wirtschaft und weiterbildung 4/2015 - page 43

04_2015
wirtschaft + weiterbildung
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Projekt zu strukturieren oder die betrof-
fenen Kollegen mitzunehmen? Durch den
klaren Informationsfluss? Durch die De-
tailkenntnis? Durch die Art und Weise der
Präsentation oder der Dokumentation?
Oder ist gar gemeint „übertrieben reinge-
hängt“? Hat das „Reinhängen“ gereicht?
Wie bewertet mein Feedbackgeber den
Erfolg? So kann ein sehr interessantes Ge-
spräch entstehen, und man wird viel über
sich erfahren. Beim Annehmen von „posi-
tivem“ Feedback gilt es noch eine zweite
Hürde zu nehmen. Es gilt, sich klar zu
machen, dass das diese Form des Nach-
fragens keine schlafenden Hunde wecken
wird. Warum? Ganz einfach: Die Hunde
schlafen nicht! Resonanz-Feedback will
positiver Wirkung ein großes Gewicht
geben. Der Feedback-Empfänger nimmt
Feedback, das er als positiv empfindet,
nicht nur an, sondern er unterstützt den
Feedbackgeber dabei, es zu präzisieren.
Fazit: Resonanz zulassen!
Um mit Feedbacks so umzugehen, dass
für den Feedback-Nehmer ein Nutzen
entsteht, gilt es also, etwas über Krän-
kungen zu wissen und über den eigenen
Umgang mit Herabsetzungen und Demü-
tigungen. Das Begreifen von Feedback als
Austausch unterschiedlicher Perspektiven
(und niemals als Austausch der „Wahr-
heit“) erfordert schlicht neben dem Ver-
stehen auch Übung. Es gilt, dem Feed-
backgeber mit einer angemessenen Milde
gegenüberzutreten, was die eigenen For-
mulierungen betrifft. Man sollte über
Kränkungen reden können, vor allem,
wenn man gelernt hat, die direkte Wider-
standslust im Griff zu haben.
Chris Wolf, Heinz Jiranek
Was ist Resonanz-Feedback und was bringt es?
Feedback soll beim Feedbacknehmer Resonanz erzeugen.
„Nur dann wird es wirksam sein und nur dann kann es
bewegen“, sagen Chris Wolf und Heinz Jiranek. Sie veran-
schaulichen in ihrem neuen Buch das Konzept des Reso-
nanz-Feedbacks. Dieses Feedback ...
· beschreibt das Verhalten
· beschreibt eine Beobachtung oder eine Einschätzung, die
das Verhalten hatte oder haben könnte
· enthält einen Wunsch für zukünftiges Verhalten.
Damit ein so formuliertes Feedback wirkt, ist es notwen-
dig, dass eine Wertschätzung in den Worten deutlich mit-
schwingt.
Für Wolf und Jiranek ist Feedback vergleichbar mit einer
Situation, in der jemand einem anderen ein Video von des-
sen Verhalten zeigt. Dabei sind die Bilder von der subjekti-
ven Wahrnehmung des Feedbackgebers geprägt. Der Feed-
backgeber hat nicht die Deutungshoheit über das Video.
Unterschiedliche Perspektiven werden als Bereicherung
gesehen.
Kritik an den klassischen Feedbackregeln
Der Feedbackgeber sagt beim Resonanz-Feedback nicht
„So geht es“, sondern er lenkt die Aufmerksamkeit des
Empfängers auf die beobachtbaren Wirkungen und Gegen-
wirkungen. Der Fokus liegt auf dem Interaktionsprozess.
Im Übrigen achtet der Feedbackgeber darauf, was er dem
Feedbacknehmer zumuten kann. Er bezieht die Wirkung
des Feedbacks auf den Nehmer ständig mit ein und er
hat vorher die Frage geklärt, was er sich eigentlich vom
Definition.
In ihrem Buch „Feedback – Nur was erreicht, kann auch bewegen“ plädieren Chris
Wolf und Heinz Jiranek für die neue Form des „Resonanz-Feedbacks“. Der Feedbacknehmer wird
so angesprochen, dass er die ihm angebotene neue Sichtweise annehmen kann.
Feuer frei.
Viele
Mitarbeiter
erleben Feed-
back als eine
Art feindlichen
Beschuss durch
den Chef.
Feedbacknehmer wünscht. Der Geber lässt beim Feedback
nicht etwa nur Dampf ab, sondern er will eine Wirkung aus-
lösen. Deshalb spricht er auch nicht alles an, was ihm auf-
fällt, sondern konzentriert sich auf seine „Botschaft“. Der
Feedbackgeber ist sich der Subjektivität seiner Überzeu-
gung wohl bewusst. Im Idealfall kommt es zu einer Erwei-
terung der Wahrnehmung bei beiden Parteien.
In Seminaren werden gerne Feedbackregeln als Poster an
die Wand gehängt. Wolf und Jiranek warnen davor: Durch
die phrasenhaften Regeln entstehe nur ein „trügerisches
Korsett an Sicherheit“. Die Regeln hemmten das freie
Denken und die Gefahr möglicher Kränkungen werde leider
überhaupt nicht verringert. Die bekannten, traditionellen
Feedbackregeln seien gut gemeint, aber zu Floskeln gewor-
den, die nicht „resonanzfördernd“ seien.
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