04_2015
wirtschaft + weiterbildung
49
Screenshot I.
Einstieg in Media-Space, eine Lernplattform, die Videokurse für
unterschiedliche Interessensgebiete verwaltet.
Screenshot II.
Individuelle Videolösung, die Kaltura für die Cornell University
(Hauptcampus in Ithaca, New York) entwickelt hat.
Denn: Die offenen Online-Kurse erreichen
unzählige Interessierte an weltweit ver-
teilten Orten. Damit bilden sie eine her-
vorragende Marketing-Plattform, um die
Bekanntheit einer Universität zu steigern,
deren Markenprofil deutlich zu schärfen
sowie neue Studenten zu gewinnen und
zu binden.
2.
Der Markt für adaptive Lernplattfor-
men wird sich bereinigen.
Um adaptive Lernplattformen ist ein re-
gelrechter Hype entstanden: interaktive
Systeme, welche die Lerninhalte an die
individuellen Bedürfnisse der Nutzer an-
passen, versprechen einen hohen Mehr-
wert. Entsprechend sind in den vergan-
genen Jahren viele Anbieter aus dem
Boden geschossen – viele davon sind
mit Risikokapital finanziert. Nun ist der
Markt reif für Konsolidierungen und auch
für Übernahmen. Letztendlich werden
sich wohl nur eine Handvoll Anbieter im
Markt behaupten können. Diese Marktbe-
reinigung wird es wahrscheinlich vielen
Bildungseinrichtungen leicht machen,
einen Technologiepartner zu bewerten
und auszuwählen.
3.
Universitäten werden den wirtschaft-
lichen Nutzen von Videos erkennen.
Videos sind eine potenzielle Goldmine
für Universitäten. Markiert mit Metada-
ten eröffnen sie zig Möglichkeiten zur
Monetarisierung: Zum Beispiel in Form
eines mit der eigenen Schutzmarke ver-
sehenen Xbox-Kanals, durch den Verkauf
durchsuchbarer Inhalte an andere Institu-
tionen oder durch reichweitenstarke, in
Marketing-Programme eingebaute Video-
Sequenzen. 2015 werden Universitäten
diese wirtschaftlichen Chancen verstärkt
nutzen.
4.
Zwischen OER und Verlegern wird es
(vorerst) eine Pattsituation geben.
Die Community der „Open Education Re-
sources“, kurz: OER, wächst rasant. Zahl-
reiche Organisationen wie die amerika-
nische „Merlot Cooperative“ haben neue
Geschäftsmodelle für frei verfügbare und
kostenlose Lern- und Lehrmaterialien ent-
wickelt. Eine kritische Größe, um den tra-
ditionellen Bildungsverlegern den Rang
abzulaufen, haben sie aber noch nicht
erreicht. Denn diese arbeiten ebenfalls
mit Hochdruck am erfolgreichen Auf- und
Ausbau ihrer digitalen Angebote. So wird
es 2015 noch unklar bleiben, ob sich OER
oder die Verleger in diesem Wettkampf
durchsetzen werden.
5.
Barrierefreies Lernen wird auf der di-
gitalen Agenda nach oben rutschen.
Technologieanbieter und Universitäten
werden Studenten mit Behinderungen
das digitale Lernen noch leichter zugäng-
lich machen. Tools und Anwendungen,
die für jeden funktionieren, werden zur
gängigen Praxis - zum Beispiel durch das
Hinzufügen von Untertiteln in Videos
für sehbehinderte Menschen oder durch
Screen Reader mit Vorlesefunktion für
hörbehinderte Personen.
Laura Wilms