Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 54

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EXPO REAL
2018
I
CROWDINVESTING
Rasantes Wachstum
mit marginaler Bedeutung
Z
ehn Jahre nach Ausbruch der Finanz-
krise steht Deutschlands Banken-
landschaft noch immer auf tönernen
Füßen. Skandale haben das Image der
Deutschen Bank nachhaltig erschüttert,
milliardenschwere Strafzahlungen in den
USA ihre Substanz angegriffen. Bei der
Commerzbank, von der Bundesregierung
durch den Kauf von Anteilen imWert von
5,1 Milliarden Euro vor dem Mahlstrom
der Kapitalmarktverwerfungen gerettet,
ist die Marktkapitalisierung so stark ge-
sunken, dass dem Institut der Rauswurf
aus dem Leitindex Dax droht.
Und auch die Aussichten für die
Hypothekenbanken scheinen trotz des
Booms an den Immobilienmärkten nach
einer neuen Studie von EY Real Estate
nicht rosig. Crowdfunding sei für Pro-
jektentwickler zu einer „wettbewerbs-
fähigen Finanzierungsalternative“ zum
Bankdarlehen geworden, lautet das Fazit
der Analyse. „Jeder vierte von uns befragte
Immobilieninvestor und Developer plant,
sich Kapital durch ein Crowdfunding zu
zu können. Die angeschlagenen Banken
waren damals nicht in der Lage, Hypo-
thekendarlehen auszureichen. Deshalb
begannen zunächst Developer in denUSA
und bald auch in Europa, sich über das
Internet Geld bei Privatanlegern zu leihen.
Die Idee ist simpel: Unternehmer stellen
ihr Geschäftsmodell auf einer Plattform
im weltweiten Datennetz vor. Interessen-
ten aus dem Schwarm der Internetsurfer
– englisch: Crowd – können sich daran als
Kreditgeber beteiligen. Geht das Vorha-
ben auf, erhalten die Anleger ihr Kapital
samt Zinsen zurück. Das Risiko für die
privaten Investoren ist allerdings hoch:
„Scheitert die Idee, ist ihr Geld verloren“,
sagt Steffen Sebastian, Professor für Im-
mobilienfinanzierung am IREBS-Institut
der Universität Regensburg.
Dennoch sind etliche Privatanleger
von der neuen Anlageform begeistert.
Während die massiven Interventionen
der Zentralbanken an den Kapitalmärk-
ten zur Stützung der Realwirtschaft die
Renditen von Anleihen und Zinsen von
beschaffen“, sagt Paul von Drygalski, Exe-
cutive Director der Immobiliensparte der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungs­
gesellschaft. Sogar 75 Prozent, drei von
vier Projektentwicklern, könnten sich
vorstellen, die auf deutsch Schwarmfinan-
zierung genannte Methode zu nutzen, um
anKredite zu gelangen. Gleichzeitig sei bei
Anlegern die Nachfrage nach dieser Anla-
geform so groß, dass Projekte in der Regel
inzwischen in nur „ein bis zwei Monaten
schwarmfinanziert“ seien, sagt Drygalski.
Das Risiko für die
privaten Investoren ist
hoch: Scheitert die Idee,
ist das Geld verloren
Crowdfundingwar direkt nachBeginn
der Finanzkrise für zahlreiche Projektent-
wickler die einzige Möglichkeit, noch an
Fremdkapital zu gelangen, um zumindest
kleinere Immobilienvorhaben stemmen
Montag, 8. Oktober 2018,
15:00 – 16:00 Uhr
Halle B2, Raum B21
Immobilien-Crowdinvesting
Win-win-Situation für Anleger
und Projektentwickler
Ausrichter:
Exporo AG
EXPO-DISKUSSION
Etliche Privatanleger sind
von der Anlageform Crowd­
funding begeistert – doch
Vorsicht ist geboten.
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