personalmagazin 2/2016 - page 29

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02/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das Interview führte
Andrea Sattler.
mit Fehlern, die Bereitschaft zur Zu-
sammenarbeit und die Führungskultur.
Fehler sind wichtig, denn ohne sie gibt
es keine Innovationen. Das Dumme ist
nur: Fehler zu machen ist keine schöne
Erfahrung, das strebt also niemand an.
Entscheidend ist daher, wie ein Unter-
nehmen damit umgeht: Wird die Fehler-
analyse dazu genutzt, etwas Wichtiges
für die Zukunft zu lernen? Oder dient
sie in erster Linie der Schuldzuweisung?
Auch die Fähigkeit zur Zusammenar-
beit nimmt an Bedeutung stetig zu. Wir
müssen lernen, unser Wissen zu teilen
und unsere eigene Position als eine
unter anderen validen Positionen zu
begreifen. Das ist meist leichter gesagt
als getan. Denn die Schlagworte „Sha-
ring“ und „Collaboration“ bedeuten in
letzter Konsequenz den Abschied vom
Herrschaftswissen, das lange Zeit die
Arbeitsweise – und die Hierarchien - in
vielen Unternehmen dominierte. Beide
Themen, Fehlerkultur und Zusammen-
arbeit, haben viel mit Sachorientierung,
sogar mit Demut zu tun.
personalmagazin:
Und welche Rolle spielt
die Führungskultur dabei?
Frank:
Von den Führungskräften hängt
wesentlich ab, ob oder wie gut der Um-
gang mit Fehlern und die Zusammen-
arbeit funktioniert. Wenn sie sich als
Ideengeber und Vorreiter für Innovati-
onen verstehen und auch so handeln,
ist viel gewonnen. Es hilft, dass in den
vergangenen Jahren die Hierarchien fla-
cher geworden sind, und der Trend hält
an – das ist wichtig. Dennoch werden
Führungskräfte weiterhin Orientierung
geben und Vorbilder sein.
personalmagazin:
Wenn Führungskräfte
Vorreiter für Innovationen sind, besteht
aber die Gefahr, dass die Innovationskul-
tur den Mitarbeitern von oben aufoktroy-
iert wird. Wie lässt sich das verhindern?
Frank:
Da gibt es viele Möglichkeiten.
Wichtig ist von Anfang an, dass Mitar-
beiter Lust auf Innovationen bekommen
und ihnen dafür Raum gegeben wird.
Wir führen daher etwa Trainings durch,
in denen die Teilnehmer lernen, Kre-
ativitätstechniken anzuwenden. Auch
das physische Umfeld spielt eine große
Rolle. Wir möchten, dass unsere Büros
Kreativität fördern. Daher setzen wir
derzeit an vielen Standorten unser Kon-
zept „Future Work“ um: Offene, modern
gestaltete Bürowelten mit speziellen Be-
reichen für Teamarbeit und Austausch,
aber auch mit Rückzugsräumen. Dane-
ben fördern wir mobiles Arbeiten von
unterwegs und von zu Hause. Um den
Austausch quer durch das Unterneh-
men zu stärken, setzen wir auf unser in-
ternes „Telekom Social Network“. Wenn
wir möchten, dass Menschen besser
zusammenarbeiten, dann müssen wir
es auch würdigen, wenn sie genau das
tun. Wir haben daher einen Award ins
Leben gerufen, der ausdrücklich Team-
und nicht Einzelleistungen incentiviert.
personalmagazin:
Was, denken Sie, können
andere Unternehmen beim Thema „Inno-
vationen“ von der Telekom lernen?
Frank:
Ich bin erst seit Kurzem bei der Te-
lekom und kenne sicherlich noch nicht
alle Maßnahmen und Programme, die
auf eine Innovationskultur einzahlen.
Aber ich finde: Wir gehen das Thema bei
der Telekom mit sehr viel Mut an. Und
das ist auch mein Rat an andere Perso-
naler: Trauen Sie sich!
Beispiel 1: Start-up-Inkubator „Hub-Raum“ für externe Gründer
Die Initiative „Hub-Raum“ wurde 2012 gegründet. Sie richtet sich an externe Gründer,
die ihre Start-up-Idee verwirklichen wollen. Die – meist jungen – Gründer stellen in
der Ideen- oder Prototypenphase ihre Geschäfts- und Produktmodelle vor; bewertet
die Telekom diese als erfolgversprechend und fürs eigene Geschäftsmodell relevant,
unterstützt sie die Gründer beim Markteintritt und danach. Über das Startkapital hinaus,
das ihnen die Telekom zur Verfügung stellt, können die Gründer auf das Know-how des
Hub-Raum-Teams und weiterer Mentoren und Experten zurückgreifen. Sie erhalten ei-
nen Arbeitsplatz mit passender Ausstattung auf einem der beiden Hub-Raum Campusse
in Berlin oder Krakau. Derzeit arbeiten laut Auskunft des Unternehmens zwölf Start-ups
in Berlin, sieben in Krakau und eines in Tel Aviv. Zwei Start-ups haben demnach bislang
nach der Förderung eine externe Anschlussfinanzierung erhalten.
Beispiel 2: Innovationsprogramm „Uqbate“ für interne Gründer
Neben der externen Gründer-Unterstützung „Hub-Raum“ haben die Telekommunika-
tionsspezialisten auch eine Initiative für interne Gründer im Angebot. Auf diese Weise
sollen vielversprechende (interne) Geschäftsideen frühzeitig und kostengünstig iden-
tifiziert und so entschieden werden, in welche es sich zu investieren lohnt. Zeigt sich,
dass die Konzepte nicht funktionieren, werden sie angepasst oder aussortiert. Mit der
Initiative „Uqbate“ möchte Telekom auch die Innovationskultur im Unternehmen stärken
und die Personalentwicklung unterstützen: „Es geht vor allem darum, unternehmerische
Talente in der Telekom zu identifizieren und zu fördern“, erläutert HR-Chefin Elke Frank
das Konzept. Uqbate sei ein Experimentierraum, in dem ohne allzu großes Risiko gelernt
werden könne. „Es geht darum, kundennah zu agieren und schnell zu entscheiden. Und
das zu ‚Grenzkosten des Lernens‘ von nahezu null“, so die Personalleiterin. Aus dem
Programm sind nach Angaben des Konzerns bereits mehrere hundert Ideen von Mitar-
beitern aller Altersschichten hervorgegangen, seit es 2011 etabliert wurde.
(ak)
PRAXISBEISPIEL
PR I
Telekom fördert Innovationen auf unterschiedlichen Ebenen. Wir zeigen zwei Beispie-
le: der „Hub-Raum“ für externe Gründer und die Initiative „Uqbate“, die sich an die
internen Mitarbeiter des Telekommunikationsriesen richtet.
Initiativen zur Innovationsförderung
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