wirtschaft und weiterbildung 4/2015 - page 63

04_2015
wirtschaft + weiterbildung
63
Auf jedem Schreibtisch der
Redaktion liegt derzeit ein be-
stimmtes Buch. „Mein Gehalt
zahlt der Kunde!“ ist der Titel
und es kommt gut an – beim
Chef. Denn schon der Titel
verspricht das ins Bewusstsein
des Lesenden zu rufen, was
sich Vorgesetzte wünschen:
Der Kunde steht endlich im
Fokus des täglichen Schaffens,
nicht der Arbeitnehmer oder
die täglichen Arbeitsprozesse.
Schlägt man das Buch auf,
erhält man vor allem schnell
einleuchtende Alltagsweis-
heiten – ummantelt von vielen
Ausrufezeichen und einem
Delfinbild samt Motto, das
jedes Kapitel einleitet („Ich
bin eine Persönlichkeit! Kein
Personal!“). Daneben sind
diverse Modelle und dazuge-
hörige Akronyme aufgeführt
(das Akronym „OSKAR“
etwa steht für Ohr, Sprache,
Körpersprache, Auge, Rück-
kopplung). Was man aus dem
Buch trotzdem lernen kann:
Leidenschaft für den Kunden
entspringt keinen Worthül-
sen – sie will wirklich gelebt
werden. Dann entwickelt sich
auch der Beschäftigte zum
Mitarbeiter, wie es der Autor
rät.
Der Kunde steht mit Ausrufezeichen im Fokus
Vinzenz Baldus
Mein Gehalt zahlt der Kunde,
Service Edition, Hachenburg
2. Aufl. 2015, 192 Seiten,
19,90 Euro
„Das wirkliche Geheimnis
von Jung-Millionären“: Das
verspricht Jung-Immobilien-
makler Torben Käselow in sei-
nem Buch zu lüften. Sein Ver-
sprechen kann er nicht halten,
bestehen seine „Mindset-Ge-
setze“ doch größtenteils aus
Allgemeinplätzen wie „Men-
schen mit hoher finanzieller
Intelligenz leben sparsam“
und „Gewinner lassen nur po-
sitive Einstellungen zu“. Ganz
nebenbei will der Unterneh-
mer in wenigen Sätzen mit
Phänomenen der Arbeitswelt
aufräumen wie etwa Burn-out
(das Syndrom verschwinde,
wenn man nur über genü-
gend Zeit und Geld verfüge)
und Work-Life-Balance (das
sei nur eine „Lizenz für Men-
schen, um sich träger als
ein Faultier zu benehmen“).
Mehrwert bietet ein anderer
Aspekt: Käselows Blick aufs
deutsche Ausbildungssystem,
das er aus leidvoller Erfahrung
kennt. Er kritisiert, dass dieses
zu theorielastig sei und kaum
unternehmerische Inhalte ver-
mittle. Fazit: Als Autobiogra-
fie eines Jungunternehmers
ist das Buch interessant; als
Anleitung zum reich oder gar
glücklich werden weniger.
Dafür empfehlen wir stattdes-
sen das neue Buch von Förster
und Kreuz (siehe Seite 62).
Allgemeinplätze als Erfolgsgeheimnis
Torben Käselow
Das wirkliche Erfolgsgeheim-
nis von Jung-Millionären, FBV,
München 2015, 208 Seiten,
19,99 Euro
Der große Hype um „Big
Data“ ist vorbei. Oft hat sich
Ernüchterung in den Un-
ternehmen eingestellt. Das
konstatieren die Autoren in
ihrem Buch, das darum nicht
„Big Data“, sondern „Smart
Data“ heißt. Ziel der Autoren
ist es, die Ernüchterung um
den Hype zu nutzen, um mit
kleineren Erwartungen die
Datenstrategien anzugehen,
„die Kunden wirklich wollen
und Unternehmen wirklich
nützen“. Das Buch dreht sich
zwar allein um Marketingbe-
lange. Doch das Charmante
ist, dass das Thema auch
durch die Brille der Perso-
nal- und Organisationsent-
wickler gesehen wird. Denn:
„Big Data ohne organisatio-
nale Veränderung und gutes
Change-Management ist ein
leeres Versprechen“. Ein Er-
folgsfaktor, den HR unterstüt-
zen kann, ist die Einführung
von Strukturen und Prozessen
für erste Leuchtturmprojekte.
Dafür sollen vorhandene Fä-
higkeiten im Unternehmen ge-
nutzt werden statt allein neue
Mitarbeiter zu gewinnen.
Aus „Big“ wird „Smart“
Björn Bloching, Lars Luck,
Thomas Ramge
Smart Data: Datenstrategien,
die Kunden wirklich wollen
und Unternehmen wirklich
nützen, Redline, München
2015, 256 Seiten,
24,99 Euro
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