wirtschaft und weiterbildung 4/2015 - page 40

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
04_2015
1.
Was sagt das Feedback über einen
selbst, den Feedbacknehmer?
2.
Was geht im Feedbacknehmer vor?
(zum Beispiel: „Oh nein, ich wusste,
dass er, der Feedbackgeber, merkt, dass
ich das alles eigentlich gar nicht kann!
Ich bin die falsche Besetzung für die
Stelle!“)
3.
Was sagt es über den Feedbackgeber?
(zum Beispiel: „Na, wenn der das
sagt … da weiß man ja, von wem es
kommt!“ oder: „Aha, jetzt weiß ich,
was ihm wichtig ist.“)
Bei der Analyse eines Feedbacks ist tat-
sächlich Arbeit gefordert: Denkarbeit
und Emotionsarbeit. Das gilt übrigens für
„Du musst Feedback ehrfürchtig anneh-
men, zumindest muss es so aussehen.
Also halte einfach den Mund und bli-
cke ergriffen“, so lernt man das im Se-
minar, so wollen es die Feedbackregeln.
Man muss dankbar sein und sagt besser
nichts! Umso mehr gilt dies, je größer die
hierarchische Distanz zum Feedbackge-
ber ist. Wenn der Chef ein Feedback er-
teilt, dann sollte man wohl besser ruhig
sein. Ist das eine nützliche Haltung? Und
falls nein, gibt es denn einen anderen,
besseren Weg?
Es gibt ihn, allerdings erfordert er etwas
Mühe. Wir behaupten, dass das Anneh-
men von Feedbacks von zentraler Bedeu-
tung nicht nur für die Kommunikation,
sondern für das Funktionieren von Unter-
nehmen ist. Damit muss es zu den Kern-
kompetenzen für Führungskräfte und
Mitarbeiter gezählt werden. Unser Ansatz
des Resonanz-Feedbacks schaut auf den
Prozess der Übertragung von Feedbacks
und liefert auch zum Annehmen von
Feedbacks pragmatische Ansätze. Auf ein
Hochglanzposter mit einer niedrig einstel-
ligen Anzahl simpler Regeln passen diese
jedoch nicht.
Hier geht es primär um Feedbacks in hi-
erarchischen Kontexten, in denen unter-
schiedliche Dominanzverhältnisse eine
Rolle spielen und das Feedback mit ent-
sprechender Durchschlagskraft versehen,
die sich in der Ansprache von oben nach
unten immer einstellt. Sinngemäß sind
die Überlegungen jedoch übertragbar
auf alle Bereiche des Feedback-„lebens“.
Grundsätzlich gibt es drei unterschied-
liche Perspektiven, aus denen man ein
Feedback anschauen kann:
Wie Feedback seinen
Angriffscharakter verliert
FEEDBACK.
Jeder, der von seinem Chef Feedback bekommt, fragt sich: „Schlucken
oder irgendwie nutzen?“ Die Psychologen Chris Wolf und Heinz Jiranek haben aufgrund
ihrer Beobachtungen im Führungsalltag ein Buch zur Technik des Feedbackgebens
geschrieben und plädieren für „Resonanz-Feedback“. Ihr Credo: Nur Wertschätzung
entschärft die Aggressionen, die in jedem Feedback unterschwellig verbunden sind.
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