Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 26

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
MIPIM
nien nach und nach erfolgen wird, meint
Lhonneur. Savills-Experte Lemli zufolge
wird London wieder stärker in den Fokus
rücken. „Hier korrigieren die Preise. Das
eröffnet Investoren Möglichkeiten, die in
den vergangenen Jahren nicht zum Zug
gekommen sind.“
haltig rentable Investitionen zu tätigen.
„Der kluge Investor bleibt vorsichtig“, rät
Harald Engbrocks von Atlanticus. Und
meint damit: Keinesfalls alle Eier in einen
Korb legen.
«
Birgitt Wüst, Freiburg
Wenn eines auf der Immobilienmesse in
Cannes deutlich wurde, ist es, dass offen­
bar nicht nur in der Politik Prognosen
immer schwieriger werden. Was es für
sämtliche Akteure auf den internationa­
len Immobilieninvestmentmärkten sehr
viel schwieriger machen dürfte, nach­
O.K.There is no business like
show business. Das zeigt auch
alljährlich die Verleihung der
Mipim Awards. Die fensterlose
Dunkelheit des Grand Auditorium
wird von riesigen Spotscheinwer-
ferstrahlen zerschnitten. Monströse
Musik bildet den atmosphärischen
Hintergrund. Wärme und Ambiente
tun das Ihre, um im Auditoriums-
sessel den Kreislauf des Publikums
runterfahren zu lassen. Ich beginne
einen Smalltalk mit meinen
türkischen Sitznachbarn. Dann
beginnt die Show-Berieselung.
Ein Tanzpaar eröffnet. War die
Choreographie nicht ähnlich bereits
im letzten Jahr? Die Moderatorin
erscheint. Dieselbe wie im letzten
Jahr. Der Reed-Midem- Immobili-
enchef Filippo Rean lobt das strah-
lende Wetter und die Besucherzah-
len: mehr als 24.000 Teilnehmer.
Rekord! Die internationale Jury
wird vorgestellt. Ihr Chairman John
Forrester von Cushman & Wake-
field betritt die Bühne: „Oh ja, von
den 44 Immobilienprojekten auf
der Shortlist für die elf Kategorien
hätten alle den Award verdient.“
Aber in allen Kategorien wird je-
weils nur ein Award vergeben. Nur
für das beste der besten Projekte.
Doch nach welchen Kriterien?
Die beste Gesundheitsimmobilie.
Ah-ha! Warum? Dieser Entwickler.
O.K.! Und was hat der geleistet?
Jener Architekt. Schön! Wodurch
zeichnet er sich in diesem Projekt
aus? Man sieht das nicht wirklich
in den wortlosen – geschätzt
weniger als eine Minute langen
– Videoclips! Doch zum Teil sind
das Computeranimationen. Gibt’s
denn das Projekt schon auf Erden?
Ach ja, auch die Messeteilnehmer
konnten in der Mipim Award Galle-
ry abstimmen. Wie sie allerdings
abgestimmt haben, wird nicht
verkündet. Ihr Votum wurde „kom-
biniert“ mit dem Jury-Ergebnis.
Uff! Ich lechze nach Transparenz.
Doch jedesmal sagt die Modera-
torin lediglich: „Beautiful project!“,
„Wonderful project!“. Die Kategori-
engewinner scheinen nach einem
undurchsichtigen Proporz vergeben
zu werden. Allein Jaspers-Eyers
Architects erklimmen vier Mal die
Bühne. Sie haben offensichtlich im
letzten Jahr besonders gut gear-
beitet! Aber worin liegt das Beson-
dere? Und klar, auch ein deutsches
Projekt ist unter den Gewinnern:
li01 Liebigstraße Berlin, Kategorie:
beste Wohnimmobilienentwick-
lung. Super! Entwickler: Smart-
Homing, Architekten: zanderroth.
Ja, super! Aber was ist so super
daran? Irgendwie enttäuschend.
„Lacht doch mal!“
Auch die Gewinner scheinen
durchweg nicht so super erfreut.
Müde erklimmen sie die Bühne.
Erhalten ihre Trophäe. Zwei, drei
schnelle Dankessätze „In das
rechte Pultmikrofon bitte!“. Die
häufigste Aufforderung beim
obligatorisch sich anschließenden
Gruppenfoto mit Award war:
„Lacht doch mal!“ Dann ist doch
noch was los im Saal. Mein tür-
kischer Nachbar und die türkischen
Reihen jubeln. Doch einer fehlt:
Der türkische Gewinner des Special
Jury Awards kommt trotz mehr-
facher Aufrufe nicht auf die Bühne.
Auch nicht schlimm: Dann halt alle
anderen Gewinner zum Gruppen-
foto. Die Stimmung im Publikum
steht auf Aufbruch. Mittenrein ein
Knall! Der Schreck fährt mir in die
Glieder. Doch ein Anschlag trotz al-
ler Sicherheitsvorkehrungen?! Aber
nein. Es ist nur der Theaterdonner
des auf die Bühne geschossenen
Blau- und Gelb-Konfettis.
The show must go on. O.K. Viel­
leicht jedoch könnte das große
Award-Theater im nächsten Jahr
etwas transparenter ablaufen. Das
wäre mehr als beautiful! Ein gutes
Formatvorbild gibt es mittlerweile
auch auf der Mipim selbst: die
Start-up-Competition!
MIPIM AWARDS
Le Grand Théâtre
Jörg Seifert, Freiburg
Und klar, auch ein deutsches Projekt ist unter
den Gewinnern: li01 Liebigstraße Berlin, Ka-
tegorie: beste Wohnimmobilienentwicklung.
Der türkische Gewinner des Special Jury
Awards kam trotz aller Aufrufe nicht auf die
Bühne. Auch nicht schlimm: Dann halt alle
anderen Gewinner zum Gruppenfoto.
Fotos: Simon Menges; S. D‘HALLOY - IMAGE & CO
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