wirtschaft und weiterbildung 5/2016 - page 48

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2016
nen Inkubator. „Die brauchen Mitarbei-
ter, die Start-ups bewerten können“, sagt
der Professor. Da entstehe schon fast so
etwas wie ein neues Berufsbild, das je-
doch auch solide Managementkenntnisse
voraussetze. Gefragt seien zusätzlich
Führungskräfte mit Start-up-Fähigkeiten,
die dem Unternehmen dabei helfen, neue
Ideen zu kreieren.
Im MBA-Programm gibt es dafür unter
anderem einen Intensivkurs „Application
of Entrepreneurial Tools“, bei dem die
Teilnehmer verschiedene Werkzeuge ken-
nen und anwenden lernen. Dazu gehört
zum Beispiel das Business Model Canvas,
eine Art grafisches Raster, mit dem sich
wichtige Teile einer Geschäftsidee durch-
denken lassen. „Je öfter ich das mache,
desto leichter fällt mir der Prozess“, er-
klärt Professor Hienerth. „Das ist wie ein
kognitives Training.“ Auch den „Lean
Start-up Approach“ lernen die MBA-Stu-
denten kennen. Statt ein neues Produkt
im stillen Kämmerchen zu entwickeln,
geht man dabei möglichst früh mit einem
Prototyp an potenzielle Kunden heran
und nutzt ihre Reaktionen für die weitere
Entwicklung. Das experimentelle Her-
angehen führe dazu, dass man sich viel
stärker bewusst darüber werde, was und
warum man etwas tue, erklärt der WHU-
Professor.
Innovative Menschen
brauchen exotische Anreize
Auch an der Mannheim Business School
hat man in Sachen Entrepreneurship
aufgerüstet. So gibt es im Mannheim
Executive MBA neue Wahlfächer wie
„Innovation Strategy & Implementation“
oder „Driving Digital Transformation“.
Bestandteil des Studiums ist schon seit
Langem ein „Strategic Project“, bei dem
die Teilnehmer im Team eine Firmengrün-
dung von der Idee über den Businessplan
bis zur Suche nach Investoren vorberei-
ten müssen. Voraussetzung ist stets eine
innovative und komplexe Aufgabenstel-
lung. Werner Eberhardt, der sein Studium
bereits 2013 beendet hat, entwickelte
damals mit seinem Team eine Geschäfts­
idee, bei der Verwandte und Freunde mit-
hilfe von mobilen Geräten einen besse-
ren Kontakt zu Pflegebedürftigen halten
können.
Von seinen Erfahrungen dabei profi-
tiert er noch heute. „Ich bin viel besser
in der Lage, ein Erfolg versprechendes
Geschäftsmodell zu entwickeln und zu
vertreten“, resümiert der promovierte
Biochemiker. Seine Kenntnisse konnte er
auch gut in seinem Job bei SAP einbrin-
gen. Dort hat er zunächst den neuen Be-
reich Software-Entwicklung im Gesund-
heitswesen aufgebaut, übernahm 2014
dann die weltweite Verantwortung dafür
und ist seit Oktober 2015 als General Ma-
nager gesamtverantwortlich für diesen
Innovationsbereich.
„Das Interesse bei Teilnehmern aus gro-
ßen Konzernen für die Themen Entrepre-
neurship und Innovation ist sehr stark
gestiegen“, beobachtet auch Professor
Zoltán Antal-Mokos, Dekan für MBA-
Programme an der ESMT in Berlin. „Im
letzten Jahr wollte mehr als die Hälfte der
Teilnehmer im Executive MBA ihre Mas-
terarbeit dazu schreiben.“ Den Professor
wundert das nicht.
Dabei verwendet er gern die Metapher:
Die Fische sind die letzten, die den Ozean
entdecken und verstehen, wie wichtig
der Zufluss von Frischwasser und die
Beseitigung von giftigen Abfällen für das
Funktionieren des Systems sind. Genauso
seien sich die Mitarbeiter in großen Kon-
zernen oft nicht bewusst darüber, welche
organisatorischen Kräfte in ihrem Unter-
nehmen wirken, die unternehmerisches
Verhalten oder Innovationen verhindern.
„Wir helfen ihnen, den Ozean zu verste-
hen und geben ihnen die Werkzeuge, mit
denen sie das passende Umfeld schaffen
können“, erklärt Professor Antal-Mokos.
Ein einzelner Kurs in Entrepreneurship
genüge da bei Weitem nicht.
Gründer packen Themen
ganz anders an
So gehe es im Kurs „Innovation and New
Product Development“ unter anderem
um die Herausforderungen von Corpo-
rate Venturing. Anhand der Fallstudie
von Nespresso lernen die Teilnehmer,
wie eine technologische Neuheit und ein
innovatives Marketing in ein etabliertes
Unternehmen integriert wurden. Im Kurs
„Organizing for Innovation“ gehe es um
agile Innovationen, die Rolle von Teams
und die Motivation von Innovatoren.
„Das ist nicht so einfach, weil man da
ganz andere Anreize braucht“, sagt der
Professor. Und im Kurs „Strategic Lea-
dership: Innovation and Execution“ be-
schäftigen sich die Teilnehmer mit dem
Unterschied zwischen Exploiters und
Explorers. Während der Exploiter daran
arbeite, die Prozesse effektiver zu ma-
chen, suche der Explorer nach neuen
Möglichkeiten. Es sei sehr wichtig, diese
R
Abschlussfeier.
An der HHL Leipzig
Graduate School of
Management feiern
MBA-Absolventen
in „Caps“ und
„Gowns“.
Foto: HHL
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