PERSONALquarterly 3/2018 - page 11

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03/18 PERSONALquarterly
Verhaltensalternativen. Aus unserer Sicht haben wir es bei
der laufenden Transformation des Unternehmens mit einem
klassischen Fall adaptiver Veränderung zu tun. Führung kann
nicht darin bestehen, die Kollegen mit einer finalen Lösung zu
konfrontieren. Sie sind Teil der Problemdefinition ebenso wie
der Erarbeitung einer Lösung, und die Justierzyklen müssen
kurzzyklisch und engmaschig sein.
PERSONALquarterly:
Wie wird Leadership 2020 evaluiert?
Fischer:
Letztendlich entscheidet immer der Kunde, ob wir er-
folgreich sind. Das gilt auch für Leadership 2020, das ja kein
organisatorischer Selbstzweck ist, sondern die Rahmenbedin-
gungen schafft, damit wir auch in Zukunft von der Spitze un-
serer Branche erfolgreich Mobilitätsprodukte entwickeln und
anbieten, die für Kunden auf der ganzen Welt attraktiv sind.
Intern ist natürlich entscheidend, wie nachhaltig die Kultur-
transformation ist. Dabei erfolgt die Evaluation von Leadership
2020 formativ, nicht summativ, d.h. es gibt keine abschließende
Bewertung des Erfolgs eines Projekts, sondern die Bewertung
erfolgt im laufenden Betrieb, und Justierungen können zeitnah
vorgenommen werden. Das ist nicht zuletzt deshalb der besse-
re Ansatz, weil Leadership 2020 als ergebnisoffener Prozess
verstanden wird und die Fixierung von Zielen oder Key-Per-
formance-Indikatoren zu Anfang den Lösungsraum unzweck-
mäßig eingeschränkt hätte. Zusätzlich erfolgt die Evaluation in
Facetten, d.h. beurteilt wird nicht Leadership 2020 insgesamt,
sondern es werden einzelne, aber signifikante Bestandteile be-
urteilt. Ein Beispiel aus meinem Bereich der Daimler Corporate
Academy ist der Massive Open Online Course, oder kurz MOOC,
zu Leadership 2020. Wir wollten damit alle Führungskräfte
im Konzern erreichen, unabhängig von Hierarchie, Geografie,
Funktion und Unternehmensbereich. Da der MOOC eine inno-
vative Lösung war, lagen uns noch keine angemessenen Evalu-
ationskriterien vor. Diese haben wir im Prozess entwickelt und
dann auch im vierwöchigen Verlauf zur Steuerung verwendet,
von Registrierungsverhalten über die Sehgewohnheiten der Vi-
deo-Elemente bis hin zur Nutzung von Arbeitsgruppen und der
Tonalität der Beiträge, die wir über Sentiment-Analysen prüfen
konnten. Sind andere Personalfunktionen (z.B. Comp&Ben) von
den Veränderungen betroffen? Welche und wie?
Grundsätzlich sind alle Funktionen – nicht nur die Perso-
nalfunktionen – von Leadership 2020 betroffen, weil sich das
Grundverständnis von Führung ändert.
PERSONALquarterly:
Haben Sie Ihr Führungsverhalten durch Lea-
dership 2020 schon verändert? Wenn ja, wie?
Fischer:
Ja, ganz sicher. In Leadership 2020Wirkung zu erzielen,
war für sich schon eine neue Führungserfahrung, weil die für
die Themen verantwortlichen Squads über Hierarchiegrenzen,
Fachfunktionen, Unternehmensbereiche, Zeitzonen und
Sprachbarrieren hinweg, zusätzlich zu ihrem Linienjob, mit­
einander arbeiteten. Diese Form der Zusammenarbeit erfordert
Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Teams und Bereitschaft
zur Delegation von Verantwortung, aber gleichzeitig auch das
uneingeschränkte Commitment zu einem Ergebnis, dass kri-
tischen Rückfragen sowohl der Nutzer als auch des Vorstands
standhält.
DR. OLIVER FISCHER
Chief Learning Officer – Head of Corporate Academy
Daimler AG
Dr. Oliver Fischer hat die Leitung der Daimler Corporate Acade-
my Anfang 2017 übernommen. Er folgte auf Otto Arens, der in
Ruhestand ging. Als Chief Learning Officer ist Fischer verant-
wortlich für die Entwicklung, Planung und Realisierung neuer
globaler Lernkonzepte und Strategien zur Fort- und Weiterbil-
dung der Daimler AG. Zuletzt war er Senior Vice President für
HR Strategy, Standards & Systems bei der Bertelsmann-Tochter
Arvato. Fischer berichtet an Katrin Adt, Vice President HR
Development & HR Services. Die Daimler Corporate Academy
soll weltweit Führungskräfte und Mitarbeiter des Automo-
bilkonzerns in ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung
unterstützen.
„Das Ziel ist, die Führungskultur des Konzerns aus sich
selbst heraus zu erneuern, sodass Daimler die Zukunft
der Mobilität weiter von der Spitze gestaltet.“
Oliver Fischer
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