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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
NEUE ARBEITSFORMEN
Gemeinschaftsbereiche mit offenen Kü-
chen, Duschen, Tischtennisplatten und
regelmäßige Social Events. Den Lounge-
Zugang gibt es für etwa 320 Euro auf-
wärts – die wahre Leistung indes sei der
Anschluss an die „Community“.
Den ersten deutschen Standort er-
öffnete WeWork am Berliner Potsdamer
Platz, knapp 1.000 Plätze stehen auf vier
Etagen im Sony-Center zur Verfügung,
die nach Unternehmensangaben in der
Regel zu 95 Prozent ausgebucht sind.
Demnächst eröffnet inMünchen das dann
elfte Gebäude bundesweit, weitere Expan-
sion vor allem für Berlin ist angekündigt.
Die Kunden stammen vor allem aus der
Start-up-Szene, einen wachsenden Anteil
machen aber auch etablierte Firmen aus –
in Berlin etwa bis zu 40 Prozent.
Ein ähnliches Konzept verfolgt rent24
(Flächenumsatz 2017: 14.500 Quadrat-
meter), das nach der Übernahme des
Mitbewerbers friendsfactory die Zahl der
Standorte bis 2019 auf mehr als hundert
vervierfachen möchte. Gut 150 Millionen
V
or dem Kaffeeautomaten warten drei
Minigolfbahnen auf Spieler: Wer das
ehemalige Kaufhaus Mannheimer
nahe dem Berliner Gendarmenmarkt
betritt, fühlt sich wie in einer Mischung
aus Wohnzimmer und Freizeitpark. Erst
die durch Glasscheiben getrennten Büros
in den oberen Stockwerken erinnern da-
ran, dass sich hier täglich Menschen zum
gemeinsamen Arbeiten treffen – das Ge-
bäude zählt zu den Vorzeigeobjekten des
Coworking-Anbieters rent24.
Und es zeigt musterbeispielhaft, wohin
sich der Markt entwickelt hat: Vom ein-
zelnen Schreibtisch in der vollgepfropften
Fabriketage hin zum Rundum-sorglos-
Büro in einer „Community“, in der vom
Rückzugssofa bis hin zum gemeinschaft-
lichen Hausfrühstück sämtliche Formen
der sozialen und beruflichen Interaktion
möglich gemacht werden.
Coworking boomt. Derzeit lässt sich
eine dynamische Expansion internatio-
naler Anbieter bei Flexible-Office-Betrei-
bern, unter die Coworking fällt, beobach-
ten, so etwa der jüngste Bericht zumdeut-
schen Bürovermietungsmarkt von CBRE.
DIE ANBIETER
Den Markt dominieren
eine Handvoll Großanbieter: Der seit fast
30 Jahren und weltweit auftretende An-
bieter von Business-Centern Regus gilt
als Traditionsfirma, die relativ spät auf
den Trend aufgesprungen ist. JLL zufolge
setzte Regus 2017 knapp 21.000 Quadrat-
meter an flexiblen Flächen um. Regus ge-
hört zur internationalen IWG-Gruppe, die
darüber hinaus mit Spaces (2017: 13.100
Quadratmeter) eine separate Linie für das
flexible Vermieten möblierter Lösungen
fährt – und damit einer Entwicklung folgt,
bei der vor allem die Mitbewerber von
WeWork den Markt vor sich her treiben.
Seit 2016 ist das US-Unternehmen
auch in Deutschland aktiv und bietet
funktionale Bürotische mit Basis-Ausstat-
tung in verschiedenenGrößenordnungen,
Zum Meeting an die Minigolfbahn
Coworking boomt. Mit
der Vermietung einzelner
Schreibtische in Fabrikhallen
haben die marktdominie-
renden Hybridlösungen in
zentralen Lagen aber kaum
mehr etwas gemeinsam.
Auch Konzerne wissen die
Rundum-Sorglos-Lösungen
der modernen Arbeitswelt
inzwischen zu schätzen.
Coworking & Fitness: Im Novem-
ber 2017 hat rent24 seinen dritten
Coworking Space an der Potsdamer
Straße in Berlin eröffnet.
„Es geht weniger um
eine deutschlandweite
Ausbreitung, mehr um
die Positionierung inner-
halb der Top-Standorte.“
Riza Demirci,
Head of Office Advisory
bei BNP Paribas Real Estate