Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 97

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Marktteilnehmer immer öfter als Wett-
bewerber auftreten. Weitere 39 Prozent
gehen davon aus, dass dies zumindest par-
tiell zutrifft. Die Befürchtung, dass sich die
Wertschöpfung verlagern könnte, schafft
Veränderungsdynamik: Kundenbezogene
Prozessoptimierungen und -automatisie-
rungen, aber auch die Suche nach zusätz-
lichen Dienstleistungen und Erlösquellen
nehmen zu.
Wohnungsunternehmen sind durch
konventionelle hierarchisch organisier-
te Auftraggeber-Auftragnehmer-Bezie-
hungen geprägt. Aktuelle Befragungs-
ergebnisse zeigen, dass sich hier eine
Veränderung abzeichnet. Wohnungs­
unternehmen öffnen sich zunehmend ver-
schiedenen Anspruchsgruppen – insbe-
sondere den Kunden, aber auch Techno-
logiepartnern. Diese Entwicklung steckt
jedoch noch in den Kinderschuhen: 18
Prozent der Wohnungsunternehmen ge-
ben an, dass sie aktuell eine Kooperation
mit einem oder mehreren jungen Unter-
nehmen umsetzen. Weitere 15 Prozent
planen dies.
Von der Bewirtschaf-
tung zu vor- und nach-
gelagerten Stufen der
Wertschöpfung
Die Kernleistung bestandshaltender
Wohnungsunternehmen liegt in der Be-
reitstellung und Vermietung von Woh-
nungen. Bislang konzentrierte sich die
Angebots- und Leistungssphäre in erster
Linie auf die Bewirtschaftungsphase. Zu-
sätzlich wurden vor- oder nachgelagerte
Wertschöpfungsstufen – wie beispiels-
weise der Neubau und das Insourcing
von Messdienstleistungen – in die Unter-
nehmen vertikal integriert. Die heutige
Wertschöpfung stellt das Produktivsys­
tem bestandshaltender Wohnungs­
Hierarchisch organisierte Lieferketten von Dienstleistern weichen vermehrt digital
organisierter Partnerschaft. Dabei gewinnen die Kunden. Das bietet auch Wohnungs-
unternehmen neue strategische Optionen.
»
ÜBERSICHT
NEUE WERTSCHÖPFUNGSPERSPEKTIVEN
Bestehende Dienstleister/
bestehendes Geschäftsfeld
Neue Dienstleister/
neue Geschäftsfelder
Leistungssphäre
Bestehende Leistungen (z.B.
Handwerkerleistungen, Pla-
nungs- und Bauaufgaben etc.)
Neugeschäft und neue
Leistungen (z.B. Car-Sharing,
Mieterstrom, Pflege etc.)
Systemebene
Produktivsystem
Innovationssystem
Wertschöpfungsfokus
Gegenwärtige Wertschöpfung Neue Wertschöpfung
Managementperspektive
Operativ
Strategisch
Ressourcenperspektive
Effizienz (Fragt nach dem WIE:
Können wir die Dinge richtig
oder besser tun?)
Effektivität (Fragt nach dem
WAS: Tun wir die Dinge, die uns
voranbringen?)
Innovationstyp
Innovation bezieht sich auf
Prozesse, Verfahren oder
eingesetzte Technologien/
stufenweise
Innovation bezieht sich auf neue
Produkte, Dienstleistungen oder
Geschäftsmodelle/radikal
Aufgabe
Tiefere Integration, Prozessopti-
mierung und -automatisierung
Neugeschäft und Geschäfts-
feldentwicklung
Ziel
Kosteneffizienz, schnellere
Bearbeitung, Erhöhung der
Servicequalität/Kundenzufrie-
denheit
Neue Wertschöpfungspotenziale
erschließen, Kundenbindung
Das Gleichgewicht zwischen Innovation
und Produktivität muss gewährleistet sein
Neue (digitale) Geschäftsmodelle
Wertschöpfung der Zukunft
(Radikale) Innovation
Innovation
Produktivität
Organisationale Beidhändigkeit
Kerngeschäft
Digitalisierung der Geschäftsprozesse
(Stufenweise) Innovation
Die Balance
zwischen Produktiv- und Innovationssystem
sichert Erfolg
Quelle: Michael Deeg, Analyse & Konzepte
in Anlehnung an Tushman/O’Reilly
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