04_2015
wirtschaft + weiterbildung
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Silvia Ziolkowski.
Das ehemalige
Vorstandsmitglied eines Soft-
warehauses ist Unternehmer-
Coach für IT-Anbieter und Inha-
berin der Beratungsgesellschaft
„Artvia net.consult“ in Erding.
Ziolkowski:
Der Mittelstand ist bei dem
Thema eindeutig im Vorteil. Wenn ich als
junger Mensch ein Unternehmen suche,
in dem ich selbstbestimmt arbeiten und
mich einbringen kann, dann ist das in
einem kleinen oder mittelständischen
Betrieb sehr viel leichter möglich als in
einem Konzern. In Großunternehmen
gibt es bestimmte Regeln, an die man
sich zu halten hat, wenn man erfolgreich
sein möchte. Da geht es eher darum, dem
Shareholder-Value zu dienen und dies ist
oftmals eine große Flexibilitätsbremse.
Wie schätzen Sie die Bereitschaft der
Führungskräfte in KMU ein, in Zukunft
demokratischer zu führen und mehr Mit-
bestimmung der Mitarbeiter zuzulassen?
Ziolkowski:
Da gilt es zu unterscheiden:
Mittelstand ist nicht gleich Mittelstand.
Bei den kleineren Unternehmen ist Au-
genhöhe oft selbstverständlich. Da arbei-
tet man partnerschaftlich miteinander und
findet den besten Platz für jeden im Haus.
So können sich Mitarbeiter sehr schnell
zu Experten entwickeln, wenn sie es in
einem bestimmten Bereich besonders gut
drauf haben. Das gilt gerade für jüngere
Unternehmen, die damit groß geworden
sind und diesen Ansatz deshalb eher
parat haben. Bei den etablierten, alteinge-
sessenen Unternehmen kommt es darauf
an, welche Führungstypen dominieren.
Da gibt es immer noch Führungskräfte
oder Inhaber, die patriarchalisch führen.
Solche Führungspersönlichkeiten werden
sich mit Demokratisierung immer schwer
tun. Grundsätzlich wird das Thema ge-
rade aber auch zu sehr gehypt. Augen-
höhe ist wichtig, aber nicht alles. Wenn
ich eine Führungskraft habe, die etwas
nach vorne bringen will und die Mitar-
beiter ziehen nicht mit, dann hilft auch
Augenhöhe nichts. Da zählt das Ziel des
Unternehmens vor dem des Einzelnen.
Welche Wege der Personalbeschaffung
halten Sie gerade im Mittelstand noch
für erfolgversprechend?
Ziolkowski:
Mir fällt immer wieder auf,
dass sich viele nicht trauen, Mitarbei-
ter selbst auszubilden. Doch gerade das
halte ich für den Königsweg schlechthin,
insbesondere wenn ein Unternehmen an
einem wenig attraktiven Ort ansässig ist.
Dann ist es sehr wertvoll, jungen Leuten
in Ausbildung oder im dualen Studium
eine Perspektive zu geben – vor allem,
wenn sie in der Gegend verwurzelt sind
und ansonsten fortziehen müssten.
Warum trauen sich so wenige Unterneh-
men zu, Ausbildungsbetriebe zu werden?
Ziolkowski:
Da höre ich zum Beispiel oft
das Argument, „um die Auszubildenden
zu betreuen, muss ich einen Mitarbeiter
als Ansprechpartner abstellen“. Aber das
ist ein Denkfehler. Schließlich müssen Sie
jemanden, der bereits eine fertige Aus-
bildung mitbringt, ebenfalls einlernen,
wenn er das Geschäft verstehen und sich
wohlfühlen soll. Man weiß natürlich oft
nicht, worauf man sich bei Auszubilden-
den einlässt. Aber ich habe in meiner Zeit
als Geschäftsführerin sehr gute Erfahrun-
gen mit dem Ausbildungsbetrieb im eige-
nen Haus gemacht. So mancher Mitarbei-
ter, der als Azubi zu uns kam, ist heute
noch im Unternehmen.
Interview: Stefanie Hornung
Foto: Artvia
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