onsräume und Rückzugsmöglichkeiten
(siehe auch Interview „Die neue Arbeits
welt mitgestalten"). Das Büro wird dabei
ganzheitlich betrachtet, die Zonierung
richtet sich nach den Arbeitsbedürfnis
sen der Mitarbeiter und bezieht selbstver
ständlich auch die Unternehmenskultur
mit ein.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig,
dass die Einrichtung und Etablierung
neuer Büroumgebungen als Change-Ma
nagement-Prozess begriffen wird, der
Mitarbeiter, Führungskräfte und Ent
scheider gleichermaßen involviert und
durch den gesamten Prozess hindurch
„an die Hand nimmt“. Ein solcher Prozess
ist unter anderem auch mit der Abkehr
von einer Präsenzkultur hin zur Ergeb
nisorientierung verbunden und setzt auf
die Weiterentwicklung und Autonomie
des einzelnen Mitarbeiters. Innovation
und Wissenstransfer werden gefördert,
die Wertschätzung und Autonomie der
Mitarbeiter führen idealerweise dazu,
dass das Arbeiten Spaß macht – nicht
wegen eingebauter „Fun Factors“ wie
Riesenrutschen für die Mitarbeiter (wie
im Google Office Zürich) oder der inzwi
schen fast unvermeidlichen Tischkicker,
sondern wegen des positiven Gefühls
voranzukommen, effektiv und effizient
zu arbeiten und auch dank eines neuen
Gemeinschaftsgefühls im Unternehmen.
Büroeinrichtung als Treiber
der Unternehmenskultur
Die Büroeinrichtung wird so zum Er
möglicher von Prozessen und Unterneh
menskultur, was auch mit höheren An
sprüchen an Büromöbel einhergeht. Für
eine gesunde Arbeitsumgebung ist neben
guten Klima- und Lichtverhältnissen eine
optimale Akustik unerlässlich. Moderne
Akustiksysteme sorgen deshalb für opti
sche und akustische Privatsphäre einzel
ner Mitarbeiter oder Teams. Gleichzeitig
strukturieren sie Räume und gestalten
dank variabler Stoffe und Farben die Bü
roumgebung wohnlicher.
Um gesundes Arbeiten zu ermöglichen,
müssen vor allem Bürotische und -stühle
höchste ergonomische Ansprüche erfül
len. Steh-Sitz-Tische sind mittlerweile
Standard, da sie die von Arbeitsmedizi
nern empfohlene Mischung aus Stehen,
Sitzen und Bewegung zulassen. Darüber
hinaus werden modulare Sitzgelegen
heiten, die sich in offenen Räumen ver
schiedenartig kombinieren lassen, sowie
Schließfachschränke und Rollcontainer
lösungen in flexiblen Bürostrukturen
wichtiger – funktional, modular und in
zeitgemäßem Design.
Nicht jeder möchte seinen
Schreibtisch teilen
Um Büroflächen möglichst effizient zu
nutzen, setzen viele Unternehmen auf
Shared Desks. Mitarbeiter haben also kei
nen festen Arbeitsplatz mehr, sondern
suchen sich, je nach Bedarf, jeden Tag
einen neuen Schreibtisch. Neben der Kos
tenersparnis soll so ein höherer Grad an
interner Kommunikation, Kollaboration
und Wissensaustausch erreicht werden.
Doch auch hier sollten Unternehmen
unbedingt auf eine genaue Tätigkeitsana
lyse ihrer einzelnen Mitarbeiter setzen,
denn Office Hoteling (mit Reservierungs
system) oder Hot Desking (ohne vorhe
rige Reservierung) wird nicht in allen
Abteilungen und Teams selbstverständ
lich angewendet und akzeptiert. Wäh
rend sich das Konzept in Unternehmen
mit sehr mobilen Mitarbeitern (Außen
dienstmitarbeiter, agil arbeitende Teams
etc.) durchaus bewährt hat, kann die all
morgendliche „Reise nach Jerusalem“
in Abteilungen mit eher gleichartigen,
operationalen Arbeiten wie besipielswei
se in der Buchhaltung oder der Personal
verwaltung zum dauerhaften Stress- und
Frustfaktor werden und auch die Stim
mung im Unternehmen negativ beein
flussen. Das zuvor bereits angesprochene
Gefühl von „Verankerung“ oder „Heimat
hafen“ ist vielen Mitarbeitern extrem
wichtig und sie empfinden es schnell als
geringe Wertschätzung, wenn ihnen kein
fester Arbeitsplatz mehr zur Verfügung
gestellt wird.
Ein Teil der Arbeitgebermarke
Die Rolle der Büroumgebung im Employ
er Branding wird mittlerweile als selbst
verständlich angesehen. So verdeut
lichen mehrere aktuelle Studien (etwa
„Office Analytics“ des Fraunhofer IAO,
2018; IBA-Studie 2017 „Wohlbefinden im
Büro“) den Zusammenhang zwischen der
Zufrienheit von Mitarbeitern mit ihrer
Büroumgebung und deren Wohlbefinden.
Zufriedene und gesunde Mitarbeiter sind
deutlich produktiver und auch loyaler als
ihre unzufriedenen Kollegen.
Als Spiegel der Unternehmenskultur
beeinflusst die Büroumgebung auch die
Innovationsfähigkeit eines Unterneh
mens – gleichzeitig ist sie eine ideale
Form der Werbung, um die besten Mit
arbeiter zu halten und neue Mitarbeiter
zu gewinnen.
DENISE EISOLDT sieht eine Aufgabe
von Büromöbelherstellern in der Ent
wicklung optimaler Arbeitswelten. Sie
leitet das Pressereferat bei Wini Büro
möbel.
Die Einrichtung
einer neuen
Büroumgebung
ist als Change-
Management-
Prozess auch
mit der Abkehr
von einer
Präsenzkultur
verbunden und
setzt auf Weiter-
entwicklung der
Mitarbeiter.
66
personalmagazin 03.19
HR-Management