Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 93

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grundsätzlich, automatisiert zu werden. KI ist dabei die Kirsche
auf dem Automatisierungskuchen – etwa wenn es darum geht,
Daten aus Dokumenten auszulesen. Dies kann zum Beispiel bei
der Prüfung einer Vielzahl vonMietverträgen bei einer Immobili-
entransaktion oder beimEingang von Papierrechnungen genutzt
werden. Eine Rechnung fehlerfrei von einemGebührenbescheid
zu unterscheiden, fällt einer KI-unterstützten Anwendersoftware
leicht. Eine rein visuelle Prüfung durch den Menschen führt da-
gegen schnell zur Ermüdung und dann zu Fehlern.“
Doch können KI-Technologien auch für die Verbesserung
Immobilien-spezifischer Geschäftsmodelle herangezogen wer-
den. Harald Kemmann, Bereichsleiter Innovationsmanagement
bei LEG, nennt dafür als Beispiel die Senkung desWärmebedarfs:
„Um Heizkosten für unsere Mieter ohne Komforteinbußen zu
senken, könnte – ohne KI – zunächst die simple Logik greifen:
Wenn ein Fenster geöffnet wird oder wenn es draußen wärmer
ist als drinnen, dann sollte die Heizkörpertemperatur sinken. Das
wäre die Stufe 1, in welcher durchaus fünf bis zehn Prozent Sen-
kungspotenzial liegt. In Stufe 2 verarbeitet KI über einen wach-
senden Zeitraum die sich häufenden Ereignismuster zu einem
optimierten Steuerungsprozess, in dem dann bis zu 25 Prozent
Senkungspotenzial gehobenwerden kann. DerMieter spart Geld,
und die Wohnung wird attraktiver.“
Es ist anspruchsvoll, in der Evaluation das
zukünftig besser werdende Leistungsver-
sprechen richtig einzuschätzen
Wer den Schritt in die KI-Welt gehen will, kann aus einem
wachsenden Angebot entsprechender Werkzeuge auswählen.
Dazu StefanZanetti, CEOdes PropTech-Unternehmens Allthings
Technologies AG: „Im Bereich Datenräume gibt es interessante
Lösungen. Grundsätzlich unterscheidet sich die Auswahl von KI-
basierten Lösungen nicht von der Auswahl anderer Instrumente:
Sie geschieht ja nach klassischen Kriterien wie Nutzen, Risiken,
Preise etc., und nicht nach verwendeten Technologien. Allerdings
kauftman sichmit KI auch selbstlernende Software, und dahinge-
hend ist es anspruchsvoll, in der Evaluation das zukünftig besser
werdende Leistungsversprechen richtig einzuschätzen.“
Alexandre Grellier, CEOdes DatenraumspezialistenDrooms,
ergänzt: „Bei Einsatz einer KI sollte immer auf das tatsächliche
Verhältnis von manueller und automatisierter Arbeit geachtet
werden. Es wird viel über KI gesprochen, doch nicht selten blei-
ben die Programme hinter den Erwartungen zurück. Es lohnt
sich also immer, den echten Mehrwert auf Herz und Nieren zu
prüfen. Insbesondere sollte man sich die Frage stellen, wie viel
Wert der Anbieter auf die Ausgangsdatenqualität legt, denn mit
der KI verhält es sich wie in anderen Bereichen auch: ‚Garbage
in, garbage out.‘“
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