wirtschaft und weiterbildung 4/2016 - page 35

wirtschaft + weiterbildung
04_2016
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R
Am Ende.
Wer aus
einem Perfektions-
trieb heraus alles
selbst macht, muss
nie Danke sagen,
landet aber tod­
sicher im Burn-out.
und weggehen, weil sie in einer solchen
Atmosphäre nicht arbeiten wollen. Und
schon sind Sie unliebsame Konkurrenz
los, scharen die Ja-Sager um sich. Auf
diese Weise haben Sie es bald geschafft,
dass nichts von alleine geht und Sie sich
um alles selber kümmern müssen. In
Ihrem Umfeld sind nur noch Leute, die
abwarten, keine Initiative zeigen und
keinerlei Risiko übernehmen. Eine prima
Voraussetzung, damit Sie selbst bald zu-
sammenbrechen.
3.
Halten Sie sich nicht mit den
Wünschen von Mitmenschen auf,
sondern erklären Sie den Leuten
den Sinn des Daseins.
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder
wüsste, was für ihn gut und richtig ist.
Dann wären die Leute ja versucht, diesen
Vorstellungen zu folgen, und zwar enga-
giert. Das wäre ja Motivation. Und moti-
vierte Mitarbeiter würden Ihnen Entlas-
tung verschaffen. Das wollen Sie ja nun
wirklich nicht, denn es würde Ihr Schei-
tern verhindern, zumindest erschweren.
Zum Glück gibt es dagegen Mittel. Sie
müssen den Leuten nur pausenlos erzäh-
len, was für sie gut ist. Dafür eignen sich
Unternehmensleitlinien, Zielvereinbarun-
gen und die jährlichen Mitarbeitergesprä-
che. Aber auch zwischendurch sollten Sie
keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen
lassen, Menschen einzureden, was sie
Ihrer Meinung nach wollen oder zu wol-
len haben.
Geben Sie ihnen Ziele vor, brechen Sie die
Unternehmensziele oder Ihre eigenen auf
den Einzelnen herunter, sodass er darun-
ter gar nicht mehr seine eigenen Wün-
sche und Motive finden kann. Bei ausrei-
chender Hartnäckigkeit Ihrerseits glauben
die Leute Ihnen am Ende sogar, zumin-
dest werden deren eigene Vorstellungen
in den Freizeitbereich zurückgedrängt.
Und dort stört es Sie nicht, wenn Men-
schen eine eigene Motivation haben. Nur
bitte nicht auf der Arbeit. Nun befürch-
ten Sie vielleicht, dass durch solch klare
Ziel- und Sinnvorgaben Menschen auf ge-
meinsames Handeln gemäß Ihren Wün-
schen eingeschworen würden und Sie
dadurch entlasten. Aber keine Sorge, das
wird nur in heutzutage seltenen Fällen
passieren, in denen bei der Arbeit nicht
mitgedacht werden muss, sondern reine
Befehlsausführung genügt. Das kommt
zum Glück immer seltener vor. Meistens
sind die Aufgabenstellungen so komplex,
dass Ideen und kluge Reaktionen der
Mitarbeiter erforderlich sind. Und genau
das verhindern Sie äußerst wirkungsvoll,
wenn Sie den Leuten ständig erklären,
was für sie sinnvoll ist. Damit machen Sie
sie unmündig und verhindern, dass Sie
entlastet werden. Genau das wollen Sie ja
erreichen, um scheitern zu können.
4.
Stellen Sie niemals Fragen, sondern
machen Sie einfach nur klare
Ansagen!
Wer Fragen stellt, beweist nur, dass er
selbst nicht genug weiß. Das ist für Sie
schlecht, denn schließlich leben Sie ja
vom Ruf Ihrer Unfehlbarkeit. Bei etwas
genauerem Nachdenken ist zwar klar,
dass es Unfehlbarkeit nicht gibt, aber
trotzdem müssen Sie unbedingt so tun,
als ob. Schließlich geht es darum, Ihre
Autorität und Macht in jeder Lage zu
demonstrieren. Am besten gelingt das,
Foto: Philipp Dimitri/Westend61 / Corbis
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