personalmagazin 2/2016 - page 32

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personalmagazin 02/16
MANAGEMENT
_MBA-PROGRAMME
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
E
s gibt noch immer einige fal-
sche Vorstellungen über das
Konzept der MBA-Ausbildung.
Das betrifft sowohl die Inter-
essenten, die sich für höhere Manage-
mentaufgaben qualifizieren wollen, als
auch Personalverantwortliche, die das
MBA-Studium zur Mitarbeiterbindung
einsetzen oder einen Weg in Richtung
Internationalisierung der Führungskräf-
te beschreiten wollen.
Bei einem MBA erweitert man seine
Kenntnisse in Betriebswirtschaft und
lernt, wie man eine Bilanz liest - so die
verbreitete Vorstellung. Das ist zwar
nicht ganz falsch, trifft aber nicht den
Kern eines MBA-Studiums.
MBA-Studium = BWL-Studium?
Erstes Missverständnis: „Ein MBA-Studi-
um ist eigentlich so etwas wie ein BWL-
Studium.“
Ein gutes MBA-Programm ist ein Ge-
samtpaketausdenrichtigenInhalten,wis-
senschaftlich exzellenten Professoren,
vielfältigen Kontakten zu Unternehmen
und das Ganze möglichst noch auf Eng-
lisch und im internationalen Kontext.
Zielgruppe sind in erster Linie Akademi-
ker ohne wirtschaftswissenschaftliches
Erststudium. Ziel ist die Vermittlung
von Managementwissen kombiniert mit
Persönlichkeitsentwicklung und der
Verbesserung der Führungskompetenz.
„Beim MBA lernt man, wie man ein be-
triebswirtschaftliches Problem ganzheit-
lich löst, indem man seine praktischen
Erfahrungen mit theoretisch fundiertem
Von
Bärbel Schwertfeger
Wissen kombiniert“, erklärt Professor
Christian Scholz von der Universität des
Saarlandes in Saarbrücken, wo es bereits
seit 1990 ein MBA-Programm gibt. Daher
ist auch eine mehrjährige und fundierte
Berufserfahrung nach dem Erststudium
Pflicht. Grundidee ist das gemeinsame
Erarbeiten von Lösungen, bei dem jeder
Teilnehmer seine Erfahrungen einbringt.
Das Lernen voneinander spielt daher ei-
ne große Rolle. Im Idealfall haben die
Teilnehmer nicht nur einen unterschied-
lichen fachlichen Hintergrund, sondern
kommen auch aus verschiedenen Bran-
chen und Ländern. Da diskutiert dann
der deutsche Ingenieur mit dem ame-
rikanischen Finanzexperten und der
spanischen Medizinerin über eine Mar-
ketingstrategie in China und sie müssen
gemeinsam zu einem Ergebnis kommen.
Ein Schlüsselkriterium für ein gutes
MBA-Programm ist daher die strenge Aus-
wahl der Teilnehmer. Je qualifizierter sie
sind, desto größer der Lerneffekt und je
renommierter die Business School, desto
strenger die Zulassungskriterien. So wur-
den an der Graduate School of Business
der berühmten Stanford University beim
Vollzeit-MBA 2014 lediglich 7,1 Prozent
der Bewerber zugelassen. An der Harvard
Business School waren es elf Prozent. Das
heißt, von 9.543 Bewerbern bekamen nur
1.053 einen Studienplatz. Bei berufsbe-
gleitenden Programmen oder Executive
MBAs für erfahrene Führungskräfte ist
die Auswahl zwar in der Regel nicht so
streng, aber gute Schulen achten auch
hier genau auf die Qualifikation der Kan-
didaten. In Deutschland wird das Konzept
dagegen oftmals auf den Kopf gestellt. Je
niedriger die Zulassungshürden, desto
größer ist häufig die Nachfrage. Der MBA
als Massenprodukt für jeden.
Praxis statt Forschung?
Zweites Missverständnis: „Beim MBA
geht es um die Praxis, Forschung spielt
da keine große Rolle.“
Ein großer Unterschied zum traditio-
nellen Studium ist die stärkere Praxiso-
rientierung beim MBA. Das bedeutet aber
nicht, dass Forschung keine Rolle spielt.
Im Gegenteil. „Es gibt eine hohe Korrelati-
on zwischen erstklassiger Forschung und
erstklassigen MBA-Programmen“, erklärt
Professor Jens Wüstemann, Präsident der
Mannheim Business School. „Die weltweit
besten MBA-Schulen gehören auch in der
Forschung zur Spitze.“ Professoren von
führenden Business Schools zeichnen
sich gerade dadurch aus, dass sie selbst
Forschung betreiben und diese auch in
renommierten wissenschaftlichen Jour-
nalen veröffentlichen. Zudem verfügen
MBA: Fünf Missverständnisse
ERKLÄRUNG.
Es gibt noch immer einige falsche Vorstellungen über das Konzept der
MBA-Ausbildung. Wir klären über fünf häufige Missverständnisse auf.
Leider fehlt vielen
Unternehmen der Über-
blick über den MBA-
Markt oder sie setzen
auf möglichst preis-
günstige und bequeme
Angebote.
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