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5.2018
daran lag, dass der Denkmalschutz das
80 Jahre vergessene Bauwerk nun in den
Blick nahm. Fälschlicherweise wurde das
Gebäude in den offiziellen Unterlagen der
Ämter als ehemalige Werkstatt geführt.
AUCH EIN WANDGEMÄLDE KAM ZU TAGE
Unter all den Ablagerungen und dem
Schmutz fanden sich auch ein 12,56 Qua-
dratmeter großesWandgemälde auf Lein-
wand, eher untypisch für die Zeit, sowie
Stuck- undHolzarbeiten, die es zu sichern
und zu restaurieren galt.
Jenseits denkmalpflegerischer Aspekte
wurde die Bauruine technisch komplett
auf den modernsten Stand gebracht und
um neue Nutzungsflächen erweitert. Au-
genscheinlichstes Merkmal der Verände-
rung sind die zwei fast 400 Quadratmeter
großen modernen Etagen, die über dem
historischen Theatersaal neu errichtet
wurden. Dafür wurden eigens Stahlträger
aus dem Stadienbau verwendet. Der alte
Keller wird jetzt als Tiefgarage für Elektro-
fahrzeuge genutzt. Dafür wurde die Kel-
lersohle um zwei Meter tiefer gelegt, die
Zufahrt erfolgt über einen „unsichtbaren“
PKW-Aufzug, der von oben mit einem
Erdbeerfeld bepflanzt wird. Damit wird
der Innenhof in der Nutzung freigehalten
und nicht durch eine Rampe behindert.
Dirk Moritz zieht ein positives Fazit:
„Alle Anstrengungen, alle Mühen und
jeder Euro haben sich gelohnt. Ziel war
dieWiederbelebung eines alten Gebäudes
in der Verantwortung, es für die nächsten
Jahrzehnte mit modernster Technik fit
zu machen. Einen Ort zu kreieren, der
so vielseitig und zeitlos ist wie das wah-
re Leben selbst; so sollte der historische
Charme des Gebäudes erhalten und die
Zeitlosigkeit in den Vordergrund gestellt
werden.“
FINANZIERUNG DER ENTWICKLUNG
2011
unterschriebDirkMoritz den Kaufvertrag
mit einer tschechischen Erbengemein-
schaft, ein Prozess, der alleine zwei Jah-
re der Vorbereitung in Anspruch nahm.
Ähnlich aufwendig war die Finanzierung,
wobei über 20 Banken das Projekt unter
die Lupe nahmen und schließlich auf
Grund von negativen Risikobewertungen
ablehnten. Letztlich willigte das Bankhaus
Schröder aus Hamburg ein.
Gegenüber der Kostenkalkulation
von 2014 wurde der Secret Garden Ber-
lin um 15 bis 18 Prozent teurer – durch
steigende Baupreise, Überraschungen,
die ein Altbau bereithält, und zusätzliche
Qualitätsanforderungen (zumBeispiel das
Akustikglas der Fenster im Theatersaal);
Aufwendungen zur Qualität, die heute
in der temporären Vermietung wieder
mehr als positiv zu Buche schlagen. Dirk
Moritz‘ Credo lautet wie folgt: „Wir sind
ganz bewusst den aufwendigeren Weg
gegangen, damit wir einen adäquaten
Mietpreis erzielen können. Wir sprechen
gezielt höchstes Niveau in der Art der Ver-
mietung an, 70 Prozent unserer Kunden
sind international. Von Workshops, Pres-
sekonferenzen, Produktpräsentationen,
großem Dinner, vom Konzert bis zum
privaten Abendessen können wir flexibel
und individuell auf die Wünsche unserer
Kunden eingehen.“
UMBAU UND NEUE NUTZUNG
Durchweg
plante und agierteman auf einem sehr ho-
hen Niveau, was sich zum Beispiel an der
Ausbildung der neuen 6,10 Meter hohen
Fenster des Theatersaals erkennen lässt.
Die teils widersprüchlichen Belange von
Schallschutz, Akustik, Verschattung und
Ästhetik wurden berücksichtigt. Moderne
Decken und Balkone wurden installiert,
wo notwendig und ästhetisch vertretbar.
So musste auch die eingestürzte Gewöl-
bedecke des Theatersaals komplett durch
drei Stahlträger ersetzt werden. Mit einem
innovativen Technikkonzept gingman ex-
akt auf das Betreiberkonzept ein: Überall
existieren im Fußboden Anschlüsse für
Elektro, Medien, Wasser und Abwasser.
Barrierefrei sind alle Räume, sie verfügen
über Personen- und Lastaufzüge, und ein
alter Lichtschacht wird als zweiter Flucht-
weg genutzt. Insgesamt konnten die Be-
standsflächen um rund 450Quadratmeter
vergrößert werden.
Das Projekt war ein Zusammenspiel
von Spezialisten und Querdenkern. Die
inhaltlichen Vorgaben kamen gänzlich
von Dirk Moritz, die fachliche und bau-
liche Lösung und Umsetzung von den
jeweiligen Experten im Team. In diesem
Zusammenhang wird von einer „respekt-
vollen Instandsetzung in Verbindung
mit Nachverdichtung, nachhaltigen und
innovativen Technologien, zum Beispiel
einemmodernenAbluft- undHeizsystem,
oder einer energetischen Sanierung“ ge-
sprochen.
Dirk Moritz (links): „Alle Anstrengungen, alle Mühen und jeder Euro haben sich gelohnt.
Ziel war die Wiederbelebung eines alten Gebäudes in der Verantwortung, es für die
nächsten Jahrzehnte mit modernster Technik fit zu machen. Einen Ort zu kreieren, der
so vielseitig und zeitlos ist wie das wahre Leben selbst; so sollte der historische Charme
des Gebäudes erhalten und die Zeitlosigkeit in den Vordergrund gestellt werden.“
Fotos: V. Serra Brunner, Moritz Gruppe
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Christian Brensing, Berlin