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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
MIPIM 2018
Welche inhaltlichen Akzente
wollen Sie als neuer Messe-
chef setzen?
Für die Mipim 2018
werden wir das Thema „Mapping
World Urbanity“ (Urbanität wird
definiert als die Qualität des Cha-
rakters des Lebens in einer Stadt)
in vielen Facetten in die Messeräu-
me tragen. Es ist aufgesetzt auf
das Thema 2017 über den „New
Deal“ für Immobilien.
Die Zunahme von „connected ur-
ban areas“ verändert die Landkarte
der Urbanität der Welt und positi-
oniert die Stadt in vielen Fällen als
Wirtschaftskraft und nicht als Staat.
Dies erfordert, dass sowohl die
öffentlichen als auch die privaten
Akteure auf globaler Ebene das
Leben in den Städten der Zukunft,
die sich entwickelnde Rolle der lo-
kalen Behörden und die Schaffung
neuer Stadtmodelle untersuchen.
Für den Immobilienprofi geht der
Weg zur Maximierung der Erträge
über das richtige Gleichgewicht
zwischen einer globalen Strategie
und Vision und einer lokalen Stra-
tegie, die gerade lokale Besonder-
heiten berücksichtigt.
„Mapping World Urbanity“ wird
nicht nur in unserem Konferenz-
programm behandelt, sondern
auch in unseren neuen Format
sessions wie Masterclasses, Pre-
dictive Scenario Sessions und bei
Themenfrühstücken auftauchen.
Ein Höhepunkt der Messe ist
das „Innovation Forum“ mit
rund 60 Ausstellern. Sind die
alten auch die neuen Themen?
Das Thema Nachhaltigkeit pulsiert
weiter in den Gesprächen über
Immobilien auf der ganzen Welt.
Im Hinblick auf Nachhaltigkeit und
Innovation ist der wichtigste Punkt,
an den man sich erinnern sollte,
dass es heute die absolute Norm
für Entwickler ist, Gebäude zu bau-
en, die grün und eben nachhaltig
sind. Jenseits von intelligenten
Gebäuden ist es jetzt wichtig,
Nachhaltigkeit aus der Perspek-
tive der Stadt zu betrachten und
zu überlegen, wie dies erreicht
werden kann. Dies umfasst eine
Reihe von Themen wie Mobilität,
Infrastruktur, Energieeffizienz, aber
auch die Verwendung von Mate-
rialien. Aus diesem Grund haben
wir beschlossen, einen halben Tag
auf der Messe der Nachhaltigkeit
zu widmen. Die Sitzungen werden
sich auf die kohlenstoffarme
Wirtschaft und ihre Rentabilität
konzentrieren, einschließlich pas-
siver Gebäude.
Werden Städtestände für
die Mipim immer wichtiger?
Mehr als 500 Städte und lokale
Behörden sind bei der Veran-
staltung anwesend, sie kommen
mit privaten Einrichtungen und
Standpartnern, um ausländische
Investitionen anzuziehen und ihre
langfristige Stadtplanung zu prä-
sentieren. London, Paris, Frankfurt,
Stockholm, Rom, Lissabon ... die
Liste ist endlos. Städte stehen in
der Mipim-Landschaft an erster
Stelle. Bis 2030 werden 91 Prozent
des weltweiten Verbrauchs von
Stadtbewohnern stammen, und
bis 2050 werden 63 Prozent der
Menschen in Schwellenländern in
Städten leben. Es gibt also viel zu
diskutieren über die besten Stra-
tegien für den Städtebau in dieser
zunehmend globalisierten Welt.
In Europa ist Deutschland und hier
Berlin der Liebling der Investoren.
Welche Präsenz hat Deutsch-
land auf der diesjährigen
Mipim?
Die robuste und stabile Wirtschaft
des Landes, seine beeindruckende
Infrastruktur, seine dynamische
und innovative F&E-Landschaft
und die 40 Millionen Einwohner
starke Erwerbsbevölkerung ma-
chen es für internationale Inves
toren äußerst attraktiv. Deutsch-
land bleibt stark in den Top drei
der größten Mipim-Delegationen
positioniert. In diesem Jahr freuen
wir uns, dass die Stadt Leipzig am
deutschen Städte- und Regionen-
pavillon (der sich in diesem Jahr
verdoppelt hat) neben Hannover,
Nürnberg und der Rhein-Neckar-
Region ausstellt. Westdeutsche
Städte (Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt, Hamburg, München,
Stuttgart etc.) sind schon immer
gut vertreten, in den östlichen
Städten gab es jedoch gegen eine
Teilnahme immer Vorbehalte. Die
erstmalige Präsenz Leipzigs weckt
großes Interesse. Oberbürgermeis
ter Burkhard Jung wird mit einer
Delegation anwesend sein. Es wird
außerdem eine eigene deutsche
Konferenz geben, wo es unter
anderem um Diskussionen zum
urbanen Leben in Deutschland bis
2050 geht.
Erwarten Sie Sonderentwick-
lungen durch die Themen Bre-
xit und Trump?
Letztes Jahr stan-
den wir vor einer neuen Ära mit
dem damaligen Trump-Wahlsieg
und dem Brexit-Ergebnis. Ein Jahr
später können wir aufgrund dieser
beiden Ereignisse bereits große
Auswirkungen auf der ganzen Welt
feststellen. Trumps Rückzug der
USA von der COP21 wird drastische
Auswirkungen auf die Bekämpfung
des Klimawandels haben. In Über-
einstimmung mit dem Mipim-The-
ma ist es interessant, die Rolle und
die Reaktionen von Städten und
privaten Unternehmen in Bezug
auf die Regierungsentscheidungen
zu sehen. Die britische Delegation
bleibt bei der Mipim aktiv, um
nach dem Brexit für internationale
Investitionen zu werben – und
zwar durch die Rückkehr des DIT
(Department for International
Trade) mit einem eigenen Stand
und einem robusten Programm.
Innovation Forum: Ein halber Konferenztag für die Nachhaltigkeit
INTERVIEW
MIT RONAN VASPART, DIRECTOR OF MIPIM MARKETS
„Die britische Delegation bleibt bei der Mipim
durch die Rückkehr des Department for In-
ternational Trade aktiv, um für internationale
Investitionen nach dem Brexit zu werben.“