Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 56

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
gnosen, öffnet aber auch die Türen für Datenklau und Sabotage.
Die offenen Systeme bergen die Gefahr, dass Unbefugte Daten
ausspionieren, Schad-Software aufspielen oder Technik stören
und dadurch große Schäden verursachen.
SMARTE TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG
Aus Nichtwohn-
gebäuden ist die technische Gebäudeausrüstung längst nicht
mehr wegzudenken. Sie sorgt dort für Energieeffizienz, geringe
Betriebskosten, Sicherheit und Komfort. Digitale Lösungen er-
leichtern die Vernetzung verschiedener Systememiteinander. Mit
IP-basierter, drahtloser Automation wird aus einem Gebäude
ein Smart Building. Und so ein intelligentes Haus kann vieles:
Bereits beim Einfahren in das Parkhaus wird der Fahrstuhl ge-
rufen, sobald man den Arbeitsplatz erreicht, sind Heizung und
Beleuchtung individuell eingestellt, ungenutzte Gänge bleiben
dunkel und der Besprechungsraumwird klimatisiert, sobald der
Kalender eine Besprechung anzeigt. Das sind nur einige der heute
schon möglichen Funktionalitäten.
Wenn unterschiedliche Systeme gemein-
same Aufgaben übernehmen sollen, ist
technische Konvergenz gefragt. Bis
vor wenigen Jahren war es jedoch
sehr teuer bis unmöglich, Über-
gänge zwischen den unter-
schiedlichen Netzarten zu
schaffen. Mit intelligenten,
dezentralen Switches
kann in modernen Sys-
temen jedes Element
der Gebäudetechnik
in einem Netzwerk
angesprochen werden
und interagieren. So
können Zustände er-
fasst, analysiert, gesteu-
ert und geregelt werden.
Das IT-Netzwerk kann
alles ansteuern, was eine
IP-Adresse hat. Dabei spielt
es keine Rolle, ob es sich um
Haustechnik, Beleuchtung,
Daten, Audiostreaming oder um
sicherheitsrelevante Technik wie Zu-
trittskontrolle und Feuertüren handelt. Mit
mobilen Endgeräten können Dienstleister
jederzeit kabellos auf die GA zugreifen. Die
Vorteile liegen auf der Hand: Wartungspro-
zesse laufen schneller ab und die Technik
lässt sich an den Bedarf der Gebäudenut-
zer anpassen, ohne dass ein Techniker im
Haus sein muss. Zunehmend wichtig wird
das Building Information Modeling (BIM) in 4D oder 5D. Das
Total-Cost-of-Ownership-Konzept spielt dabei eine große Rolle,
denn oft ist es langfristig gesehen günstiger, in intelligentere Pro-
dukte mit Service- und Supportleistungen zu investieren, als in
Produkte, die auf den ersten Blick günstiger sind, bei denen für
diverse Leistungen jedoch Extra-Kosten anfallen. Auch die IP-
basierten Gebäudeautomation schafft jedoch neue Bedrohungen
durch Cyberattacken. Deshalb spielt die Cybersecurity auch in
der Gebäudeautomation eine zunehmend große Rolle.
NEUE GESCHÄFTSMODELLE UND BEDÜRFNISSE
Ein neues Geschäfts-
modell sind so genannte Living Labs, mit denen sich inzwischen
viele Forschungsprojekte beschäftigen. Hersteller undDienstleis­
ter nutzen Living Labs zunehmend dazu, um neu entwickelte
Technologien, Produkte und Dienstleistungen unter kontrol-
lierten Realbedingungen zu testen. „Dort zahlt man für das Nut-
zen einer Immobiliemit Daten statt mit Geld“, sagt ViktorWeber.
„Wir verbringen schließlich 70 Prozent unserer Lebenszeit
in Gebäuden. Die Immobilien sind bei Weitem
die besten Fabriken für die granularsten
Datensets menschlichen Verhaltens.
Daraus lassen sich diverse Services
entwickeln.“
AUSWIRKUNGEN AUF DIE
NUTZUNGSARTEN
In Zu-
kunft wird sich das
Nutzerverhalten von
Immobiliennachfra-
gern so stark ändern,
dass sich auch die
Immobilienwirtschaft
dieser Entwicklung
nicht entziehen kann.
Davon ist jede Nut-
zungsart betroffen.
„Die Entwicklung ist in
der Immobilienbranche
renditegetrieben“, so We-
ber. „Niedrige Zinsen haben
zu einem Nachfrageüberhang
geführt, sodass derMarkt überkauft
ist. Nun muss man Kosten reduzieren,
was durch Automatisierung vortrefflich
funktioniert. Branchenfremde Entwick-
lungen zeigen denWeg auf. Während die In-
vestmentbank Goldmann Sachs konsequent
alle Bereiche automatisiert, werden in der
deutschen Immobilienwirtschaft Objekta-
nalysen noch mit Excel gemacht. Da passt
etwas nicht“, so der Experte.
Wenn unterschiedliche Systeme wie
IT, Telefonie, Aufzug, Heizungssteue-
rung, Beleuchtung, Klimatisierung und
Beschattung gemeinsame Aufgaben
übernehmen sollen, ist technische
Konvergenz gefragt. Heute kann das
IT-Netzwerk alles ansteuern, was eine
IP-Adresse hat.
Foto: ConceptCafe/shutterstock.com
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