personalmagazin 3/2019 - page 66

onsräume und Rückzugsmöglichkeiten
(siehe auch Interview „Die neue Arbeits­
welt mitgestalten"). Das Büro wird dabei
ganzheitlich betrachtet, die Zonierung
richtet sich nach den Arbeitsbedürfnis­
sen der Mitarbeiter und bezieht selbstver­
ständlich auch die Unternehmenskultur
mit ein.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig,
dass die Einrichtung und Etablierung
neuer Büroumgebungen als Change-Ma­
nagement-Prozess begriffen wird, der
Mitarbeiter, Führungskräfte und Ent­
scheider gleichermaßen involviert und
durch den gesamten Prozess hindurch
„an die Hand nimmt“. Ein solcher Prozess
ist unter anderem auch mit der Abkehr
von einer Präsenzkultur hin zur Ergeb­
nisorientierung verbunden und setzt auf
die Weiterentwicklung und Autonomie
des einzelnen Mitarbeiters. Innovation
und Wissenstransfer werden gefördert,
die Wertschätzung und Autonomie der
Mitarbeiter führen idealerweise dazu,
dass das Arbeiten Spaß macht – nicht
wegen eingebauter „Fun Factors“ wie
Riesenrutschen für die Mitarbeiter (wie
im Google Office Zürich) oder der inzwi­
schen fast unvermeidlichen Tischkicker,
sondern wegen des positiven Gefühls
voranzukommen, effektiv und effizient
zu arbeiten und auch dank eines neuen
Gemeinschaftsgefühls im Unternehmen.
Büroeinrichtung als Treiber
der Unternehmenskultur
Die Büroeinrichtung wird so zum Er­
möglicher von Prozessen und Unterneh­
menskultur, was auch mit höheren An­
sprüchen an Büromöbel einhergeht. Für
eine gesunde Arbeitsumgebung ist neben
guten Klima- und Lichtverhältnissen eine
optimale Akustik unerlässlich. Moderne
Akustiksysteme sorgen deshalb für opti­
sche und akustische Privatsphäre einzel­
ner Mitarbeiter oder Teams. Gleichzeitig
strukturieren sie Räume und gestalten
dank variabler Stoffe und Farben die Bü­
roumgebung wohnlicher.
Um gesundes Arbeiten zu ermöglichen,
müssen vor allem Bürotische und -stühle
höchste ergonomische Ansprüche erfül­
len. Steh-Sitz-Tische sind mittlerweile
Standard, da sie die von Arbeitsmedizi­
nern empfohlene Mischung aus Stehen,
Sitzen und Bewegung zulassen. Darüber
hinaus werden modulare Sitzgelegen­
heiten, die sich in offenen Räumen ver­
schiedenartig kombinieren lassen, sowie
Schließfachschränke und Rollcontainer­
lösungen in flexiblen Bürostrukturen
wichtiger – funktional, modular und in
zeitgemäßem Design.
Nicht jeder möchte seinen
Schreibtisch teilen
Um Büroflächen möglichst effizient zu
nutzen, setzen viele Unternehmen auf
Shared Desks. Mitarbeiter haben also kei­
nen festen Arbeitsplatz mehr, sondern
suchen sich, je nach Bedarf, jeden Tag
einen neuen Schreibtisch. Neben der Kos­
tenersparnis soll so ein höherer Grad an
interner Kommunikation, Kollaboration
und Wissensaustausch erreicht werden.
Doch auch hier sollten Unternehmen
unbedingt auf eine genaue Tätigkeitsana­
lyse ihrer einzelnen Mitarbeiter setzen,
denn Office Hoteling (mit Reservierungs­
system) oder Hot Desking (ohne vorhe­
rige Reservierung) wird nicht in allen
Abteilungen und Teams selbstverständ­
lich angewendet und akzeptiert. Wäh­
rend sich das Konzept in Unternehmen
mit sehr mobilen Mitarbeitern (Außen­
dienstmitarbeiter, agil arbeitende Teams
etc.) durchaus bewährt hat, kann die all­
morgendliche „Reise nach Jerusalem“
in Abteilungen mit eher gleichartigen,
operationalen Arbeiten wie besipielswei­
se in der Buchhaltung oder der Personal­
verwaltung zum dauerhaften Stress- und
Frustfaktor werden und auch die Stim­
mung im Unternehmen negativ beein­
flussen. Das zuvor bereits angesprochene
Gefühl von „Verankerung“ oder „Heimat­
hafen“ ist vielen Mitarbeitern extrem
wichtig und sie empfinden es schnell als
geringe Wertschätzung, wenn ihnen kein
fester Arbeitsplatz mehr zur Verfügung
gestellt wird.
Ein Teil der Arbeitgebermarke
Die Rolle der Büroumgebung im Employ­
er Branding wird mittlerweile als selbst­
verständlich angesehen. So verdeut­
lichen mehrere aktuelle Studien (etwa
„Office Analytics“ des Fraunhofer IAO,
2018; IBA-Studie 2017 „Wohlbefinden im
Büro“) den Zusammenhang zwischen der
Zufrienheit von Mitarbeitern mit ihrer
Büroumgebung und deren Wohlbefinden.
Zufriedene und gesunde Mitarbeiter sind
deutlich produktiver und auch loyaler als
ihre unzufriedenen Kollegen.
Als Spiegel der Unternehmenskultur
beeinflusst die Büroumgebung auch die
Innovationsfähigkeit eines Unterneh­
mens – gleichzeitig ist sie eine ideale
Form der Werbung, um die besten Mit­
arbeiter zu halten und neue Mitarbeiter
zu gewinnen.
DENISE EISOLDT sieht eine Aufgabe
von Büromöbelherstellern in der Ent­
wicklung optimaler Arbeitswelten. Sie
leitet das Pressereferat bei Wini Büro­
möbel.
Die Einrichtung
einer neuen
Büroumgebung
ist als Change-
Management-
Prozess auch
mit der Abkehr
von einer
Präsenzkultur
verbunden und
setzt auf Weiter-
entwicklung der
Mitarbeiter.
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HR-Management
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