personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
09_2016
R
nell designed und durch die Feedbacks
der Teilnehmenden bestätigt wurde.
Die Abbildung verdeutlicht, dass Social
Learning nicht nur geeignet ist, ein in-
haltliches Thema in der Gemeinschaft zu
lernen, sondern darüber hinaus Kompe-
tenzen zu erwerben, die für Arbeiten am
digitalen Arbeitsplatz zwingend erforder-
lich sind.
Zertifizierung
Nicht einfach ein Kurs, sondern ein Zer-
tifikatskurs, so lautet die Anforderung an
den CMP, und von Beginn an war deut-
lich, dass Bosch an zertifizierte Com-
munity-Manager ähnliche Erwartungen
stellt wie an zertifizierte Projektmanager.
Neben den Anforderungen zum Nach-
weis der erworbenen Kompetenzen sollte
auch die Prüfung nach Social-Learning-
Prinzipien gestaltet werden:
• Die Prüfung besteht aus drei Teilen:
eine Teamarbeit, zwei Einzelarbeiten.
Die Teamarbeit und eine Einzelarbeit
sind praxisorientiert, die zweite Einzel-
arbeit fordert eine persönliche Reflek-
tion.
• Für die Teamprüfung müssen sich die
jeweiligen Teams selbst organisieren.
Die Teams werden durch ein neutrales
Ziehungsverfahren zusammengestellt.
Sie stellen ihre Ergebnisse in einer Sub-
community bereit, die nur ihnen und
den Prüfern zugänglich ist.
In der Konzeption des Prüfungsverfah-
rens wurde diskutiert, ob ein digitales
Prüfungsverfahren dem Anspruch an
hochwertige Prüfungen standhalten
kann. Hat jemand wirklich selbst die Auf-
gabe bearbeitet, sich von jemandem hel-
fen zu lassen? Die Entscheidung fiel für
die oben beschriebene Verfahrensweise,
die generell auf Vertrauen in die Lernen-
den setzt, nicht auf Misstrauen hinsicht-
lich eines potenziellen Täuschungsver-
suchs. Zehn intensive Wochen in einer
Community, in der die Lernbegleitung
jeden Teilnehmenden in schriftlicher,
mündlicher Kommunikation, in Reflek-
tion und Kreativität in neuer individueller
Nähe über einen langen Zeitraum erlebt,
lassen sofort erkennen, ob ein abgeliefer-
tes Ergebnis tatsächlich aus der Feder des
Einreichers stammt oder nicht.
Ab morgen also nur noch
Social Learning?
Die Antwort ist ein klares Nein. Lautet
aber auch: mit mehr Social Learning, als
sich viele vorstellen. Denn Social Lear-
ning fokussiert auf den Prozess des Kom-
petenzerwerbs, nicht darauf, wie Wissen
optimal vermittelt wird, und dieser Pro-
zess lässt sich auch „social” unterstützen.
Auch in auf den ersten Blick fern der Di-
gitalität liegenden Themen wie Kunden
orientierung am Schalter, Konfliktlösung
im Team — der offenen Denkweise sind
keine Grenzen gesetzt.
Die Menschen der digitalen Gesellschaft
haben ihr Lernen schon längst in die ei-
gene Hand genommen. Nicht umsonst ist
Youtube das größte Weiterbildungsportal
und in Foren und Netzwerken „bildet”
man sich gegenseitig. Dieses Potenzial
der Selbstorganisation sollte im Unterneh-
men nicht länger brachliegen müssen. Es
bedarf keines Großkonzerns und keiner
großen Plattform wie IBM Connections,
es bedarf keines Projekts, das den Change
in separaten Aktivitäten zu initiieren
sucht. Es bedarf eines neuen Geschäfts-
modells für HR und Corporate Learning,
mit dem sich davon verabschiedet wird,
als zuständige Abteilung einziger Garant
optimaler Bildung für Mitarbeitende zu
sein, aber auch davon, dass alleine schon
die Kombination neuer technischer Mög-
lichkeiten mit Methoden der Wissensver-
mittlung Revolution genug sei. Die Quint-
essenz eines anderen Lerndesigns wird
sein, dass auch Weiterbildner und (ehe-
malige) Trainer/-innen sagen werden:
Noch nie habe ich so intensiv, engagiert
und kreativ Lernende begleitet, noch nie
habe ich so viel Benefit für mich, meinen
Job und für die nächste Lerngruppe zie-
hen können wie aus diesem Kurs.
Ellen Trude
Buchtipp.
Dieser Artikel ist ein Auszug
aus dem neuen Buch „Digital Leadership.
Erfolgreich Führen in Zeiten der Digital Eco-
nomy“, das Thorsten Petry herausgegeben
hat (Haufe 2016, 472 Seiten, 49,95 Euro).
Social-Learning-Prinzipien
Kompetenzerwerb.
Die Abbildung verdeutlicht, dass Social Learning
nicht nur geeignet ist, Inhalte in der Gemeinschaft zu lernen. Damit
lassen sich auch Kompetenzen erwerben, die für das Arbeiten am digi-
talen Arbeitsplatz zwingend erforderlich sind.
Quelle: Open Thinking
Lernen mit
Social Learning
Unmittelbare
Anwendung
des Gelernten
in der täglichen
Arbeit
Lernen &
Arbeiten in
virtuellen
Teams
Prinzip
Teilen & Lernen
Co-Creation
in Wissens-
erwerb &
Aufgabenbear-
beitung
Selbst-
organisation