Immobilienwirtschaft 2/2018 - page 54

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
WIRTSCHAFTLICHE ENERGIEVERSORGUNG
reicht dafür aus. Ein extra Öko-Stromtarif
ist nicht nötig. Zudem korrespondiert
die Wärmepumpe hervorragend mit der
Gebäudedämmung, ohne die heute kein
Haus mehr neu gebaut werden kann. Und:
Sie kann bei entsprechender Auslegung
auch immer zur Kühlung eingesetzt wer-
den. Für Immobilien, die dies unbedingt
benötigen, etwa im Einzelhandel, wären
sie ein Mittel der Wahl.
Vorteil:
erfüllt alle gesetzlichen Bedin-
gungen auch in Zukunft
Nachteil:
hoher Strompreis, je nach
Technologie hohe Investition
2. FERNWÄRME UND WÄRMENETZE
Der
zweite große Gewinner im Wärmemarkt
ist Fernwärme. Zwar wird diese begünstigt
durch über 1.000 kommunale Verbren-
nungsverbote und Anschlusszwänge (in
deren Fällen sie allerdings die attraktive
KfW-Förderung verliert). Dennoch hat
diese Technologie ihre Vorteile. Dabei
geht es oft nicht um Neuinstallationen,
sondern um die Optimierung bestehen-
der Netze, damit diese für Kunden aus der
Immobilienwirtschaft attraktiv werden.
Denn preislich ist das die Fernwärme
bisher nicht. Aktuell kostet die kWh Fern-
wärme bundesweit und durchschnittlich
7,61 Cent. Bei Erdgas als vergleichbarer
netzgebundener Energieform sind es 5,86
Eurocent – also gut 23 Prozent oder fast
ein Fünftel weniger. Wie eine solche Opti-
mierung aussehen kann, hat die Leipziger
Tilia GmbH in Querfurt bewiesen. Dort
optimierte sie das Fernwärmenetz, an das
immerhin 1.900 Haushalte oder 120.000
QuadratmeterWohnfläche angeschlossen
sind, mit einer Biogasanlage.
Bei einer Wärmelieferung von 12.500
MWh/a und einem dafür nötigen Erdgas-
verbrauch von 17.000 Megawattstunden
pro Jahr (Mwh/a) lagen die Kosten 2009
durchschnittlich bei 112 Euro pro MWh
netto. Nach der insgesamt 3,5 Millionen
teuren Investition in die Netzoptimierung
und die Erschließung neuer Wärmequel-
len konnten diese Wärmebezugskosten
um 30 Prozent gesenkt werden.
Tilia-Geschäftsführer Christophe Hug
hält auch kalteWärmenetze für eine Alter-
native zu herkömmlichen Wärmenetzen.
Diese arbeitenmit der Umgebungstempe-
ratur der Erde. Die Wärme wird mittels
dezentraler Wärmepumpen bei den Ab-
nehmern erzeugt. Diese Netze sind deut-
lich kostengünstiger als herkömmliche
Wärmenetze, da sie keine Isolierung brau-
chen und es vor allem keine Netzverluste
gibt. In Deutschland sind schon mehrere
erfolgreiche kalte Wärmenetze am Start,
so in Berlin-Zehlendorf: Mit einer Länge
von 1.800Meternwerden 21.000Quadrat-
meterWohnfläche versorgt zu einemWär-
mepreis von vier Cent pro Kilowattstunde.
Vorteile:
Gutes Handling für Kunden
Nachteile:
Hohe Investition und An-
schlussdichte nötig, bei wärmegeführten
Netzen Netzverluste sowie hohe Preise
3. KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG
Die Kraft-
Wärme-Kopplung ist fast immer eine
Komponente eines Wärmenetzes. Sie
wird aber in der Immobilienwirtschaft,
insbesondere in derWohnungswirtschaft,
immer beliebter, um einzelne Objekte zu
versorgen. „Die Anfragen aus der Woh-
nungswirtschaft für Blockheizkraftwerke
haben stark zugenommen“, berichtet
Hanno Balzer, bei Vattenfall Manager
für dezentrale Energielösungen. Denn so
können mehrere Fliegen mit einer Klappe
geschlagen werden:
Die FörderbedingungendurchdieKfW
sind hervorragend. Durch die gleichzeitige
Stromerzeugung ergeben sich zudemMög-
lichkeiten für Mieterstrommodelle. Der
Strom kann via KWK-Gesetz vermarktet
werden – aktuell für etwa 8 Eurocent je
Kilowattstunde. Die Effizienz ist infolge
der gleichzeitigen Erzeugung von Strom
und Wärme ausgezeichnet. Und: Die in
der Wohnungswirtschaft eher unbeliebte,
aufwendige Dämmung kann geringer
ausfallen, wird ein Blockheizkraftwerk
(BHKW) verwendet. Denn es ist günstiger,
grundsätzlich wärmegeführt und kann so
Grundlasten komplett abdecken.
Beachtet werden sollte dabei aller-
dings, dass bei KWK der Wartungsauf-
wand deutlich höher als bei anderen
Heizsystemen ist. Die Lebensdauer liegt
bei durchschnittlich 20 Jahren. Eine Däm-
mung kommt auf gut das Dreifache dieser
Zeit. Für die KWK kommen auch Brenn-
stoffzellen infrage. 2000 davon wurden in
Deutschland bereits installiert, die meis­
ten jedoch in Einfamilienhäusern und
nur wenige in Gewerbeimmobilien. Erste
Anbieter wie Vaillant haben sich zudem
aus demMarkt zurückgezogen, da sie kein
wirtschaftliches Potenzial mehr erkennen.
Vorteile:
eigene Stromerzeugung, ga-
rantiert vergütete Stromeinspeisung ins
Netz, Mieterstrommodelle
Nachteile:
hohe Investition, hoherWar-
tungsaufwand
4. PASSIVHAUS
Der sicherste Weg, stei-
genden Wärmekosten aus dem Weg zu
gehen, ist kaum Wärme zu verbrauchen.
Blockheiz-
kraftwerk zur
Versorgung eines
Wohngebäudes
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