wirtschaft und weiterbildung 4/2015 - page 52

messen und kongresse
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wirtschaft + weiterbildung
04_2015
sein könnte. Das wollen die Mitarbeiter
dann auch positiv kommentieren und zu-
rückgeben. So entsteht ein positives Mit-
einander.
Das gelingt aber leider nicht immer.
Ein Problem besteht darin, dass
Führungskräfte oft keine Verantwortung
abgeben möchten. Wie können
Personaler da entgegenwirken?
Buchholz:
Zunächst geht es darum, diese
Dinge erst einmal bewusst zu machen
und zu fragen: Überträgt eine Führungs-
kraft nur eine Aufgabe oder überträgt sie
Verantwortung? Wenn die Führungskraft
ein Schema F vorgibt, nach dem der Mit-
arbeiter etwas abarbeiten soll, überträgt
er keine Verantwortung. Denn dann hat
der Mitarbeiter keinen eigenständigen
Spielraum, in dem er agiert. Um dies zu
vermeiden, können Personaler den Füh-
rungskräften passende Instrumente wie
Mitarbeitergespräche, Regelungen und
Zielvereinbarungen an die Hand geben.
Diese Instrumente müssen deutlich ma-
chen, dass es darum geht, nur den Rah-
men für Aufgaben abzustecken. Mitar-
beiter sollen selbst entscheiden, wie sie
diesen Rahmen füllen. Dabei haben Füh-
rungskräfte die Aufgabe, das Ziel zu kon-
trollieren und nicht den Weg dorthin. Das
ist ein schwieriges Thema. Die Delegation
von Verantwortung gelingt nicht überall,
vielleicht sogar in den wenigsten Fällen.
Aber partnerschaftliche Führung kann
man somit aus Ihrer Sicht lernen?
Buchholz:
Egal welche Erfahrung man
mitbringt und was man am eigenen Leib
als Berufsanfänger erlebt hat, eins ist
immer richtig: Führungskräfte müssen
partnerschaftliche Führung lernen und
dafür sensibilisiert werden. Das kommt
nicht von allein. Der Kern von Personal-
führung ist zu allererst die Bewusstma-
Sie werden auf der Messe Personal 2015
Nord über partnerschaftliche Führung
sprechen. Was verstehen Sie darunter?
Dr. Bernd Buchholz:
Eine Führung, die
den Mitarbeiter auf Augenhöhe als mit-
veranwortlichen Partner wahrnimmt und
nicht als Befehlsempfänger, der einfach
nur das macht, was man ihm sagt. Das
ist eine der entscheidenden Komponen-
ten für den Unternehmenserfolg, weil
Mitarbeiter viel motivierter unterwegs
sind, wenn sie selbst Dinge mitentschei-
den und verantworten. Nur dann können
sie ihr Potenzial voll entwickeln und das
Beste aus sich herausholen. Das Führen
nach Gutsherrenart ist zwar heute noch
in vielen Unternehmen üblich, aber nicht
zielführend.
Der Begriff „Augenhöhe“ ist gerade in
aller Munde. Inwiefern ist Augenhöhe
überhaupt möglich, solange es zwischen
Führungskräften und Mitarbeitern ein
Über-Untergeordneten-Verhältnis gibt?
Buchholz:
Ich selbst habe erlebt, was es
bedeutet vorgesetzt und doch auf Augen-
höhe kommunizieren zu können. Ich war
in einem Medienhaus zuerst Trainee bei
einer Tageszeitung, um drei Monate spä-
ter dort als Geschäftsführer aufzuschla-
gen. Da habe ich sehr unterschiedliche
Perspektiven auf die anderen Mitarbeiter
erlebt, zunächst als Auszubildender und
dann als Vorgesetzter. Wenn Sie sich als
Übergeordneter gerieren, dann werden
die Mitarbeiter nicht ihr Bestes geben.
Deshalb habe ich versucht zu signalisie-
ren, dass die Kollegen in ihren Fachberei-
chen im Zweifel viel besser sind als ich es
„Eheberater schon mal als
Führungstrainer eingesetzt“
PERSONAL NORD.
Das Highlight der Messe „Personal Nord“: Dr. Bernd Buchholz,
Ex-Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr, will Deutschlands Manager in seiner
Keynote dazu aufrufen, Führung neu zu überdenken. Buchholz referiert am Donnerstag,
7. Mai, im Praxisforum 1 in Halle A4 der Messe Hamburg
Vorab sprach er mit „wirtschaft + weiterbildung“ über seine Führungsphilosophie.
Foto: Messe und Congress Hamburg
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