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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
Gebäudemodell alle relevanten Daten digital und an einer Stelle
speichert und miteinander verknüpft. Ein enormer Vorteil für
effizientere und damit qualitäts-, termin- und kostensichere Pla-
nung, Ausführung und Bewirtschaftung.
Diese intelligenten 3D-Modelle bestehen nicht nur aus Lini-
en, Flächen undVolumen, sondern aus bauspezifischenObjekten
(Wand, Tür, Fenster et cetera) mit entsprechenden Attributen
wie Material, U-Wert, Hersteller oder Schalldämmmaß. Auch
eine „Kollisionskontrolle auf Knopfdruck“ etwa zwischen Haus-
technikleitungen und Tragwerkselementen ist möglich. Aber es
gibt auch Gegenargumente. Teure Software muss gekauft, alle
Planer müssen neu geschult werden, und der Einarbeitungsauf-
wand ist erheblich. Die meisten anderen Planer arbeiten noch
nicht damit, und allgemeingültige Standards gibt es auch nicht.
UNPASSENDES PHASENVORGEHEN
Also einigten wir uns nach
umfangreichen Diskussionen darauf, das nächste Projekt 3D zu
planen, bei dem wir zu Planungsbeginn auch die Werkplanung
beauftragt bekommen. Denn der deutlich höhere Planungsauf-
wand rechtfertigt sich nur, wenn auch die Saat der zusätzlichen
Eingabearbeit in der Ausführungsplanung zur Blüte gebracht
werden kann. Ein vorsichtiger Kompromiss, der unsere inno-
vativen Ambitionen erst einmal in die Warteschleife schickte.
Denn Architekturaufträge werden in Phasen und immer häufiger
zunächst einmal nur bis zum Bauantrag beauftragt. Die dann
folgende Ausschreibung und Ausführungsplanung wird mög-
M
ein Blick schweifte über die Berliner Innenstadt. Die Mor-
gensonne tauchte die Dächer in ein sanftes, warmes Licht.
Ein Fischreiher zog ruhig seine Bahn, über Tegel glitzerte
ein landendes Flugzeug am Horizont. Ich erinnere mich noch
genau an den 21. Januar 2014, an dem wir im Büro zum ersten
Mal darüber sprachen, unsere Gebäudemit demProgrammRevit
dreidimensional zu planen und BIM umzusetzen.
Ein Riesenthema, der Motor der Digitalisierung in der Im-
mobilienwirtschaft. Dabei wird klar, dass Innovationen jeweils
schwer erkämpft sind. ImKonkreten geht das so: Seit Jahren nut-
zen wir diverse Zeichenprogramme. Wettbewerbe bearbeiten wir
in dem schnellen und einfach zu lernenden Vectorworks. Per-
spektiven erstellen einige mit Cinema 4D, andere mit Grasshop-
per/Rhino, die Bildbearbeitung dann mit Photoshop, Illustrator
und InDesign. Wenn wir dann den Wettbewerb gewinnen und
das Projekt realisieren, wird alles noch mal komplett neu mit
dem präziseren AutoCAD gezeichnet. Das verwenden auch die
Tragwerksplaner und Haustechniker in Deutschland. Entwurfs-
und Detailperspektiven werden dann wieder separat in Cinema
4D oder Rhino neu gezeichnet. Ein sympathisches Leben wie
in einer mittelalterlichen Kleinstadt. Vielfältig, individuell und
leistungsfähig, aber „Kiss and fly“ geht anders. Die diversen Pro-
gramme sind nicht miteinander vernetzt und amEnde haben wir
ein und dasselbe Gebäude immer wieder neu gezeichnet. Aber
was ist eigentlich Building InformationModeling? Kurz BIM be-
schreibt eine Methode, die in einem allumfassenden, virtuellen
Building Information Modeling
Foto: Dirk Weiß