Immobilienwirtschaft 7-8/2019 - page 33

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7
-8.2019
Jetzt ist nichts Innovatives mehr an der
Immobilie?
Nein, statt das Gebäude sehr
innovativ zumachen, strichman dasWort
„Innovation“ aus dem Projektnamen …
Was sind Ihre weiteren beruflichen
Ziele?
„Communities“ bauen statt nur
Gebäude, zumBeispiel Quartiersentwick­
lung im Berliner Speckgürtel, also Bran­
denburg. Das Schlagwort für das künftige
Berlin heißt „Metropolregion“. Das ist das
Gleiche wie für London oder Los Angeles.
Auch da gibt es ja keinen Stadtrand in dem
Sinne, sondern das alles ist eine Metro­
polregion. Jetzt kommt der erste Landes­
entwicklungsplan heraus, der Berlin und
Brandenburg zusammen betrachtet.
Das Problem ist ja anscheinend die
Infrastruktur.
Das mag stimmen, aber
als Projektentwickler muss man die mit
gestalten. Da hat man wieder das Problem
der gebauten Umwelt. Projektentwickler
müssen einfach mehr über ihr Grund­
stück hinausdenken. Sie denken viel zu
oft grundstücksbezogen und schieben den
Rest der Verantwortung der Kommune zu.
Wie kommt es eigentlich, dass das für
Sie ein solches Thema ist?
Natürlich ist
das eine persönliche Geschichte: Meine
Mutter ist Galeristin, mein Vater ist Arzt
und sehr altruistisch. Ich habe im Berlin
der 90er an der Kunstakademie Architek­
tur studiert und war Hausbesetzerin. Spä­
ter bin ich in die USA gegangen, arbeitete
als Fotografin und Filmarchitektin. Dann
kam ich auf die Idee, kleinere Häuser zu
kaufen, zu restaurieren und zu verkaufen.
Das lief super. Plötzlich war ich der Ka­
pitalist, der ich nie werden wollte. In der
Immobilienkrise verlor ich alles, sah aber
die Konsequenzen von verantwortungs­
losem Handeln der Immobilien- und Fi­
nanzwirtschaft.
Sie kennen beide Enden der Pole.
Ich
habe gemerkt, wie wichtig eine gut funk­
tionierende Demokratie und Gesellschaft
ist. Ein System wie in den USA, das auf
„Every man for himself “ basiert und wirt­
schaftlich schwache Teile der Bevölkerung
ausgrenzt, funktioniert nicht auf Dauer.
Nach dem Crash der Immobilienkrise
entstand bei mir der Wunsch, mich der
Schaffung von guten Lebensräumen und
lebenswerten Städten zu widmen. Dazu
gehört auch, unterschiedliche Parteien
zusammenzubringen, deren es zur Reali­
sierung von guten Projekten bedarf. Das
empfinde ich schon als Lebensaufgabe.
Foto: Labusch
Wird eine Immobilie verkauft, kommen die Parolen. Dagegen kann die Branche durchaus
etwas tun. Gute Taten oder gute Architektur stehen nicht im Gegensatz zum Profit. Es geht
beides zusammen, meint
Jana Mrowetz
.
„Es braucht mehr Kre-
ativität, und wenn ich
selber nicht kreativ bin,
muss ich einfach meine
Kunden fragen.“
«
Dirk Labusch, Freiburg
Jana Mrowetz
ist geschäftsführende Gesell-
schafterin der GIBE Real Estate GmbH. Sie lebte
von 1995 bis 2013 in den USA, arbeitete unter
anderem als Filmarchitektin, Projektentwicklerin
und private Immobilieninvestorin. Sie hatte
zahlreiche Ehrenämter inne. 2015 bis 2017 war
sie Präsidentin von FIABCI Germany (The Inter-
national Real Estate Federation). Aktuell ist sie
stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss Bau-
und Immobilienwirtschaft der IHK Berlin.
ZUR PERSON
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