wirtschaft und weiterbildung 7-8/2016 - page 52

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
relevant sind, um die Entwicklung von
der Weimarer Republik zum Dritten Reich
zu beschreiben, dann liefe die aktuelle
Diskussion über den Rechtsradikalismus
viel fundierter ab, war sich der Keynote-
Speaker sicher.
Natürlich weiß auch er, dass die Men-
schen heute keine Lust haben, sich die
sieben Weltwunder oder die 50 wichtigs-
ten Fakten zu einer Geschichtsepoche zu
merken. Aber Hofmann blieb bei seiner
Meinung: Die Digitalisierung bietet nur
demjenigen ein unerschöpfliches Poten-
zial zum Lernen, der ein gut verdautes
Basiswissen hat. Da Hofmann auch Ge-
dächtnistrainer ist, lieferte er eine frohe
Botschaft gleich mit: Dieses Basiswissen
kann man sich mit den Techniken des Ge-
dächtnistrainings „spielend“ erarbeiten.
Wem es mit den Gedächtnistechniken
nicht so leichtfällt, der darf natürlich das
Internet zu Hilfe nehmen und mit einem
Youtube-Video eine berühmte Gedächt-
nisstütze namens „Körperliste“ erlernen.
Und wenn es gar nicht klappt: Hofmann
ist auch auf Facebook und Twitter, er ant-
wortet auch auf E-Mails und verteilt über
seine aufwendig gestaltete Homepage
kostenlos E-Books.
„Ich denke, dass Trainer und Trainerin-
nen nicht an der Frage der Digitalisierung
des Lernens vorbeikommen werden und
in der Mehrheit auch offen sind, sich mit
den Entwicklungen des vernetzten Ler-
nens auseinanderzusetzen“, zeigte sich
E-Learning-Experte Dr. Jochen Robes
überzeugt. Er sprach vor dem Gabal-
Publikum über die Zukunft des Lernens
und war froh, dass er nicht mehr wie in
früheren Jahren landauf und landab be-
teuern musste, dass die Digitalisierung als
Entwicklung unumkehrbar sei. Robes ou-
tete sich als Fan der 70-20-10-Formel. Sie
weise darauf hin, dass Lernen und Kom-
petenzentwicklung vor allem im Arbeits-
prozess und im Austausch mit anderen
stattfinde.
Erfolgreiche Lernstrategien
sind sehr individuell
Die spannende Frage laute, was man
als Personalentwickler und Trainer tun
müsse, um den Mitarbeitern eines Unter-
nehmens das Selbstlernen und das „So-
cial Learning“ zu ermöglichen. „Denn
zum einen stoßen unsere alltäglichen
Arbeitsprozesse nicht automatisch die
Reflexionsschleifen an, die es braucht,
um schnell und effektiv aus Fehlern zu
lernen. Und zum anderen fördert unsere
Unternehmens-, Arbeits- und Führungs-
kultur leider nicht immer, dass wir un-
sere Lernerfahrungen auch mit anderen
teilen“, so Robes.
Neben der Digitalisierung war der Ein-
fluss der Hirnforschung auf die Weiter-
bildung das zentrale Thema der Gabal
Jubiläumsimpulstage. Neurobiologe Prof.
Dr. Holger Schulze erklärte, dass Nerven-
zellen über Synapsen miteinander kom-
munizierten, und dass das Lernen diese
Kommunikation durch Veränderung der
Synapsen beeinflusse. „Dieser Prozess
ist unwillkürlich und dauert in der Regel
mindestens 24 Stunden. In dieser Zeit
ist er störbar – zum Beispiel durch neue
Information, aber besonders auch durch
Fernsehkonsum oder Computerspiele“,
so der Wissenschaftler. „Der Prozess
Anfang Juni feierte der Trainerverband
Gabal e.V. sein 40-jähriges Bestehen mit
einem zweitägigen Kongress. Eine der
zentralen Fragen der Teilnehmer war:
Wie verändert sich die Weiterbildung in
Zeiten der Digitalisierung? Der Keynote-
Speaker Markus Hofmann warnte davor,
den Menschen einzureden, sie bräuchten
nichts mehr zu wissen, weil es völlig aus-
reiche, wenn man via Smartphone das
Wissen herbeigoogeln und über Social-
Media-Tools immer einen Expertenkreis
etwas fragen könne.
Man dürfe das Denken, Merken und Er-
innern nicht dem Handy überlassen. Hof-
mann betonte, dass er keiner von denen
sei, die Angst hätten, dass das Internet
die Menschen in die digitale Demenz
treibe. Aber man brauche Medienkom-
petenz und vor allem einen Grundstock
an Basiswissen, um gewisse Gefahren
des Internets umschiffen zu können.
Der Speaker war sich sicher: „Wer kein
Grundraster an Wissen hat, wird sich
auch über das Netz kein Wissen auf-
bauen können.“ Man brauche eine durch
formale Bildung erworbene Basis, bevor
man das Wissen aus den Social-Media-
Kanälen filtern und zu etwas Neuem ver-
knüpfen könne. Motto: Erst selbst was
lernen, dann klappt es auch mit dem
Konnektivismus.
Jeder braucht Basiswissen,
bevor er sinnvoll googeln kann
Leider geht den Menschen nach Hof-
manns Beobachtung langsam aber sicher
das Grundwissen verloren. Wenn jeder
die 50 Grundbegriffe kennen würde, die
Ein Feuerwerk an Spiel und
Input zum 40. Geburtstag
40 JAHRE GABAL E.V.
Anfang Juni feierte der Gabal e.V., ein Verband der Weiterbildungs-
Professionals, seinen 40. Geburtstag. Geboten wurde ein Feuerwerk an zwölf kurzweiligen
Keynotes und ein festliches Gala-Dinner. Insbesondere die Gründergeneration freute sich,
dass es ihr gelungen war, ein auf Dauer angelegtes Netzwerk mit vielen Regionalgruppen
zu erschaffen. Das Motte des Events war: Niemals aufhören mit dem Lernen!
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