirtschaft + weiterbildung
02_2017
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Quelle: www.ilea-institut.de
Akzeptanz
beraten
co-kreativ
beteiligen
diskutieren
informieren
nicht
informieren
hohe Selbst-Reflexionsfähigkeit und -be­
reitschaft seitens der Führungskräfte vo­
raus.
Kompetenz 3:
mit Unsicherheit und
begrenzter Planbarkeit leben können
Wie sieht in fünf oder gar zehn Jahren
unser Markt aus? Welche (technischen)
Problemlösungen sind dann möglich? Das
weiß heute kein Unternehmen. Deshalb
haben die Entscheidungen der obersten
Unternehmensführer eine immer gerin­
gere Halbwertszeit. Das heißt für die Füh­
rungskräfte: Sie agieren häufiger in einem
Umfeld, das von Unsicherheit geprägt ist.
Zudem stehen sie und ihre Bereiche häu­
figer vor Herausforderungen und Aufga­
ben, mit deren Lösung sie noch keine Er­
fahrung haben. Deshalb müssen sie sich
von der Fiktion verabschieden, komplexe
Aufgaben und Change-Vorhaben seien
von Anfang bis Ende planbar. Stattdes­
sen gilt es, sich mit anfangs kleinen, wohl
überlegten Veränderungsschritten allmäh­
lich an die mögliche Problemlösung her­
anzutasten und die Auswirkungen jedes
Schritts zu reflektieren, bevor die nächs­
ten Schritte geplant und ergriffen werden.
Das Bewusstsein für ein solch iteratives
Vorgehen gilt es auch den Mitarbeitern
zu vermitteln. Ebenso das Bewusstsein:
Pläne sind keine „heiligen Kühe“. Sie
müssen oft „geschlachtet“ werden.
Kompetenz 4:
den typischen Verlauf
von Change-Prozessen kennen
In jedem Change-Projekt gibt es verschie­
dene Phasen. Auf eine Anfangseuphorie
folgt oft das sogenannte „Tal der Tränen“.
Das heißt, die Mitarbeiter erkennen zum
Beispiel: Die Auswirkungen für uns sind
größer als gedacht. Oder: Das neue Vor­
gehen ist schwieriger als gedacht. Die ty­
pischen Phasen eines Change-Prozesses
müssen Führungskräfte kennen – nicht
nur, damit sie nicht völlig überrascht und
unvorbereitet sind, wenn ihre Mitarbeiter
plötzlich klagen, sondern auch, weil diese
gerade in den schwierigen Phasen eines
Change-Projekts Unterstützung brauchen.
Kompetenz 5:
sensible
Kommunikatoren sein
Mitarbeiter reagieren – zum Beispiel auf­
grund ihrer Persönlichkeit, beruflichen
Erfahrung und Position – auf dieselbe
Information verschieden. Erlebt zum Bei­
spiel der eine die Nachricht „Wir führen
ein neues IT-System ein“ als Herausfor­
derung, ist diese für einen anderen eine
Bedrohung. Entsprechend sensibel sollten
Führungskräfte ihre Botschaften verpa­
cken und vermitteln. Sie müssen zudem
darauf achten, dass sie ihre Mitarbeiter
nicht überfordern – zum Beispiel, weil sie
die Informationsflut, die auf sie einpras­
selt, ungefiltert weitergeben. Sie sollten
das Relevante vom Irrelevanten trennen
und die Einzelinfos so verdichten, dass
hieraus klare und packende Botschaf­
ten werden. Zudem sollten sie mit ihren
Kollegen in den anderen Bereichen ver­
einbaren, welche Infos sie wann ihren
Mitarbeitern geben, damit diese keine
unterschiedlichen Infos erhalten. Außer­
dem dürfen sie ihren Mitarbeitern keine
Versprechen geben, von denen sie nicht
100-prozentig sicher sind, dass sie diese
einhalten können – selbst wenn die Mit­
arbeiter sie noch so sehr bedrängen.
Kompetenz 6:
Sinn vermitteln und
stiften können
Betriebswirtschaftliche Ziele wie „Wir
wollen den Ertrag um 10 Prozent erhö­
hen“ oder „Wir wollen die Bearbeitungs­
zeit um 30 Prozent verkürzen“ sind zum
Steuern von Unternehmen wichtig, doch
sie vermitteln den Mitarbeitern keinen
Sinn. Also motivieren sie diese auch
nicht, sich für das Erreichen der Ziele
zu engagieren. Hierfür ist Übersetzungs­
arbeit seitens der Führungskräfte nötig.
Zum Beispiel: „Wenn wir den Ertrag er­
höhen, können wir mehr Geld für die
Forschung ausgeben, sodass die Existenz
unseres Unternehmens und somit ihr Ar­
beitsplatz langfristig gesichert ist.“ Oder:
„Wir wollen die Bearbeitungszeiten ver­
kürzen, damit unsere Kunden zufriedener
sind. Das wirkt sich auch positiv auf die
Atmosphäre in den Gesprächen aus, die
wir mit ihnen führen.“ Wichtig ist, dass
der Sinn in einem direkten Bezug zu den
betroffenen Mitarbeitern steht; des Wei­
teren, dass der konstruierte Sinnzusam­
menhang glaubhaft ist, denn die Mitar­
beiter sind nicht dumm. Zudem müssen
die Führungskräfte, die ihn vermitteln,
selbst daran glauben. Sonst wirken ihre
Aussagen unglaubwürdig – unter ande­
rem, weil dann ihre Körpersprache und
ihre gesprochenen Worte divergieren.
Kompetenz 7:
die Klaviatur der
Akzeptanzbildung spielen können
Wenn Mitarbeitern eine geplante Ver­
änderung verkündet wird, dann fällt es
ihnen oft schwer, diese zu akzeptieren –
nicht nur, weil sie an deren Sinnhaftig­
keit, sondern auch Realisierbarkeit zwei­
feln. Dann stehen ihre Führungskräfte
vor der Herausforderung, ihnen außer
der Sinnhaftigkeit des Vorhabens auch zu
vermitteln, dass das Erreichen des ange­
strebten Ziels realistisch ist – selbst wenn
sie selbst noch nicht wissen, wie dies
möglich ist. Am einfachsten gelingt ihnen
dies, wenn sie ihre Mitarbeiter in das Er­
arbeiten der Problemlösung integrieren –
Den „Change“ beflügeln
Mitarbeiterbeteiligung.
Um einen Change-Prozess zum Erfolg zu
führen, sollten Mitarbeiter nicht nur regelmäßig informiert, sondern
geradezu stetig um Rat gefragt werden. Ideal wäre es, sie vertrauens-
voll in einen co-kreativen Prozess einzubinden.
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