Immobilienwirtschaft 6/2019 - page 26

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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
FÖRDERPROGRAMME FÜR DIGITALISIERUNG
jedoch bestätigt. „Viele Unternehmen
der Branche wissen von den Förderpro-
grammen für Digitalisierungsprozesse gar
nichts“, sagt etwa Heiko Senebald, Spre-
cher des Immobilienverbands Deutsch-
land (IVD).
Der Dachverband Deutscher Immo-
bilienverwalter (DDIV) hat einen ähn-
lichen Eindruck und habe deshalb jüngst
seine Mitglieder selbst über die Förder-
möglichkeiten informiert, wie Spreche-
rin Katrin Lemcke-Kamrath berichtet.
„Der Bekanntheitsgrad der Programme
müsste deutlich gesteigert werden“, meint
auch Jan Kricheldorf, Geschäftsführer der
Wordliner GmbH, die ebenfalls als vom
BMWi zertifiziertes Unternehmen Immo-
bilienfirmen begleitet, die Fördermittel
im Bereich Digitalisierung bekommen.
„Wenn mehr Unternehmen von den An-
geboten wüssten, könnten auch mehr da-
von profitieren“, sagt Kricheldorf. Er halte
die Förderprogramme für den richtigen
Ansatz – wenngleich „die Antragstellung
manchmal etwas mühselig ist“. Da gebe es
bei den Förderstellen nochOptimierungs-
bedarf, meint er.
Um den Digitalisierungsprozess
zu unterstützen, hat das BMWi neben
den reinen Förderprogrammen inzwi-
schen deutschlandweit auch 25 Mittel-
stand-4.0-Kompetenzzentren aufgebaut,
in denen Unternehmen Informationen
und Begleitung bekommen. Diese hätten
unterschiedliche Schwerpunktthemen,
erklärt Sprecherin Annika Einhorn. Die
Bandbreite reiche von Arbeitsorganisati-
on undDigitalisierungsstrategien über die
intelligente Produktion und IT-Sicherheit
bis hin zu Rechtsfragen und digitalen Ge-
schäftsmodellen. Außerdem gebe es auch
thematische Zentren, darunter eines mit
dem Schwerpunkt „Planen und Bauen“,
das ein Angebot speziell für die Bau- und
Immobilienwirtschaft mache. Ein beson-
deres Augenmerk liege dabei auf Vernet-
zungsfähigkeit und Methodenkompetenz
für das Building Information Modeling
(BIM), so Einhorn.
Das Förderangebot in
den Bundesländern ist
schwer zu überschauen
und hat unterschiedliche
Schwerpunkte
Neben bundesweiten Programmen
existieren zudem auch viele Angebote in
den einzelnen Bundesländern. Das Pro-
blem: Das Angebot ist schwer zu über-
blicken. Jedes Bundesland hat eigene
Förderprogramme, die sich in Schwer-
punkten und Konditionen unterscheiden.
So bezuschussen beispielsweise Baden-
Württemberg, Bayern und Thüringen die
Anschaffung spezifischer Soft- und Hard-
ware mit einer Digitalisierungsprämie
oder einemDigitalbonus. Sachsen fördert
den Erwerb von Software für Projekte,
mit denen moderne Informations- und
Kommunikationstechnologien im Unter-
nehmen eingeführt werden. In Schleswig-
HolsteinwiederumkönnenUnternehmen
zwar keine speziell auf die Digitalisierung
zugeschnittenen Fördermittel beantragen,
über die Investitionsbank Schleswig-Hol-
stein stehen aber Mittel für Digitalisie-
rungsvorhaben zur Verfügung. Außerdem
bieten die Länder auch Bonusprogramme,
Innovationsgutscheine und speziell zuge-
schnittene Kredite an. Angebot und För-
dermöglichkeiten der Länder wechselten
häufiger, sagt JörgWirtz. Um die Fülle der
Programme zu überblicken, sei deshalb
Eigeninitiative der Immobilienbranche
gefragt.
Vergünstigte Kredite für Digitalisie-
rungsprozesse vergibt vor allem die KfW
Bankengruppe. Mit ihrem ERP-Digitali-
sierungs- und Innovationskredit bietet sie
zinsgünstige Darlehen für Investitionen
von bis zu fünf Millionen Euro im Jahr an.
Förderfähig sind zumBeispiel der Aufbau
digitaler Plattformen und Apps oder ein
IT- und Datensicherheitskonzept.
Und was kostet eine Digitalisierungs-
strategie ein Immobilienunternehmen
insgesamt? Das sei schwer pauschal zu sa-
gen, meinen die Experten. Viele Faktoren
wie Betriebsgröße, vorhandene Software
ausstattung oder der Schulungsbedarf der
Mitarbeiter spielten eine Rolle. Meistens
bewegten sich die Kosten im niedrigen
bis mittleren fünfstelligen Bereich. Laut
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand
2018 gaben Mittelständler im Jahr 2017
durchschnittlich knapp 17.000 Euro für
die Digitalisierung ihres Unternehmens
aus.
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Jelka Louisa Beule, Freiburg
LINK-TIPP
ZUM THEMA
Hier sind die Fördermöglichkeiten des
Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie (BMWi) zusammengefasst.
und
Programme der einzelnen Bundesländer
Die Förderungsmöglichkeiten der Förder-
bank KfW
Laut KfW-Digitalisierungs­
bericht Mittelstand 2018
gaben Mittelständler im Jahr
2017 durchschnittlich knapp
17.000 Euro für die Digitalisie-
rung ihres Unternehmens aus.
17.000 €
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