personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
09_2016
gerechnet werden können, so Frank. In
Planung ist zudem eine E-Academy und
Online-Zertifikats-Lehrgänge ohne Prä-
senzphasen.
Schloss Gracht: Die Mutter
aller Executive-Programme
Während die deutschen Business Schools
den Bereich der offenen Seminare erst
mühsam aufbauen müssen, hat die
European School of Management and
Technology (ESMT) in Berlin bereits bei
ihrer Gründung 2002 mit dem damali-
gen Universitätsseminar der Wirtschaft
(USW) in Schloss Gracht einen führen-
den deutschen Weiterbildungsanbieter
übernommen und profitiert davon noch
heute im offenen Seminarmarkt. Im Jahr
2014 hatte die Business School knapp
1.000 Teilnehmer bei den offenen Semi-
naren. Über ein Drittel davon waren in-
ternationale Teilnehmer. Es gebe immer
mehr internationale Teilnehmer, die nach
Deutschland kämen und wissen wollten,
was die deutschen Unternehmen so stark
mache und wie Corporate Governance
bei uns ablaufe, sagt Christoph Burger,
Senior Associate Dean für Executive Edu-
cation an der ESMT.
Fast die Hälfte der Angebote findet inzwi-
schen auf Englisch statt. Die deutschspra-
chigen Kurse werden weitestgehend in
Schloss Gracht durchgeführt. Im Herbst
gibt es den neuen Kurs „Innovation als
Unternehmensmodell“ auch auf Deutsch
in Berlin. „Unser Ziel ist es, wo immer
es Sinn macht, alle Kurse in beiden Spra-
chen anzubieten“, so Burger. Den Un-
terschied zu den nicht-akademischen
Anbietern sieht er in der wissenschaftli-
chen Leitung durch Professoren, die auch
zu den Themen forschen: „Die können
schon eine andere Tiefe reinbringen als
ein Trainer.“
Neu ist das englischsprachige Seminar
„Leading with Psychological Intelli-
gence”, bei dem die Teilnehmer lernen,
wie sie ihre Führungskompetenz durch
ein besseres Verhältnis zu Mitarbeitern,
Kollegen und Vorgesetzten steigern kön-
nen. Ebenfalls neu sind das dreitägige
Seminar „Leadership in Action“ sowie
das viertägige Seminar „Understanding
and Leading Change“ für Manager von
Change-Prozessen, die sich mit der psy-
R
chologischen Bedeutung dieser Prozesse
und möglichen Widerständen vertraut
machen möchten. Erstmals fanden in
diesem Jahr auch die zweitägigen „Boos-
ter Seminare“ statt, eine Programmserie
mit dem Fokus auf disruptiven Einflüs-
sen und neuen Geschäftsmodellen, die es
auch weiterhin geben soll. Die englisch-
sprachigen Workshops sollen relevantes
Wissen über zukunftsweisende Techno-
logietrends wie digitale Strategie, Cyber-
sicherheit, Blockchain und industriellen
3-D-Druck vermitteln. So bekommen Ma-
nager beim Seminar „Hacking for Execu-
tives“ eine Einführung in fortschrittliches
Hacking sowie ein cybersicherheitsrele-
vantes Basiswissen.
Zudem wird das Portfolio in den Berei-
chen Digitalisierung und Leadership
ergänzt. Neu angeboten wird dabei der
Kurs „Decoding digital: Building digi-
tal strategies“, der die Teilnehmer dabei
begleiten soll, eine Strategie zur Digita-
lisierung ihres Unternehmens auszu-
arbeiten oder weiterzuentwickeln. Im
Kurs „Successfully implementing digital
transformation projects“ geht es um die
Ausschöpfung von Kosten- und Umsatz-
potenzialen und im neuen Kurs „Business
Ethics“ um Entscheidungsdilemmata.
Die Spanier kommen nach
Deutschland
Während deutsche Business Schools ihre
Angebote im Bereich Executive Educa-
tion stärker ausbauen, bleibt Deutschland
auch für ausländische Schulen ein inte-
ressanter Markt. Bisher sind jedoch nur
wenige in Deutschland selbst aktiv. Den
längsten Atem hat dabei die Iese Business
School in Barcelona, die ihr Advanced-
Management-Programm bereits seit 2005
in Deutschland anbietet und vor einem
Jahr sogar einen eigenen Campus in
München eröffnet hat, auf dem es künf-
tig auch mehr Weiterbildungskurse geben
soll.
Konkurrenz haben die Spanier in diesem
Jahr ausgerechnet von ihrem spanischen
Wettbewerber bekommen. So startete die
spanische IE Business School in Madrid,
die wie Iese zu den weltweit führenden
Business Schools gehört, im Februar erst-
mals ein fünfmonatiges AMP-Programm
in Frankfurt. Der Unterricht fand freitags
und samstags statt. Zudem gab es eine
Abschlusswoche in Madrid. Zielgruppe
waren Manager und Unternehmer, die
sich auf eine General-Management-Rolle
vorbereiten wollen und mehr als zehn
Jahre Managementerfahrung haben.
Die teils internationalen 15 Teilnehmer
kamen überwiegend aus Großunterneh-
men und dem Finanz- und Pharma-Be-
reich sowie dem Consulting. Drei Teil-
nehmer wollen ein eigenes Unternehmen
gründen, einer hat bereits ein medizini-
sches Start-up gegründet. „Das Programm
lebt ja auch gerade von den unterschiedli-
chen Hintergründen und Erfahrungen der
Teilnehmer“, erklärt Daniel Kusebauch,
Programmdirektor AMP Germany bei IE
Executive Education. Obwohl das Pro-
gramm 21.000 Euro kostet, wurde etwa
die Hälfte der Teilnehmer von ihrem Ar-
beitgeber zumindest teilweise finanziell
unterstützt. Die Relation von Zeit- und
Lernaufwand, Preis und Reputation der
Business School sei einfach gut, behaup-
tet Kusebauch, der das Programm auch
selbst in voller Länge absolviert hat.
Bei der Akquise für den ersten Durch-
gang habe man sich vor allem auf Un-
ternehmen mit internationalem Focus
konzentriert, weil es dort auch mehr Auf-
merksamkeit für Business Schools gibt,
so Kusebauch. Beim Deutsch geprägten
Mittelstand müsse man da noch mehr
Überzeugungsarbeit leisten. Das nächste
„Advanced-Management-Programm“
(AMP) soll im März 2017 starten. Ausge-
baut wird dabei das Thema persönliche
Entwicklung. So werde jeder Teilnehmer
an einem persönlichen Entwicklungs-
plan arbeiten und nach dem Kurs gebe
es ein Follow-up. „Grundsätzlich besteht
natürlich das Interesse, auch weitere Pro-
gramme in Deutschland anzubieten“, so
Kusebauch. Angedacht sei es dabei, das
AMP 2018 auch in anderen Städten wie
Berlin und Zürich durchzuführen. Der
Programmdirektor ist zuversichtlich,
dass sich der AMP-Kurs in Deutschland
etabliert. „Im ersten Durchgang waren es
vor allem die Teilnehmer selbst, die das
gegenüber HR gepuscht haben“, so Kuse-
bauch. Gerade im HR-Bereich dauere es
eben meist länger, bis ein Programm in
das Weiterbildungsangebot eines Unter-
nehmens integriert werde.
Bärbel Schwertfeger