PERSONALquarterly 4/2016 - page 16

16
PERSONALquarterly 04/16
SCHWERPUNKT
_VERANTWORTUNG
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Warum ist eine Berichterstattung zu Corporate Social Responsibility (CSR)
sinnvoll? Welche Bedeutung hat die CSR-Berichterstattung für die Außenkommunikation und
das Controlling?
Methodik:
Vergleichende Analyse der Fachliteratur
Praktische Implikationen:
Es ist notwendig, die CSR-Berichterstattung mit den Controlling-
Regelprozessen zu verzahnen. Dies sollten HR-Manager auch im Blick behalten.
Dadurch mangelt es diesen CSR-Berichten jedoch oft an
der notwendigen Vergleichbarkeit. Auch die Verifizierung der
Informationen, beispielsweise im Rahmen der Abschlussprü-
fung, wird seitens der GRI nicht zwingend gefordert und dem-
entsprechend sehr unterschiedlich umgesetzt.
Neben den GRI-Richtlinien existiert eine Reihe weiterer
konkurrierender Gestaltungsrahmen für die CSR-Berichter-
stattung im Rahmen von eigenständigen Berichten, die jedoch
bisher keine vergleichbare Bedeutung erlangt haben.
So haben beispielsweise die OECD sowie die UN Vorschläge
zu möglichen CSR-Kennzahlen und -Berichtselementen erar-
beitet. Das US-amerikanische Sustainability Accounting Stan-
dards Board (SASB) erlässt als private Non-Profit-Organisation
branchenspezifische Richtlinien für die Nachhaltigkeitsbe-
richterstattung. In Deutschland gibt es den Rat für Nachhaltige
Entwicklung, der mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex
einen ebenfalls freiwilligen Standard der Nachhaltigkeitsbe-
richterstattung setzt.
Integrated Reporting: Verzahnung von finanzieller und
nichtfinanzieller Berichterstattung
Während ein Nachhaltigkeitsbericht nach den Richtlinien
der GRI schon allein aufgrund seines Umfangs in aller Regel
einen eigenständigen Bericht zusätzlich zur Jahresfinanzbe-
richterstattung darstellt, hat sich seit einigen Jahren mit dem
Integrated Reporting eine alternative Form der Nachhaltig-
keitsberichterstattung etabliert. Diese wird insbesondere von
dem im Jahr 2010 gegründeten International Integrated Re-
porting Council (IIRC), einem privatwirtschaftlichen Zusam-
menschluss von über 100 Unternehmen sowie politischen und
Non-Profit-Institutionen, vertreten, das 2013 ein Rahmenkon-
zept zum Integrated Reporting verabschiedet hat.
Konkret geht es beim IIRC darum, die nichtfinanzielle CSR-
Berichterstattung mit der Finanzberichterstattung zu verzah-
nen, wodurch eine ganzheitliche Abbildung der Wertschaffung
erreicht werden soll, in der Einflussgrößen auf Ressourcen
oder Kapitale (im Original „capitals“) berichtet werden. Die-
se umfassen finanzielle Mittel („financial capital“), Immobi-
lien oder technische Anlagen („manufactured capital“), das
organisationale Know-how („intellectual capital“), Fähigkeits­
potenziale der Mitarbeiter („human capital“), Beziehungen zu
den Stakeholdern („social and relationship capital“) sowie Um-
weltressourcen wie Luft, Wasser oder Biodiversität („natural
capital“).
Vorreiter für ein integriertes Reporting in Deutschland ist
der Software-Konzern SAP. In seiner als „integrierte Leistungs-
analyse“ bezeichneten Darstellung auf der Unternehmens-
website findet sich eine grafische Analyse der wichtigsten
finanziellen und nichtfinanziellen Leistungsdimensionen, der
zwischen ihnen bestehenden Zusammenhänge und vielfach
sogar eine quantitative Erläuterung der Wirkungsmechanis-
men (vgl. beispielhaft Abb. 1). Allerdings ist hier durchaus die
Frage zu stellen, inwieweit gerade die quantitativen Informa-
tionen tatsächlich belastbar sind oder lediglich grobe Schät-
zungen darstellen. So sind beispielsweise Wechselwirkungen
zwischen den verschiedenen CSR-Leistungsdimensionen nicht
berücksichtigt. Ebenso ist zu hinterfragen, ob die unterstellten
Zusammenhänge tatsächlich so linear sind, wie die Darstellung
vermuten lässt. Ein Nachweis, dass ein Integrated Reporting
einem eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht überlegen ist,
steht in jedem Fall bisher noch aus (Maniora, 2016).
Der Nachhaltigkeitsbericht als Teil des Lageberichts:
Die neue Vorgabe der EU
Neben den grundsätzlich nur freiwillig zu befolgenden Regu-
latorien zur CSR-Berichterstattung wird es in Europa ab 2017
auch gesetzliche Vorschriften geben. Seitens der EU wird mit
der EU-Richtlinie 2014/95 für große, kapitalmarktorientierte
Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern eine sogenann-
te nichtfinanzielle Erklärung im Lagebericht verlangt, die auf
CSR-Informationen abstellt und die bis zum 6. Dezember 2016
in deutsches Recht umzusetzen ist.
Bisher liegt hierzu ein Referentenentwurf aus dem Bundes-
ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz vor, der über
die Mindestvorgaben der EU-Richtlinie in seiner Detailliert-
heit weit hinausgeht. Sofern dieser Entwurf umgesetzt wird,
müssen Unternehmen neben der Beschreibung des Geschäfts-
modells CSR-Aspekte unter anderem zu Arbeitnehmer- und
Sozialbelangen, aber auch die Achtung von Menschenrechten
sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung berich-
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...60
Powered by FlippingBook