Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 54

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
Städte werden mit Klagen überzogen, weil sie die Grenzwerte für
Feinstaub und Stickoxide nicht einhalten können. Deshalb sind
die Kommunen gezwungen, zu reagieren.
Als erste deutsche Stadt hat Stuttgart ein Fahrverbot für ältere
Dieselfahrzeuge an Tagen mit Feinstaubalarm erlassen, das ab
2018 gelten soll. Mehrere deutsche Städte erwägen nachzuzie-
hen. In anderen europäischen Städten, wie Rom und Mailand,
gelten bereits temporäre Fahrverbote. In Paris dürfen an Tagen
mit geradem Datum nur Fahrzeuge mit gerader Endziffer auf
demNummernschild fahren, an ungeraden Tagen nur solche mit
ungerader Endziffer.
Die Situation zeigt, wie hilf- und planlos viele Städte noch
immer sind. Die alten Handlungsmuster, hier und dort an einem
Rädchen zu drehen, greifen nicht mehr. Und so ist es kein Wun-
der, dass die Städte händeringend nach Wegen aus der sich ver-
schärfenden Krise suchen. Die Digitalisierung bietet neue Mög-
lichkeiten, der großen Probleme Herr zu werden.
SMART CITY BENÖTIGT RIESIGE DATENMENGEN
Smart City ist ein
Schlagwort für die Anwendung neuer Informations- und Kom-
munikationstechnologien in der Stadtentwicklung. Das Wich-
tigste für eine Smart-City-Strategie sind Daten, und zwar rie-
sige Datenmengen. Erst wenn jede Ampel, jedes Leitsystem, alle
Parkhäuser und jede Verkehrsüberwachungskameramiteinander
vernetzt sind, kann der städtische Straßenverkehr zum Beispiel
gezielt gesteuert werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein in
der ganzen Stadt verfügbaresW-Lan-Netz. „Die Kombination aus
Daten liefernder Sensorik, Big Data Analytics (Echtzeitanalysen),
künstlicher Intelligenz und Robotik führt in Gebäuden, Quar-
tieren und der smarten Stadt zu eingehenden Veränderungen“,
sagt Viktor Weber, Gründer und Leiter des Future Real Estate
Institutes. Das betrifft vor allem die Flächennachfrage und neue
Nutzungskonzepte. Beispiele hierfür sind selbst fahrende Autos,
wie Tesla und Mercedes sie entwickelt haben, und Drohnen für
den Transport von Waren, wie Amazon sie testet.
Derzeit gibt es weltweit Dutzende großer und Hunderte klei-
ner Smart-City-Projekte. Die Palette reicht von nagelneuen Reiß-
brettstädten wie Songdo in Südkorea und Masdar in Abu Dhabi
bis zu den europäischen Metropolen, die nur mit sehr großem
Aufwandmit intelligenter Technik nachgerüstet werden können.
Berlin, Hamburg, Köln und Leipzig sind zurzeit die deutschen
Metropolen, die beim Thema Smart City die Nase vorn haben.
Eine deutschlandweite Smart-City-Strategie gibt es nicht. Aber
das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
hat ein eigenes Cluster gegründet, um eine „Smart City Charta“
für Deutschland zu entwerfen.
Foto: Caverion; Joe Photographer/ 2daft/shutterstock.com
„Bis heute gibt es aus
meiner Sicht keine
echte Smart City. Songdo
City ist zwar technisch
State of the Art, aber die
Menschen wollen dort
nicht hin, weil die Stadt
nicht lebt. “
Viktor Weber,
Gründer und Leiter
des Future Real Estate Institutes
Smart City: Die Palette reicht von neuen
Reißbrettstädten wie Songdo in Südkorea
(im Bild) bis zu weltweit Hunderten
kleinerer Projekte auf Quartiersebene.
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