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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
HOTELMARKT
richten sich Lifestyle-Hotels zudem in
ehemaligen Büro- oder Industriegebäu-
den ein, bieten ein extravagantes Food-
und Beverage-Konzept an oder nehmen
Retro-Kunstgegenstände in ihr Hotel
design mit auf.
Zu den bekanntesten Namen in Eu-
ropa, die aufgrund ihres nachhaltigen
Erfolgs auch für langfristig orientierte
Investoren interessant sind, zählen zum
Beispiel die CitizenM, Moxy by Marri-
ott, 25hours oder Ruby. In den USA hat
sich Union Investment vor Kurzem ein
neu entstehendes Thompson Hotel in
Washington D.C. gesichert, das ebenfalls
dem Lifestyle-Segment zuzurechnen ist.
Das 12.000Quadratmeter großeBoutique-
Hotel wird zu seiner geplanten Eröffnung
Anfang 2020 voraussichtlich 225 Zimmer
bieten und die Atmosphäre seines un-
mittelbaren Standorts in den Navy Yards,
einem ehemaligen Hafenindustriegebiet,
aufgreifen. Das neue Thompson Hotel
wird der Kategorie „Luxury“ zugehören
und richtet sich damit an ein wohlhaben-
deres erlebnissuchendes Publikum.
„BUDGET UND MIDSCALE“
Lifestyle-Ho-
tellerie ist aber ebenso überzeugend in
den Kategorien „Budget“ und „Midscale“
umsetzbar. Das zeigen fest etablierte und
in einem höheren Maß standardisierte
Marken wie Holiday Inn, Motel One oder
Ibis. Diese gehen ebenfalls verstärkt dazu
über, ihre Häuser einemMotto folgend zu
gestalten oder der typischen Stimmung
eines Standorts anzupassen, um den indi-
viduellen Erlebnischarakter für die Gäste
zu erhöhen.
Bemerkenswert dabei ist, dass sich
auch die großen Sharing-Economy-Trei-
ber wie Airbnb nicht nur auf ihre digitalen
Plattformen und die Vermittlung indivi-
dueller Übernachtungsmöglichkeiten
beschränken: Im ersten Quartal plant
Airbnb in enger Kooperation mit dem
Projektentwickler Niido die Eröffnung des
E
in Kulturwandel hinterlässt auf dem
Hotelmarkt seine Spur. Er führt unter
anderem zu neuen, spannenden Über-
nachtungskonzepten und Investment-
produkten. Allgemein gesprochen steht
Airbnb in der Erfahrung vieler Nutzer
für Abenteuer, Individualität und für die
Möglichkeit, eine neue Stadt authentisch
zu erleben.
Das Versprechen kommt an – gerade
bei der jüngeren Generation. Seit seiner
Gründung im Jahr 2009 listet Airbnb
weltweit rund vier Millionen Angebote,
was dem Angebot der fünf größten Ho-
telketten zusammengerechnet entspricht.
Gleichzeitig schwächte sich das Wachs-
tum der Plattform allmählich ab, da kaum
noch Neunutzer gewonnen werden kön-
nen. Außerdem hemmen neue Vorgaben
in puncto Sicherheit und Hygiene, aber
auch das Einfordern einer korrekten Be-
steuerung ein anhaltend schnellesWachs-
tum. Und einzelne Städte undGemeinden
gehen gegen die Ausdehnung von Airbnb
vor: Dabei wird vor allem das Argument
der Wohnraumverdrängung angeführt.
LIFESTYLE-HOTELS BOOMEN
Ein Effekt
des angestoßenen Kulturwandels auf die
Hotellerie ist gleichwohl spürbar und äu-
ßert sich zum Beispiel in einer deutlich
steigenden Anzahl an Lifestyle-Hotels.
Auch das enorme Wachstum im Bereich
ServicedApartments lässt sich hier anfüh-
ren. Experten prognostizieren, dass es im
Jahr 2019 weltweit rund 40 Prozent mehr
Serviced Apartments geben wird als noch
im Jahr 2017. Ein dritter Bereich, der den
Reisenden ein Plus an Individualität ver-
heißt, ist die wachsende Resort-Hotellerie.
Das Segment der Lifestyle-Hotels
kennzeichnet ein jeweils eigener, mög-
lichst unverwechselbarer Stil in der Ein-
richtung. Im besten Fall wird das Design
kombiniert mit Möglichkeiten, die sich
durch die Digitalisierung bieten. Um den
Charakter des Besonderen zu erhöhen,
Kulturwandel durch Sharing Economy
Viel wird über Sharing-Kon-
zepte wie Airbnb und wei-
tere vermeintlich disruptive
Kräfte diskutiert. Doch die
Hotellerie steht keineswegs
mit dem Rücken zur Wand.
Im Gegenteil: Der Anteil von
Hotels an den gehandelten
gewerblichen Immobilien
in Deutschland ist 2017 auf
knapp zehn Prozent gestie-
gen.
Andreas
Löcher,
Leiter
Investment Ma-
nagement Hos-
pitality, Union
Investment Real
Estate GmbH
AUTOREN
Karlotta
Kutscher,
Investment Ma-
nagement Hos-
pitality, Union
Investment Real
Estate GmbH