Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 48

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EXPO REAL
2018
I
INVESTMENTS
Meist basierte das Wachstum auf staatlich
gelenkten Großfirmen. Jetzt hat die Zen-
tralregierung die Städte dazu aufgerufen,
ihre Abhängigkeit von Investitionen zu
begrenzen und sich auf neue, nachhal-
tigere Wachstumstreiber zu konzentrie-
ren, die besser dazu geeignet sind, wettbe-
werbsfähige Städte in einer globalisierten
Wirtschaft aufzubauen.
Bislang galten vor allem Größe, Ein-
kommen, Infrastruktur und ansässige Fir-
men als wichtige Faktoren. Immer stärker
fällt jedoch auch die Zukunftsfähigkeit
durch Bildung, Innovation, Lebensqua-
lität, Umwelt, regionale Bündelung von
Kräften und letztlich auch die Transparenz
auf dem Immobilienmarkt ins Gewicht.
Doch insbesondere beim letzten Punkt
haben nur wenige unter Chinas Topstäd-
ten internationale Standards erreicht.
So fallen alle chinesischen Städte in die
Kategorie semitransparent, während die
Sonderzone Hongkong oder auch das tai-
wanesische Taipeh als transparent gelten.
Büromarkt profitiert
von der neuen Ausrich-
tung auf Technologie
und Coworking
Allerdings gibt es auch hier Abstu-
fungen, die Schanghai und Peking als
Positivbeispiel zumindest an der Grenze
zur Transparenz sehen. Denn hier ist zu-
mindest die Verfügbarkeit umfassender
Datenbanken für Gewerbeimmobilien ge-
geben sowie relativ transparente Prozesse,
um Standards zu planen und umzusetzen.
Die Immobilienmärkte dieser beiden
Städte stehen in puncto Professionalität,
Standardisierung und Internationalisie-
rung deutlich vor dem Rest des Landes.
Shenzhen und Guangzhou bemühen
sich, zur Spitzengruppe aufzuschließen,
während Hangzhou, Suzhou und Tianjin
von der geografischen Nähe zu Peking
und Schanghai profitieren und damit ei-
nenVorsprung vor denWettbewerbern im
chinesischen Kernland haben.
Die mangelnde Transparenz bremst
derzeit noch den chinesischen Invest-
mentmarkt aus. Das Volumen von aktuell
40 Milliarden US-Dollar auf dem Markt
für Gewerbeimmobilien könnte binnen
der kommenden zehn Jahre auf bis zu 150
Milliarden US-Dollar wachsen und damit
den US-Markt herausfordern. Vorausset-
zung: China öffnet sich und die Märkte
werden für Investoren transparenter. Je
stärker die Kombination aus traditionellen
und zukunftsweisenden Kriterien und je
höher die Transparenz im Markt, desto
schneller verändern sich die Immobilien-
märkte in diesen Städten.
Das zeigt sich besonders am Büro-
markt, wo Technologie-Konzerne bei
der Anmietung von Büroflächen mitt-
lerweile zu den traditionellen Branchen
aufgeschlossen haben. So profitiert bei-
spielsweise die Küstenstadt Hangzhou
vom globalen Internethändler Alibaba.
Ebenso treibenCoworking-Konzepte den
Flächenumsatz an, was mittelfristig zu
Mietsteigerungen in einigen Städten der
China 12 führen wird. Diese Entwicklung
wird vor allem durch die Dezentralisie-
rung in den Topstädten Peking, Schang-
hai und Shenzhen vorangetrieben, die auf
den zusätzlichen Ausbau der öffentlichen
Transportwege setzen und damit auch
Randlagen als Bürostandorte attraktiv
machen.
Risiko: Einige schnell
wachsende China-12-Städ-
te werden kurzfristig unter
Angebotsdruck geraten
Doch birgt das Wachstum auch Ri-
siken: Einige schnell wachsende China-
12-Städte werden aufgrund des jüngsten
Baubooms kurzfristig unter Angebots-
druck geraten. Die lokalen Regierungen
werden sich jedoch zunehmend der Ri-
siken eines Überangebots bewusst und
ergreifen entsprechende Schritte, um die
Bereitstellung von Bauland für gewerb-
liche Zwecke zu drosseln.
In internationalen Zentren und auf-
strebenden Märkten können zudem tra-
ditionelle CBDs nicht mehr wachsen. Hin-
zu kommt der Wunsch, Kosten zu sparen,
was die Verlagerung aus den Zentren he-
raus zusätzlich fördert. Der Einzelhandel
ist bereits mitten in der Umstellung vom
klassischen Konsum zu Multi-Channel-
TABELLE
SO PERFORMEN DIE ASSETKLASSEN IN DEN TOP-12-STÄDTEN
Einwohner
(Millionen)
Office Stock
(Millionen m
2
)
Retail Stock
(Millionen m
2
)
Logistik Stock
(Millionen m
2
)
4*/5* Hotels
(Anzahl)
Beijing
18,8
8,2
7,7
2,0
618
Chengdu
11,2
3,1
6,5
3,4
150
Chongqing
19,7
1,9
5,4
2,0
86
Guangzhou
12,5
5,3
3,2
2,2
188
Hangzhou
7,3
1,4
4,1
0,7
175
Nanjing
6,9
1,5
3,7
1,4
88
Shanghai
21,2
11,9
12,7
6,4
557
Shenzhen
11,9
6,1
4,6
3,1
187
Suzhou
8,0
1,2
4,6
2,1
103
Tianjin
12,9
1,0
4,1
3,5
87
Wuhan
8,6
1,5
6,5
1,4
71
Xi‘an
6,5
1,4
5,1
0,9
106
Quelle: JLL, EIU, STR Global, 2018
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