Immobilienwirtschaft 3/2018 - page 21

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verhindern, dass Banken erneut riskante Darlehen vergeben, um
am Ende von den Steuerzahlern gerettet zu werden. Bereits in
Vorbereitung: Basel IV – ein noch schärferes Regelwerk. „Immer
wieder neue regulatorische Anforderungen in puncto Qualität,
Menge und Transparenz von Daten sowie kürzere Reaktions-
zeiten beschleunigen den Digitalisierungsprozess der Banken“,
sagt Sabine Barthauer, Mitglied des Vorstands des Hannoveraner
Immobilienfinanzierers Deutsche Hypo.
NUR INSELLÖSUNGEN, KEINE DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE
Dass
nationale und internationale Aufsichtsbehörden und Gremien
bei den Kreditgebern immer genauer hinsehen, überrascht nicht.
Rund 650 Milliarden Euro betrug allein in Deutschland das Fi-
nanzierungsvolumen für gewerbliche Immobilien in 2016. Doch
die Immobilienfinanzierer scheinen bislang ebenso wenig imDi-
gitalisierungsprozess Tritt gefasst zu haben wie die Immobilien-
unternehmen. Das ist das Resultat einer neuen Marktstudie der
Unternehmensberatung Roland Berger. Zwar hätten viele Banken
begonnen, ihre Prozesse zu digitalisieren, sagt Studienautor und
Roland-Berger-Partner Dominik Löber. „Noch sehen wir aber
nur Insellösungen und keine Strategie aus einem Guss.“
Dabei geraten die Immobilienfinanzierer durch die Niedrig-
zinsphase zunehmend unter Druck, weil immer mehr alternative
Kapitalgeber in das Geschäft vordringen. „Versicherungen und
institutionelle Investoren haben die Finanzierung von Gewerbe
immobilien als attraktive Renditequelle für sich entdeckt“, sagt
Roland-Berger-Partner Löber. Das schlägt sich auch in den Bi-
lanzen der Banken nieder. Zwar konnten einigeHäuser 2017 noch
Zuwächse beim Neugeschäft verbuchen. Die Deutsche Hypo
reichte in der erstenHälfte des vergangenen Jahres 2,1Milliarden
Euro an neuen Immobilienkrediten aus – ein Plus von 16,7 Pro-
zent gegenüber demVorjahreszeitraum. Die Berlin Hyp steigerte
in den ersten drei Quartalen 2017 ihr Neugeschäftsvolumen um
24 Prozent auf 5,14 Milliarden Euro.
Hingegen mussten andere Institute trotz des Immobilien
investmentbooms deutliche Einbußen vermelden. Bei der DG
Hyp schrumpfte das Volumen neuvergebener Immobilienkredite
in der ersten Hälfte 2017 auf 2,7 Milliarden Euro nach 3,4 Milli-
arden Euro imVorjahreszeitraum. Bei der Helaba reduzierte sich
das Abschlussvolumen im Immobilien-Neugeschäft in den ersten
drei Quartalen 2017 von zuvor sieben Milliarden Euro auf 6,4
Milliarden Euro. Bei der Aareal Bank lag das Konzernbetriebs
ergebnis in den ersten neun Monaten 2017 mit 262 Millionen
Euro 6,8 Prozent unter dem Vorjahr.
SCHRUMPFENDE MARGEN UND ERTRÄGE
Schrumpfende Margen
und Erträge durch externe Wettbewerber würden die Banken
zu weiterem Stellenabbau zwingen und damit in die Digitalisie-
rung, sagt Andreas Schulten, Vorstand der Berliner Immobilien­
forschungsgesellschaft bulwiengesa. „Über die elektronische Da-
tenverarbeitung könnten die Institute deutlich Kosten spa-
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