Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 91

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0.2018
GEZIELTE ABWEICHUNG &
PREDICTIVE ANALYTICS
„Eine wesentliche Voraussetzung
für Künstliche Intelligenz ist das
Vorhandensein sehr vieler Daten.
Im immobilienwirtschaftlichen
Kontext sehen wir vor allem in
den Bereichen Nebenkosten,
Instandhaltungskosten sowie der
Mieterstruktur geeignete Einsatz-
gebiete für Künstliche Intelligenz.
So genannte Predictive Analytics
bieten mit Unterstützung von KI
einen entscheidenden Nutzen.
Man denke an das Betriebskosten-
Benchmarking: Gehen in einem
Wohnkomplex die Heizkosten
durch die Decke, meldet die KI
gezielt diese Abweichung. Ein
weiteres spannendes Einsatzgebiet
ist die Ticketbearbeitung. Hier
sorgt die KI dafür, die Korrespon-
denz aus den unterschiedlichs-
ten Einfallstoren, wie E-Mail,
Mieter-App oder Chatbot, mittels
automatischer Verschlagwortung
in die richtigen Bahnen zu lenken.
Callcenter könnten perspektivisch
der Vergangenheit angehören.
In der Gebäudetechnik eröffnen
sich weitere Handlungsspielräume
für KI. Denkbar sind in diesem
Zusammenhang Bauteile, die
lernen, wann eine Wartung fällig
ist. Unsere Aufgabe besteht letzt-
endlich darin, wie wir sinnvolle
Anknüpfungspunkte für die neue
Technologie finden.“
Thoralf Beyer,
Chief Sales Ma-
nager, PROMOS consult Projekt-
management, Organisation und
Service GmbH
EXPERTENSTIMMEN
WAS HEUTE SCHON GEHT MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ
VERTRAGSPRÜFUNG &
PROZESSOPTIMIERUNG
„KI-Technologie erkennt in
einem riesigen Datenvolumen
Zusammenhänge, die selbst ein
Mensch mit jahrelanger Erfahrung
so nicht ausmachen kann. Bei
großen Immobilienunternehmen
sehe ich wichtige Anwendungs-
felder bei der Vertragsprüfung
und -erstellung sowie bei der
Prozessoptimierung. KI-Systeme
ermöglichen quasi in Echtzeit das
Anstoßen von Entscheidungen.
Ein Beispiel hierfür sind verdäch-
tige Abbuchungsvorgänge aus
Regionen, die für organisiertes
Verbrechen berüchtigt sind.
Lernende Systeme decken implizit
betrügerische Aktivitäten auf. Ein
weiteres Beispiel ist eine weitge-
hend automatisierte Erstellung von
Vertragstextvorschlägen, bevor die
Verträge zur Schlussbearbeitung
an die entsprechenden Juristen
gehen. Im Rahmen der Prozessop-
timierung messen und analysieren
KI-Systeme bestimmte Größen von
Prozessen und Unterprozessen, ins-
besondere deren Dauer, Nutzungs-
häufigkeit oder Reihenfolge. Damit
die genannten Vorteile nutzbar
werden, ist allerdings neben einer
adäquaten Datenbasis eine mo-
derne Infrastruktur unabdingbar,
insbesondere Big-Data-Werkzeuge
und ein modernes ERP-System
mit leistungsfähigen Logging- und
Tracking-Funktionen.“
Nicolas Schulmann,
Mitbegrün-
der und Vorstand der FIO SYSTEMS
AG in Leipzig
NEUE TRANSPARENZ &
KOSTENGÜNSTIGES WOHNEN
„Ganz allgemein bietet KI der
Immobilien- und Wohnungswirt-
schaft die Möglichkeit, Produkte
effizienter, kostengünstiger und
kundenfreundlicher anzubieten.
Dabei lassen sich KI-Ansätze über
den ganzen Lebenszyklus eines
Gebäudes und dessen Verwaltung
hinweg nutzbar machen, von der
Planung bis zur Bewirtschaftung.
Ein besonders wichtiges Element
ist hier die Schaffung von digi-
talen Interaktionsstrukturen und
Plattformen, die alle Beteiligten
zusammenführt: Mieter, Bauträger,
Immobilienunternehmen, Woh-
nungsgesellschaften, Eigentümer,
Verwalter, Finanzunternehmen und
Dienstleister aller Art. Auf diesem
digitalen Fundament lässt sich eine
bisher unerreichte Transparenz
herstellen, die am Ende Nutzer-
freundlichkeit und Lebensqualität
im Quartier drastisch verbessert
und das Wohnen kostengünstiger
macht – etwa durch ein bedarfs
gerechtes, am tatsächlichen
Nutzen anstatt an starren organi-
satorischen Prozessen orientiertes
Facility Management oder eine
dem aktuellen Verbrauch individu-
eller Nutzer gemäße Heizkosten-
berechnung. Die Integration von
Informationen auf einer digitalen
Begegnungsebene schafft ein
selbst optimierendes Ökosystem
rund um das Quartier.“
Thomas Götzen,
Geschäftsführer
INTERBODEN GmbH & Co. KG/
Animus GmbH & Co. KG
MODERNE SICHERHEIT &
SMARTE SYSTEME
„In Zukunft wird das Thema Smart
Building rasant an Bedeutung
gewinnen. Dabei bringen KI-
Technologien überall dort große
Vorteile, wo es um den Einsatz
proaktiv wirkender, sich selbst
regelnder und autonom handeln-
der Systeme geht. Dazu gehören
beispielsweise die Verbesserung
der Energieeffizienz und die Steue-
rung der verwendeten Energieträ-
ger – einschließlich der Integration
von E-Mobilitätslösungen. Hinzu
kommen aber auch neue selbstler-
nende Sicherheitstechnologien für
Quartiere. KI-Systeme können nach
Auffälligkeiten in den Bewegungs-
mustern von Fußgängerströmen
suchen und so Bedrohungen
rechtzeitig ausmachen. KI wird
auch das Serviceangebot auf eine
neue Stufe heben: quantitativ
durch mehr Kundenfreundlich-
keit. Intelligente, selbstlernende
Schnittstellen zu den Endkun-
den sind das Fundament dieser
Entwicklung. Personen, die mit
Internet und sozialen Medien gut
vertraut sind, können damit ganz
neue Servicemodelle generieren.
Und smarte Systeme können
älteren oder weniger IT-affinen
Menschen helfen, ihre Anliegen
verständlich vorzubringen und
adäquate Antworten zu finden. Wir
sind so auf dem besten Weg zum
intelligenten Service-Roboter.“
Raymon Deblitz,
Head of Solution
Consulting Utilities, Vice President,
T-Systems International GmbH
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