Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 105

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Building Information Modeling verspricht den
digitalen Immobilienzwilling. Doch der Hoffnungsträger
der Bau- und Immobilienwirtschaft erzeugt bislang
bloß digitale Geschwisterfolgen.
Viele Softwarehersteller setzen hierbei
auf die internationalen BuildingSmart-
Schnittstellen wie Open BIM und IFC.
Diese haben jedoch einen Nachteil: Sie
umfassen und beschreiben ihrerseits nicht
alle Daten, die in den jeweiligen CAD-
Programmen erfasst werden können. So
gehen bereits vor der Anreicherung mit
Kosten- und Terminkomponenten wich-
tige Daten verloren.
Eine wirklich integrierte
Plattform erfordert einen
sehr hohen Entwicklungs-
aufwand
Folglich arbeiten – Stand heute – alle
Projektbeteiligten in einem nicht durch-
gängigen Prozess. Sie arbeiten auch kei-
neswegs an einem einheitlichen und
umfassenden digitalen Modell. Hinzu
kommt, dass die Bauwirtschaft sehr stark
von nationalen Gesetzen und Normen
geprägt ist. So müssen zum Beispiel in
Deutschland dieDIN276 „Kosten imBau-
wesen“ und DIN 277 „Grundflächen und
Rauminhalte“ wie auch die „Vergabe- und
Vertragsordnung“ (VOB) eingehalten und
im digitalen Modell berücksichtigt wer-
den. Auch deshalb liegt wohl leider die
Realisierung einer gemeinsamen Daten-
plattform in weiter Ferne.
Nationale BIM-Aktivitäten unter-
scheiden sich nämlich deutlich. Der
Schweiz etwa gelang es bei zentraleren
Strukturen und einer übersichtlicheren
Anzahl von Beteiligten, eine umfas-
sende nationale Initiative „Bauen Digi-
tal Schweiz“ zu schaffen. Deutschland
dagegen tut sich mit seinen föderalen
Strukturen und vielen Arbeitskreisen in
Verbänden, Kammern und sonstigen Ins­
titutionen deutlich schwerer. Eine wirk-
liche integrierte Plattform für Planen,
Bauen und Betreiben erfordert einen
„BIM ist neues Pla-
nungswerkzeug und
neues Datenverständnis
zugleich. Seine integrier-
ten Prozesse betreffen
alle am Bau und in der
Bewirtschaftung.“
Prof. Daniel Mondino,
Core architecture in Hamburg
»
Umdenken. Das bedeutet ebenso ein ho-
hes Investment in dieWeiterqualifizierung
der Mitarbeiter. Nach heutigem Stand der
Technik erfolgt die Gebäude-, Tragwerks-
und Haustechnikplanung immer noch in
jeweils ausschließlich für das Teilsegment
geeigneten CAD-Fachanwendungen.
Doch auf dieseWeise ist man weit von der
Zielvorstellung eines digitalen Gebäude­
zwillings entfernt. Allenfalls entstehen auf
diese Weise digitale Geschwisterfolgen.
Unter diesen werden die Daten dann nur
so weit ausgetauscht, wie es als Grundla-
ge für die jeweilige Fachanwendung sowie
eine Plausibilitätsprüfung und Integration
erforderlich ist.
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