Immobilienwirtschaft 2/2018 - page 46

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
TITELTHEMA
Foto: Urbansky
D
en Fall kennt jeder Immobilienverwalter: Die Fenster
müssen ausgetauscht werden. 20 Jahre sind rum. Und
es steht nicht nur die Frage nach dem besten und preis-
lich günstigsten Anbieter imRaum, sondern was mit der
Immobilie in Zukunft noch hinsichtlich energetischer
Sanierung passieren soll. Muss inwenigen Jahren eine Dämmung
nach EnEV-Standard erfolgen oder soll gar in Anlehnung an den
Passivhausstandard saniert werden, betrifft das nicht nur die Art
der Fenster, sondern auch deren Anschlüsse an eine potenzielle
Außendämmung.
Gerade bei Wohneigentümergemeinschaften sind solche
Konflikte schwer zu lösen. Auch ist der Beratungsbedarf bei den
Gemeinschaftenmeist höher. Die Fenster zumBeispiel sindmeist
Sondereigentum, die Wirtschaftlichkeitsberechnungen müssen
auf einer anderen Grundlage erfolgen. Allerdings wird dieser hö-
here Beratungsbedarf auch besser gefördert. Meist stehen zudem,
quer durch die Eigentümer, kurzfristige pekuniäre Interessen
einemWerterhalt und der Wertsteigerung der Immobilie mittels
durchdachter energetischer Sanierung im Weg. Die ist für den
Augenblick immer teurer, nicht jedoch unbedingt auf lange Sicht.
Ein Verwalter kann und muss das nicht im Blick haben. Aber er
kann sich dafür Hilfe holen, etwa in Form eines Energieberaters
oder eines spezialisierten Planungsbüros. Energieberatungen
werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA) gefördert.
Auch wenn die Vor-Ort-Beratungen immer generalistisch
angelegt sind, so überwog doch die Fokussierung auf Einzel-
maßnahmen. Seit letztem Sommer nun wurde vom Bundeswirt-
schaftsministerium(BMWi) und der Bundesstelle für Energieeffi-
zienz (BfEE) gemeinsammit der Energieagentur dena, dem ifeu-
Institut und demPassivhausinstitut der Standard für individuelle
Sanierungspläne fürWohngebäude (iSFP) entwickelt. Gegenüber
der bisherigen Vor-Ort-Beratung ist er eine Weiterentwicklung
in Bezug auf den Energieberatungsbericht. Denn der iSFP be-
rücksichtigt schon bei Datenaufnahme und Berechnung die tech-
nischen Randbedingungen der KfW-Förderung.
Neuer Standard in
der Energieberatung?
SUMMARY
»
Die individuellen Sanierungsfahrpläne
(iSFP) sollen als vereinfachendes Tool die Vor-Ort-Beratungen bei energetischen
Sanierungen unterstützen.
»
Das Berichtswesen
wurde für die ausführenden Energieberater standardisiert.
»
Für Laien sind die Berichte nun
besser verständlich.
»
Das kann den Ausschlag geben, ob tatsächlich saniert wird oder nicht.
»
Kritik kommt von den Energieberatern selbst:
Die iSFP sei zu starr und mit fachlichen Mängeln behaftet.
Soll eine Gebäudesanierung gefördert werden, ist eine Vor-Ort-Beratung durch einen Energie-
berater – seit Dezember 2017 heißt sie „Energieberatung für Wohngebäude“ – sinnvoll.
Seit Sommer letzten Jahres nun gibt es einen softwarebasierten Standard für individuelle
Sanierungspläne für Wohngebäude (iSFP). Wie gut ist dieser? Und lohnt er sich für Sanierungs-
vorhaben im gewerblichen Wohnimmobilienbereich?
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INDIVIDUELLE SANIERUNGSFAHRPLÄNE
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