PERSONALquarterly 4/2016 - page 15

15
04/16 PERSONALquarterly
D
ie Verpflichtung und Verantwortung von Unterneh-
men gegenüber unterschiedlichen Stakeholdern
sind nicht von jeher selbstverständlich. Bis weit in
die 1990er-Jahre hinein galt die Maxime von Milton
Friedman, „The business of business is business“ (1970, S. 17),
respektive die Fokussierung auf die Anteilseigner (Sharehol-
der) als zentrale Anspruchsgruppe verbunden mit der Vorstel-
lung, dass Unternehmen ausschließlich auf finanzielle Ziele
und eine Wertmaximierung ausgerichtet sein sollten.
Diese Überlegung trägt jedoch nur in einer neoklassischen
Betrachtung, in der sämtliche Güter- und Faktormärkte tat-
sächlich vollkommen und vollständig sind, denn in diesem
Fall kann jegliche Interaktion von Unternehmen mit ihren An-
spruchsgruppen auf den Austausch von Geld und Gütern redu-
ziert werden. Fallen diese einschränkenden Annahmen weg,
verhindern in einer ausschließlich auf Shareholder fokussier-
ten Sichtweise fehlende Eigentumsrechte und Transaktionskos­
ten, dass externe Effekte zulasten Dritter aufgefangen werden.
Bereits seit den 1930er-Jahren wird daher explizit die so-
ziale Verantwortlichkeit von Unternehmen (Dodd, 1932) und
damit verbunden die Orientierung an Zielen, Werten und
Erwartungen der Gesellschaft insgesamt (Bowen, 1953) ge-
fordert. Unter Corporate Social Responsibility (CSR) versteht
man deshalb heute neben dem verantwortungsvollen Handeln
der Unternehmen ebenfalls die Integration von insbesondere
ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitszielen in den finan-
ziellen Zielkatalog dieser Unternehmen, verbunden mit dem
Primat der Umsetzung auf allen Ebenen der Unternehmens-
steuerung. CSR-Aktivitäten werden vor diesem Hintergrund
in die verschiedenen Planungs- und Organisationsprozesse
aufgenommen und sind konsequent auch Gegenstand des in-
ternen Berichtswesens, zum Beispiel imRahmen von Kennzah-
lensystemen wie der Balanced Scorecard. In diesem Kontext
werden sie teilweise auch Bestandteil von Zielvereinbarungen
oder sogar formalen Vergütungssystemen und rücken damit
stärker als bisher auch in das Blickfeld von HR-Managern.
Darüber hinaus erwarten externe Adressaten Informationen
über Maßnahmen und Ergebnisse im Bereich der Aktivitäten
CSR richtig managen: Außenkommunikation
und Controlling gehören dazu
Von
Prof. Dr. Barbara E. Weißenberger
und
Madeleine Feder, M.Sc.
(Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
1
von Unternehmen. Während sich für die Finanzberichterstat-
tung mit der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung und
anderen Rechenwerken vergleichsweise gut strukturierte
Präsentationsformen für die Abbildung der Vermögens-, Fi-
nanz- und Ertragslage schon früh herausgebildet haben, ist die
Information über CSR-Aktivitäten bis heute deutlich weniger
standardisiert.
Nachhaltigkeitsbericht nach den Leitlinien der Global
Reporting Initiative
Eine Möglichkeit, über CSR-relevante Themen zu berichten,
ist im Rahmen eines eigenständigen Nachhaltigkeitsberichts,
wie beispielsweise beim Daimler-Konzern. Dort wird zum ei-
nen der traditionelle Geschäftsbericht mit Schwerpunkt auf
der Finanzberichterstattung veröffentlicht, zum anderen aber
auch ein getrennter Nachhaltigkeitsbericht, der imWebauftritt
nicht wie andere Finanzberichte unter demReiter „Investoren“,
sondern vielmehr in einer eigenen Rubrik „Nachhaltigkeit“ zu
finden ist
ruf 3.6.2016).
Für die Struktur eines solchen Nachhaltigkeitsberichts gibt
es bisher keine gesetzlichen Vorgaben, allerdings haben sich
inzwischen durch verschiedene Initiativen Berichtsstrukturen
herausgebildet. Eine der einflussreichsten Organisationen ist
die im Jahr 2002 als unabhängige Non-Profit-Organisation ge-
gründete GRI.
Ein G4-konformer CSR- oder Nachhaltigkeitsbericht enthält
umfassende Informationen hinsichtlich der ökologischen,
sozialen und ökonomischen Performance sowie über die Go-
vernance-Strukturen des jeweiligen Unternehmens und kann
in zwei Varianten erstellt werden: In der Grundvariante wird
die Kommunikation der Leistung des Unternehmens in den
Dimensionen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Governance
gefordert. In einer erweiterten Variante muss darüber hinaus
unter anderem die Nachhaltigkeitsstrategie sowie deren ethi-
sche Dimensionen publiziert werden. Zur Identifikation und
Kommunikation der wesentlichen Treiber der Auswirkung der
Unternehmensaktivitäten in den verschiedenen Nachhaltig-
keitsdimensionen enthalten die GRI-Richtlinien eine Vielzahl
von Vorschlägen und Kennzahlen.
1
Danksagung: Die Autorinnen danken der Wirtschaftsförderung Rhein-Kreis Neuss für finanzielle
Unterstützung bei der Entstehung dieses Beitrags.
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...60
Powered by FlippingBook