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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
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Räume.
Lerner
wollen in „schönen“
Räumen lernen.
Auch darauf gilt
es zu achten. Das
Foto zeigt eine Dia-
logübung für zwei
Personen während
einer Coaching-
Ausbildung des
Teams Fischer-Epe
in Hamburg.
diese dann zum persönlichen Studien-
betreuer, der sie korrigiert und zurück-
schickt. Gleichzeitig kann man dem per-
sönlichen Ansprechpartner per E-Mail
oder am Telefon Fragen stellen oder ihn
zu bestimmten Sprechzeiten persönlich
erreichen. Die unter diesem Format an-
gebotenen Kurse zum Thema Coaching
heißen manchmal auch „Psychologischer
Berater“, „Personal- und Business-Coach“
oder „Businesscoaching und Change
management“. Sehr oft haben diese eine
Regelzeit von ein bis drei Jahren und sind
über diese Zeit hinaus verlängerbar.
Meist ist es möglich, den Fernkurs vorab
zu testen, um zu schauen, ob einem die
Aufmachung der Lehrbriefe und der Ein-
sendeaufgaben sowie die Kursbetreuung
liegen. Häufig werben die Kurse mit Gü-
tesiegeln und Zertifizierungen, wie zum
Beispiel dem Stempel „staatlich geprüft“
der Staatlichen Zentralstelle für Fernun-
terricht. In manchen Fernkursen werden
zusätzlich zu den Lernunterlagen ein
oder mehrere Präsenzseminare angebo-
ten, in denen die Lernenden auch prak-
tisch arbeiten und das Gelernte in die
Praxis oder in den Austausch mit anderen
Teilnehmern bringen können. Ein großer
Vorteil dieser Art von Ausbildung ist das
zeitunabhängige Lernen. So können Sie
die Inhalte zu einer Ihnen passenden Zeit
bearbeiten. Ferner fallen keine Reisezei-
ten an, da Sie von zu Hause aus, von un-
terwegs oder an einem anderen angeneh-
men Ort lernen können. Kurzum: Diese
Art des Lernens bietet größtmögliche Fle-
xibilität. Zu erwähnen ist auch der relativ
günstige Preis. Außerdem fallen keine Zu-
satzkosten für Reise, Übernachtung und
Verpflegung an – außer bei zusätzlichen
Praxisveranstaltungen.
Demgegenüber gibt es unserer Ansicht
nach aber auch Nachteile: Man muss
stets eine hohe Eigenmotivation aufbrin-
gen, um seine Lernzeit zu strukturieren
und die Inhalte durchzuarbeiten. Außer-
dem gibt es wenig oder keine Präsenzzei-
ten, in denen Sie praktisch üben können,
damit das Wissen in Erfahrung und Kön-
nen übergeht. Ihre Coach-Persönlichkeit
entwickelt sich jedoch sehr stark durch
Selbsterfahrung, Feedback von anderen
und die Gestaltung realer Coaching-Pro-
zesse. Fraglich ist somit die Praxistaug-
lichkeit, da durch die fehlenden Präsenz-
zeiten Coaching-Prozesse nicht oder nur
sehr eingeschränkt verfolgt werden kön-
nen.
Präsenzausbildung:
Von einer Präsenz
ausbildung spricht man, wenn die Coa-
ching-Ausbildung mit einer festen Aus-
bildungsgruppe in einem Seminarhaus,
Hotel oder Ähnlichem stattfindet. In
solch einem Rahmen werden die Inhalte
in der Regel persönlich von Lehr-Coachs
oder Lehrtrainern vermittelt, reflektiert
und in Kleingruppen geübt. Manchmal
werden Coaching-Ausbildungsgänge
auch von Hochschulen angeboten. Dies
sind dann keine offiziellen Studiengänge,
sondern die Teilnehmer erhalten nach der
Ausbildung ein Hochschulzertifikat. Die
Coachs dürfen sich dann beispielsweise
„Business Coach (FH)“ nennen. Ein gro-
ßes Plus dieser Art des Lernens ist der un-
mittelbare Kontakt mit den Lehrpersonen,
den anderen Teilnehmern sowie das un-
mittelbare Erleben von Coaching-Prozes-
sen. Nicht zu unterschätzen ist auch der
Vorteil, dass die Lehr-Coachs meistens
selbst als Coach arbeiten und somit viel
Erfahrungswissen und Praxis in die Aus-
bildung einbringen können. Durch den
regelmäßigen Kontakt zur Ausbildungs-
gruppe ist es außerdem möglich, dass
sich später Kooperationen oder berufliche
Freundschaften entwickeln. Ein Nachteil
der Präsenzausbildung kann der Preis
sein. Die Kosten hierfür können deutlich
über denen eines Fernkurses liegen. Dazu
haben Sie feste Ausbildungszeiten, die
Sie in Ihre persönliche Planung integrie-
ren müssen. Zu erwähnen ist auch, dass
durch Reisekosten ein weiterer finanziel-
ler Aufwand entstehen kann, der je nach
Art der Unterbringung nicht unerheblich
ist.
Universitäres Studium:
Einige Hochschu-
len bieten die Möglichkeit an, Coaching
zu studieren. Oft findet das Studium in
Form eines Aufbaustudiengangs statt und
dauert ein bis zwei Jahre. Nach bestan-
dener Abschlussarbeit berechtigt dies zur
Nennung eines Hochschulabschlusses.
Eine entsprechende Bezeichnung könnte
zum Beispiel sein: „Beratung in der Ar-
beitswelt – Coaching, Supervision und
Organisationsberatung, Master of Arts
(M. A.)“. Es gibt auch komplette Studi-
engänge, wie zum Beispiel an der Hoch-
schule für Gesundheit & Sport, Technik
& Kunst in Berlin. Dort existiert ein sie-
bensemestriger Studiengang zum Life-
Coach, der mit dem Bachelor of Science
abschließt. Auch bei einem universitären
Studium gibt es Vor- und Nachteile. Ein
möglicher Vorteil ist die umfangreiche
Ausbildungszeit (inklusive sich anschlie-
ßender Bachelor- und/oder Masterar-
beit). Je nach Betrachtungsweise könnte
dies aber auch ein Manko sein. Nach Ab-
schluss des Studiums ist man berechtigt,
einen akademischen Titel zu führen. Oft
wird ein solches Studium berufsbeglei-
tend durchgeführt, was die Ausbildungs-
zeit nochmals verlängert. Je nach Entfer-
nung der Uni zum Wohnort sind anfal-
lende Zusatzkosten für Unterkunft und
Verpflegung zu beurteilen. Eine wichtige
Überlegung ist der Preis. Derzeit sind alle
Angebote mit Hochschulabschluss privat-
wirtschaftlich organisiert. Das heißt, man
muss sie aus eigener Tasche bezahlen.
Gehen Sie davon aus, dass die Gebühren
im fünfstelligen Bereich liegen.
Foto: Illa Schütte