Immobilienwirtschaft 2/2018 - page 51

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ihrer Art und Höhe veranschlagt und festgeschrieben. Das er-
möglicht eine genauere Kalkulation undmag die eine oder andere
Investitionsentscheidung erleichtern. So stellt der iSFP zumindest
eine Planungsgrundlage dar, die über den Standard der bisherigen
Vor-Ort-Beratungen hinausgeht. Denn in dieser Planungmüssen
auch Dinge behandelt werden, die bei einer Vor-Ort-Beratung
nicht üblich waren. Dazu gehören etwa die Umsetzungshilfen für
einzelneMaßnahmen. Das meint letztlich nichts anderes, als dass
die Bewohner der Immobilie bei der neu eingebauten Technik
auch mitspielen müssen. Das gilt etwa generell für den Passiv-
hausstandard, aber auch für Lüftungsanlagen, deren Einsatz von
denmeisten Bewohnern ja auch erst einmal gelernt werdenmuss.
KEIN ERSATZ FÜR PLANUNG
Die Macher schätzen denn auch ein,
dass der iSFP sowohl softwarebasiert als auch bei einer klas-
sischenVor-Ort-Beratung Immobilienbesitzern eine gute Grund-
lage und Orientierung bietet. Er ersetzt jedoch keine detaillierte
Fachplanung und gibt keine Produktempfehlungen, was auch
nicht zulässig wäre. Das neue iSFP-Tool erleichtere überdies den
Energieberatern die Arbeit, denn es nimmt ihnen das aufwendige
Verfassen und Gestalten individueller Energieberatungsberichte
ab, so Hoffmann. Das in die Bilanzierungssoftware integrierte
Druckmodul des iSFP erzeuge Einzeldokumente, Fahrplanseite
und Umsetzungshilfe bundesweit in einem einheitlichenDesign.
Die Etablierung von Qualitätsstandards in der Energieberatung
für Wohngebäude werde so unterstützt.
KRITIK VON ENERGIEBERATERN
Doch gerade aus der Branche der
Energieberater kommt starke Kritik. „Der vermeintlich individu-
elle Sanierungsfahrplan ist deutlich weniger individuell als die
bisherige Formder Vor-Ort-Beratung“, kritisiert etwa Energieef-
fizienzberater Marc Fliesenberg. Denn durch die starre Vorgabe
des iSFP ginge dieser entscheidende Faktor eines individuellen
Berichts verloren.
Einen Grund dafür sieht er in der mangelnden direkten Ein-
bindung von Energieberatern bei der Erstellung des iSFP durch
dena, ifeu und Passivhausinstitut. Die Verbände der Energiebera-
ter GIH und DEN hingegen wirkten daran mit. Lediglich ein
Kollege von ihm war an dem bisherigen Feldversuch beteiligt.
Das Ergebnis: „Die überwältigendeMehrheit meiner Kolleginnen
und Kollegen konnten den iSFP bislang nicht ins Herz schließen“,
so Fliesenberg.
Er wird weiterhin die Vor-Ort Beratung anwenden, die nach
etlichen Verschlimmbesserungen aus seiner Sicht in den letz-
ten Jahren entschlackt wurde und eine sinnvolle, zielführende
Beratung darstellt. Doch auch sie ist, ebenso wie der iSFP, kein
Allheilmittel gegen den Sanierungsstau. Zum einen, so Fliesen-
berg, gingen die Berater mit den Sanierungswilligen direkt in
eine baubegleitende Beratung, die von der KfW schon mit 50
Prozent bezuschusst wird. Im Gegensatz zur Vor-Ort-Beratung
oder dem iSFP werden dabei keine besonderen Anforderungen
an ein (zusätzliches) Berichtswesen gestellt. Zum anderen seien
bemerkenswert wenige Hausbesitzer bereit, mehrere Hundert
Euro in eine unabhängige und fundierte Beratung zu investieren.
Am iSFP findet er dennoch etwas Gutes: „Das Design ist
einfacher lesbar als mancher VOB-Bericht. Das hilft den Sanie-
rungswilligen natürlich. Allerdings ist aus der Erfahrung heraus
weniger der Bericht, sondern vielmehr der Berater entscheidend“,
schränkt er ein.
Sein Kollege Heinz Pluszynski, der immerhin zwischen 1991
und 2012 über 3000 vom BAFA geförderte Vor-Ort-Beratungen
durchgeführt und bis heute Tausende von KfW-Förderungen be-
gleitet hat, stimmt der Bewertung von Marc Fliesenberg zu und
legt noch eins obendrauf: Aus seiner Sicht ist der iSFP schon
im Ansatz ungeeignet. Denn die den Berechnungen zugrunde
liegende Energieeinsparverordnung sei nicht konzipiert worden,
um Einsparpotenziale bei Altbauten richtig zu berechnen, son-
dern allein umNeubauten vergleichen zu können. Für nicht ziel-
führend hält er die starrenVorgaben, möglicheModernisierungs-
maßnahmen nach dem Energiebedarf und nicht nach dem
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