Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 57

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Die bislang mangelhafte Innovationstätigkeit in der Immobili-
enwirtschaft wird sich nach Webers Meinung vorerst jedoch nur
langsamändern. Denn die digitale Technologie gebe es bereits seit
Jahren, und in anderen Branchenwerde sie längst eingesetzt. „Im-
mobilienwirtschaft,Wirtschaft undGesellschaftmüssen zunächst
eine digitale Kompetenz entwickeln, um zu verstehen, was diese
Technologien tatsächlich bedeuten. Dann muss die Bereitschaft
vorhanden sein zu investieren. An einigen Stellen sind Nachhal-
tigkeit oder Mitarbeiter- beziehungsweise Bewohnerzufrieden-
heit die richtigen Schlüsselkennzahlen“, so Weber.
In den Asset-Klassen unterscheiden sich die Aufgaben der
GA teilweise erheblich. Treiber der Entwicklung ist noch immer
der Nichtwohnbereich. In den Bereichen Office, Retail, Logistik
und Hotel spart bereits das Drehen an einem kleinen Effizienz-
schräubchen in der Summe viel Geld. ImGeschosswohnungsbau
hingegen fristet die Gebäudeautomation noch immer ein Schat-
tendasein. Hier versprechen so genannte Ambient-Assistant-
Living-Lösungen und Smart Home einen Fortschritt. Davon
abgesehen rüstet die Wohnungswirtschaft nur sporadisch ihren
Bestand nach. Und so sind es vor allem die neu gebauten Lu-
xusimmobilien in den Metropolen, die vermehrt GA einsetzen.
BÜRO
Bei den Büroimmobilien spielen die Betriebs-
kosten eine große Rolle. Nach einer Untersuchung
der Deutschen Energie-Agentur (dena) haben Büro-
und Verwaltungsgebäude einen Anteil von etwa 20
Prozent am Wärmeverbrauch aller so genannten Nichtwohnge-
bäude. Sie sind damit für den größtenWärmeverbrauch imNicht-
wohnbereich verantwortlich. Etwa die Hälfte der Büroimmobili-
enwurde vor 1978 gebaut. Für diese Gebäude bieten verschiedene
Hersteller Lösungen zumNachrüsten an, die dank der drahtlosen
und offenen Systemtechnik leicht installiert werden können. Die
derzeitige Nutzung von Büroimmobilien ist nachWebers Ansicht
nicht effizient. Zunehmend nutzen Mitarbeiter die Möglichkeit,
imHomeoffice zu arbeiten. Bürogebäude stehenmehr als 50 Pro-
zent des Tages leer – und das in den besten Lagen der Stadt. An
diesen Stellen wird die Immobilienwirtschaft flexible Lösungen
finden müssen.
WOHNEN
Im Geschosswohnungsbau, traditionell
der schwächste aller Bereiche für Gebäudeauto-
mation, sorgt der demografische Wandel für den
Einsatz von GA. Einer Studie des Bundesverbands
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW, des
Beratungsunternehmens mm1 und der Smart-Home-Initiative
Deutschland zufolge wollen bis Ende des Jahres 40 Prozent der
GdW-Mitglieder Smart-Home- oder AAL-Technologien (Am-
bient Assistant Living) in ihren Liegenschaften einsetzen. AAL
ermöglicht durch Assistenzsysteme älteren Menschen, so lange
wie möglich selbstbestimmt in ihren Wohnungen zu bleiben.
Als wichtigstes Einsatzfeld der Zukunft für Smart Home und
AAL sehen dieWohnungswirtschaftler neben Rauchmeldern den
Bereich Energiemanagement. Mittelfristig werden das Messen,
Analysieren, Visualisieren und Abrechnen von Energieverbräu-
chen sowie die automatisierte Steuerung der Heizung die Ent-
wicklung vorantreiben. Ebensowichtig ist auch die Überwachung
und Steuerung des Raumklimas, um Schimmelbildung zu ver-
meiden.
Allerdings scheuen die meisten Wohnungsunternehmen ei-
gene Investitionen. Acht von zehn wollen in diesem Bereich mit
externen Partnern zusammenarbeiten. Die Bereitschaft, selbst zu
investieren, beschränkt sich auf geringinvestiveMaßnahmenmit
bis zu 20 Euro pro Quadratmeter. „Die Investitionskosten haben
ihren Schrecken längst verloren. Unterhalb existierender Gebäu-
desystemtechnik-Lösungen, die ihre Domäne nach wie vor im
Zweckbau-Bereich haben, bietet der Markt inzwischen preislich
attraktive Systeme an“, sagt Adalbert M. Neumann, Vorsitzender
der Geschäftsführung der Busch-Jaeger Elektro. Die befragten
Wohnungsgesellschaften erwarten, dass in den kommenden Jah-
ren bis zu 20 Prozent der Mieter smarte und bis zu 30 Prozent
altersgerechte Wohnungen nachfragen werden.
LOGISTIK
Wachsender E-Commerce und neue
Technologien verändern die Bauweise von Logistik­
immobilien. Das ist ein Ergebnis der zweiten Aus-
gabe der Studie „Logistik und Immobilien“ von
Bulwiengesa, Berlin Hyp, Bremer, Goodman und Savills. Der
Trend zumultifunktionalen Logistikimmobilien verstärkt die Di-
gitalisierung und Automatisierung weiter. Nach demMotto „Viel
hilft viel“ werden tausende Steuerungs- und Messgeräte verbaut.
Nur so kann der Energieverbrauch differenziert gemessen und
nach Nutzern abgerechnet werden. Ein weiteres wichtiges Feld
ist die Energieeffizienz. Dies wird mit GA-Systemen erreicht, die
Innen- und Außenbeleuchtung intelligent steuern. Mithilfe der
umfangreichen Daten des vernetzten Systems können Nut-
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5D
BIM ermöglicht Planern, Errichtern
und Architekten, mit 3D-Planungspro-
grammen bereits in der Planungsphase
alle möglichen Aspekte eines Smart
Buildings zu kalkulieren. 4D steht für
das Berücksichtigen des Zeitplans und
5D für die Kosten.
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