training und coaching
42
wirtschaft + weiterbildung
05_2016
Deutsche Gesellschaft für Personalfüh-
rung e.V. in Frankfurt gerade ein „Pra-
xispapier“ mit dem Titel „Virtuelles Coa-
ching – Bilanz und Orientierungshilfe“
veröffentlicht habe, und zitierte daraus
fünf Gründe, die für ein virtuelles Coa-
ching sprechen. Virtuelles Coaching …
1.
ermöglicht eine raum- und zeitunab-
hängige Interaktion
2.
unterstützt eine intensive, flexible und
schnelle Prozessbegleitung
3.
ist zeitgemäß im Zeitalter der Digitali-
sierung und Internationalisierung
4.
kann die Erlebniswelt des Klienten er-
weitern
5.
führt in der Regel zu betriebswirt-
schaftlichen Vorteilen.
Bache ergänzte, dass virtuelles Coaching
es erlaube, Klienten weltweit auf Reisen
oder bei Auslandseinsätzen zu beglei-
ten. Das werde die Nachfrage wahr-
scheinlich ankurbeln. Und er betonte,
dass Coaching-Abos (regelmäßige, kurze
Coaching-Einheiten) erst durch das Inter-
net möglich würden. Andererseits wollte
Bache auch die aus seiner Sicht vorhan-
denen sieben Risiken beim Einsatz von
virtuellem Coaching benennen:
1.
Die gegenseitige, ganzheitliche Wahr-
nehmung von Coach und Klient wird
durch die Technik deutlich reduziert.
2.
Virtuelles Coaching muss gelernt wer-
den, die Anforderungen sind höher als
beim Live-Coaching.
3.
In ungeschulten Händen können virtu-
elle Methoden durchaus kontraproduk-
tiv sein (zum Beispiel eine angemes-
sene Reflexion verhindern).
4.
Der Einsatz virtueller Coaching-Metho-
den muss verantwortlich abgestimmt
sein mit dem Thema, dem Prozess
status, dem Klima zwischen Coach
und Klient und den Rahmenbedingun-
gen des Coaching-Prozesses.
5.
Eine hohe technische Qualität muss
sichergestellt werden (unter anderem
auch durch einen Coach, der die Tech-
nik weitestgehend beherrschen kann).
6.
Virtuelle Coaching-Methoden haben
besondere Anforderungen an die Ver-
traulichkeit und den Datenschutz.
7.
Mit weiterer Entwicklung werden auch
die Qualitätsanforderungen an virtuelle
Coaching-Methoden steigen.
„Mehr Qualitätsprobleme zu
erwarten“
Bache beteiligte sich aktiv an verschiede-
nen Workshops des Kongresses und kam
am Ende zu dem Fazit, dass virtuelles
Coaching schon bald das klassische Coa-
ching ergänzen werde. Wie sinnvoll das
sein werde, sei sehr von der Kompetenz
der Coachs abhängig. Da es jetzt schon
mehr „selbsternannte und ungeschulte“
Coachs gebe als Profis und der Coaching-
Begriff ungeschützt sei, würden die Quali-
tätsprobleme mit Verbreitung der virtuel-
len Methoden zunehmen. Hier müsse die
Branche entsprechend schnell reagieren,
forderte Bache. Er machte auch darauf
aufmerksam, dass sich andererseits ge-
rade wegen des virtuellen Coachings die
Fähigkeit, im Präsenzgespräch einen ge-
schützten Rahmen und ein förderliches,
persönliches Klima bieten zu können, zu
einem Marktvorteil für Profis entwickeln
könne. Das stimme ihn optimistisch.
Am 16. und 17. Februar 2017 wird in
Erding der nächste Coaching-Kongress
tattfin-
den. Sein Schwerpunktthema wird „Re-
silienz für die VUCA-Welt“ lauten. Resili-
enz bedeutet „Widerstandskraft“. Es geht
um die Fähigkeit, sich aus jeder beliebi-
gen Lage wieder aufzurichten – durch
den Rückgriff auf eigene Ressourcen und
eine zusätzliche Unterstützung Dritter.
Nächster Coaching-Kongress:
„Call for Papers“ bis 30. Juni
Wer als Referent einen Beitrag zu dem
Schwerpunktthema „Resilienz“ liefern
will (oder ein Live-Coaching durchführen
möchte oder eine besondere Coaching-
Methode zur Diskussion stellen kann),
sollte sich bis zum 30. Juni melden und
dazu das Bewerbungsformular auf un-
serer Homepage benutzen. Wer bei den
Poster-Sessions mitmachen oder sich
um den Coaching-Preis bewerben will,
der hat noch bis zum 1. Dezember Zeit.
In den beiden Poster-Sessions werden
aktuelle Forschungsergebnisse aus dem
Bereich Coaching präsentiert und mit
Kongressteilnehmern diskutiert. Mit dem
Erdinger Coaching-Preis werden vorbild-
liche Forschungsarbeiten im Themenfeld
Coaching (Bachelor- oder Master-Arbeit,
Dissertation sowie wissenschaftliche Ar-
tikel) ausgezeichnet.
Martin Pichler
R
Fotos: Pichler
Dr. Karl Kreuser.
Er warnte vor einem mög-
lichen Verlust an Empathie durch zu viel IT.
Erding.
Am ersten Kongresstag wurde Erding überraschend von einem
Schneegestöber heimgesucht. Die Vorträge starteten trotzdem pünktlich.