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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
zungszeiten erfasst und soNutzungsprofile erstellt werden. Hinzu
kommen lernende Steuerungen, zumBeispiel für die Erwärmung
von Wasser, das automatische Öffnen und Schließen von Türen
und Fenstern, den Ausschluss von Rückkopplungseffekten, etwa
dem gleichzeitigen Betrieb von Heizung und Kühlung, das auto-
matische Anpassen von Kühl- und Heiztemperaturen an erfor-
derliche Lagertemperaturen und das Automatisieren der Son-
nenschutzanlagen.
Auch in der Logistikbranche wird es gravierende Änderungen
geben. „Durch die zunehmende Automatisierung und die entste-
hende Datenfülle werden Vorhersagen über Bedarfe immer prä-
ziser. Dadurch wird letztlich die Flächennachfrage vor allem auf
der grünen Wiese reduziert“, so Weber. Branchenriese Amazon
investiere beispielsweise zunehmend in Mikrologistik in A- und
B-Lagen. Damit könne der E-Commerce-Versandhändler un-
verzüglich auf Kundenwünsche reagieren. In vielen Metropolen
liefert das Unternehmen auf Wunsch Ware innerhalb von zwei
Stunden aus.
EINZELHANDEL
Der Einzelhandel durchläuft zurzeit
in einem hochdynamischen Prozess den größten
Wandel seit Einführung der Selbstbedienung. Ver-
antwortlich dafür ist die zunehmendeMarktbeherr-
schung des Online-Handels inKombinationmit einer rasant fort-
schreitenden Digitalisierung vieler Lebensbereiche. Durch das
veränderte Kaufverhalten greifen die herkömmlichen Konzepte
nicht mehr. Die Folgen sind teilweise dramatische Umsatzrück-
gänge und in der Folge teilweise sinkende Mieten. BNP Paribas
Real Estate analysiert regelmäßig die Mieten in 64 Städten. In 24
davon sind 2016 im Vergleich zum Vorjahr die Spitzenmieten
gesunken. Wenn die Mieten unter Druck geraten, werden die
Betriebskosten zum Vermarktungsfaktor. Dann ist es die vor-
nehmliche Aufgabe der GA-Systeme, die Betriebs- und Lebens-
zykluskostenweiter zu senken. Dies geschieht vermehrt durch das
zentrale Erfassen von Daten in Echtzeit. So werden die Verbräu-
che transparent und Effizienzschrauben sichtbar. Ebenso wichtig
ist die Online-Überwachung aller Filialen und das automatische
Alarmieren, sobald Systeme ineffizient arbeiten. Mittelfristig, da-
von ist der Zukunftsforscher überzeugt, werden sich Handelsim-
mobilien gravierend ändern. Neben allen anderenKonsumgütern
werden auch Lebensmittel zunehmend online gehandelt. Deshalb
werde der Bedarf an Flächen zurückgehen. Sobald es eine Full
Presence VR gebe, in der Nutzer mit der virtuellen Umgebung
interagieren können, werde Virtual Reality Shopping nach und
nach das reale Shopping ersetzen.
HOTEL
Der Hotelmarkt ist nach wie vor sehr lukrativ.
Seit 2010 wächst der Branchenumsatz ununterbro-
chen. Keine andere Asset-Klasse ist derart begehrt.
Deshalb geht es zwar auch in diesem Segment um
Effizienz, die allerdings mittels kabelloser Raumautomation ge-
schickt mit mehr Kundenkomfort kombiniert wird.
Raumautomation sorgt dafür, dass Geräte und Systeme in
jedem einzelnen Raum bedarfsabhängig geregelt werden. Das
Automationssystem regelt und überwacht Temperatur, Luftqua-
lität, Beleuchtung und Verschattung individuell für jeden Raum,
abhängig vom Bedarf und entsprechend den Anforderungen des
Nutzers. Dazu kann das System die Daten eines integrierten Bu-
chungssystems nutzen oder mit einemKey-Card-Systemdarüber
kommunizieren, ob ein Raum genutzt wird.
SPÜRBARE UTOPIE
Noch ist die Smart City Utopie, aber in den
MetropolenwerdenTeile von ihr Stück umStück größere Realität.
Schon jetzt sind gravierende Auswirkungen der Digitalisierung
auf alle immobilienwirtschaftlichenNutzungsarten spürbar. Viele
neue Geschäftsmodelle, wie der digitale Concierge (siehe auch
Seite 38), sind denkbar und auch bereits heute einsetzbar. Jeder
Marktteilnehmer sollte schnellstens zumindest damit anfangen,
sich auf Gebäudeebene auf die großen Umbrüche vorzubereiten,
die die intelligente Stadt mit sich bringen wird.
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Oliver Mertens, Stuttgart
In Smart Buildings las-
sen sich alle wichtigen
Parameter mit mobilen
Endgeräten in Echtzeit
abrufen.