Immobilienwirtschaft 6/2019 - page 29

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6.2019
Crowdinvesting-Plattformen und Offene Immobilienfonds scheinen in getrennten Welten zu
operieren. Doch erste Annäherungsversuche deuten an, dass es für beide Seiten vorteilhaft sein
könnte, mehr miteinander zu kooperieren. Die Commerz Real sieht sich hierbei als Vorreiter.
er, Experte für Crowdinvesting bei De
loitte
im Bereich FSI Audit & Assurance. Die
Immobilienfondsbranche hinke anderen
Branchen in Sachen digitaler Kompetenz
hinterher, da die Digitalisierung vielfach
lediglich alsMittel zur Kostenreduzierung
und nicht zur Erschließung neuer Kun-
dengruppen gesehen werde.
Großes Potenzial sehen
Investmenthäuser bei
der Digitalisierung von
Geschäftsprozessen
Die Aktivitäten von Florian Stadlbauer
bei der Commerz Real verfolgt auch Sonja
Knorr, Leiterin der Immobilienfondsana-
lyse bei Scope Analysis, aufmerksam mit.
Seine Aktivitäten adressierten zukünftige
Herausforderungen und suchten neue,
möglicherweise sogar disruptive Lösungs-
ansätze, stellt sie fest. Sie verweist hierbei
etwa auf die Assetklasse Büro, die imPort-
folio gerade großer Offener Immobilien-
publikumsfonds meist die mit Abstand
wichtigste Nutzungsart ist.
„Wir wollen Digitalisierungs-Tools
und neue Trends zur Steigerung derWert-
schöpfung unserer Immobilienportfolios
nutzen“, gibt Stadlbauer die Zielrichtung
vor. Hierfür setzt er etwa auf die Vernet-
zung von Büroflächen, über die man neue
Geschäftsmodelle entwickeln will. Sen-
soren sollen dabei helfen, Gebäude besser
abgestimmt auf die Nutzerbedürfnisse zu
bewirtschaften. „Die Sharing-Ökonomie
wird zur Folge haben, dass die Nachfrage
nach flexibel nutzbaren Büroflächen stark
wachsen wird, und zwar nicht nur in der
Start-up-Szene“, prognostiziert Stadlbau-
er. Der Fünf- oder Zehn-Jahres-Mietver-
trag werde zunehmend von weit kürzeren
Laufzeiten verdrängt.
Zurückhaltender in der Bewertung des
Nutzens von Kooperationen zwischen
Fondsgesellschaften und digitalen Platt-
formen gibt man sich bei der Real I.S. „Das
sind zum Teil sehr unterschiedliche Rea-
litäten, die da aufeinandertreffen“, erklärt
Jochen Schenk, Vorstandsvorsitzender der
Real I.S. Insbesondere Entscheidungen bei
der Anlage größerer Summen durch pro-
fessionelle Investoren würden weiterhin
einer persönlichen Beratung bedürfen.
Großes Potenzial sieht er dagegen – eben-
so wie andere Investmenthäuser – bei der
Digitalisierung von Geschäftsprozessen
und demGebäudemanagement, beispiels-
weise bei der Mieterbetreuung.
Die strategische Partnerschaft durch
die Beteiligung an einer Crowdinvesting-
Plattform könne ein richtiger Schritt sein,
umein digitaler AssetManager zuwerden,
argumentiert hingegen StephanMühlbau-
dass die Finanzierung von Projektent-
wicklungen einen sehr hohen Stellenwert
hat. Schließlich lassen sich hier noch recht
ansehnliche Renditen erzielen. „Unsere
Partner auf der Objektseite sind kleine
und mittelgroße Projektentwickler, die
Vorhaben in einer Größenordnung von 5
bis 25 Millionen Euro realisieren wollen“,
erklärt Sandler. Solche Projekte sind sei-
tens der Commerz Real für den Offenen
Immobilienfonds hausinvest zwar kaum
interessant. Anders sieht es hingegen
bei den institutionellen Spezialfonds der
Wiesbadener aus, etwa für Studentisches
Wohnen oder Hotels. „Es ist durchaus
denkbar, für sie Objekte, die über die Platt-
form von Bergfürst finanziert wurden, zu
erwerben“, sagt Stadlbauer. Einmal hat
die Commerz Real bereits ein von einer
Crowd
investing-Plattform finanziertes
Projekt für einen Spezialfonds gekauft.
«
Norbert Jumpertz, Staig
ENTWICKLUNG OFFENER
IMMOBILIENFONDS
Entwicklung des Vermögens
Offener Immobilienpublikums-
und -spezialfonds
(in Milliarden Euro)
2015
83,7
138,7
55,0
2018
98,2
188,1
89,9
2017
89,0
166,4
77,4
2016
87,7
152,2
64,5
Immobilien-
publikumsfonds
Immobilien-
spezialfonds
Gesamtvolumen
1...,19,20,21,22,23,24,25,26,27,28 30,31,32,33,34,35,36,37,38,39,...76
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