personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
04_2016
rekter Konkurrenz zu ihrem vorherigen
Arbeitgeber gestanden habe. Aber auch
historische Faktoren spielten eine Rolle,
glaubt Devlin: so etwa die Goldrausch-
Vergangenheit Kailforniens, wohin Ende
des 19. Jahrhunderts viele risikofreudige
Goldgräber auf der Suche nach Reichtum
strömten (weitere Innovationsfaktoren
laut Devlin finden Sie im Kasten „Innova-
tionsfaktoren“ auf Seite 31).
Diese agile, risikobewusste Trial-and-Er-
ror-Einstellung – schnell handeln, schnell
scheitern, schnell wieder neu anfangen
– wollten viele Teilnehmer sodann gleich
für ihre HR-Arbeit mit nach Hause neh-
men. „Ich denke, dass HR sich neu defi-
nieren muss“, resümierte etwa Tanja Frie-
derichs, Vice President Human Resources
bei der Puls GmbH. Die Personaler sollten
sich fragen, wie sie das Business schnell
und unkompliziert unterstützen können.
„Wir sollten nicht versuchen, die letzte
Perfektion zu erreichen, sondern sagen:
Lasst uns vorangehen, lasst es uns ein-
fach versuchen“, so die Personalerin.
„Das ist eine Philosophie, die ich meinem
Team gerne mitgeben möchte.“
Enge Verknüpfung zwischen
Forschung und Praxis
Beim Besuch der D-School, der Design-
Thinking-Schule der Stanford University,
erlebten die Teilnehmer live, wie dieses
Ausprobieren mithilfe der Methode De-
sign Thinking gelingen kann. Dort wur-
den ihnen zudem weitere Methoden zur
Förderung der Zusammenarbeit und des
gemeinsamem persönlichen Austauschs
vorgestellt. Denn auch in der digitalen
Welt empfiehlt sich manchmal einfach
das gemeinsame Gespräch am Tisch,
ohne digitale Unterstützung: So konnten
die Besucher in der D-School spezielle
Tische begutachten, die dafür konzipiert
sind, den Vier-, Sechs- oder Acht-Augen-
austausch zu vereinfachen. Sie sollen das
gemeinsame Arbeiten an Prototypen er-
leichtern und der dabei so wichtigen Hap-
tik Rechnung tragen. Aber auch in puncto
virtueller Zusammenarbeit konnten sich
die Personaler in Stanford weiterbilden:
Dort gab es intuitiv und spielerisch an-
mutende Online Collaboration Tools zu
erleben. Ein Tool, das die Teilnehmer
selbst ausprobieren konnten, ermöglicht
gemeinsame virtuelle Meetings, in denen
gleichzeitig verschiedene Dokumente live
bearbeitet werden können.
Das Seminarprogramm spiegelte mit den
Stanford-Exkursionen daneben eine ganz
besondere Zusammenarbeit im Silicon
Valley wider: jene zwischen Wissenschaft
und Praxis. Stanford gilt als Mutter vieler
Tech-Unternehmen in der Gegend, viele
Absolventen haben eins oder mehrere
Start-ups gegründet. Und auch schon
während des Studiums haben Studenten
dort die Möglichkeit, am lebenden Ob-
jekt zu forschen: Die Prototypen in einer
Vitrine auf dem Campus erzählen etwa
davon, wie Studenten im Auftrag einer
Schuhfirma spezielle Schuhe für Senioren
herstellten.
„What‘s your story?“: Kein
Netzwerken ohne Storytelling
Auch in der D-School zeigte sich einmal
mehr, wie leicht den Bewohnern des Sili-
con Valley das Netzwerken fällt: Die Stu-
denten stellten den staunenden Persona-
lern spontan ihre aktuellen Projekte vor.
Und fiel es manchem Teilnehmer am An-
fang der Woche noch ein wenig schwer,
sich auf den spontanen Austausch mit
Fremden einzulassen, kamen sie schnell
dahinter, wie man eine solche Konversa-
tion beginnt, in Gang hält und dann auch
elegant wieder beendet, um sich anderen
Networkern zuzuwenden – und, dass
auch beim beruflichen Netzwerken Party-
stimmung aufkommen kann.
R
Geisteshaltung.
Übung im „Moon
shot Thinking“: Die
Teilnehmer lernen,
Sätze nicht mit „Ja,
aber“, sondern „Ja,
und“ zu beginnen.
Tipps.
Das Scheitern gehört zum
Innovationsprozess. Wie man rich-
tig scheitert, hat Stanford-Profes-
sorin Martha Russel in fünf Regeln
zusammengefasst.
Regel 1:
Schnell handeln: Wenn
etwas nicht klappt, sollte man es
sofort ändern.
Regel 2:
Persönlich Verantwortung
übernehmen: Man sollte niemand
anderem die Schuld geben, wenn
etwas nicht funktioniert.
Regel 3:
Erfahrungen teilen: Jedes
Scheitern beinhaltet eine Erfolgs-
lektion.
Regel 4:
Wieder von vorne begin-
nen – und zwar schnell!
Regel 5:
Nicht allein arbeiten: Man
sollte sein Netzwerk kennen, pfle-
gen und nutzen.
Fünf Regeln für er-
folgreiches Scheitern