Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 23

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4.2017
Peter Axmann, Leiter Immobilienfinan-
zierung der HSH Nordbank. 2016 waren
an etwa der Hälfte des Transaktionsvolu-
mens in Deutschland ausländische Inves
toren als Käufer oder Verkäufer beteiligt.
In diesem Jahr könnte es sogar nochmehr
werden. Von den 4,6Milliarden EuroNeu-
geschäft der HSH Nordbank im letzten
Jahr entfiel ebenfalls ein hoher Anteil auf
gewerbliche Immobiliendarlehen an In-
vestoren aus dem Ausland. „Das niedrige
Zinsniveau hat dazu geführt, dass Stan-
dardfinanzierungen oft unattraktiv sind,
da in diesem Segment viele Banken mitei-
nander konkurrieren“, sagt Axmann. Ban-
ken mit starkem Einlagengeschäft säßen
bei der Gestaltung der Konditionen am
längeren Hebel. Sie könnten Zinssätze
unter einem Prozent leichter wegstecken,
da selbst dieses Niveau lukrativer sei als
der Einlagenzinssatz der Europäischen
Zentralbank von minus 0,4 Prozent.
Ebenfalls auf die Kompetenz bei der
Strukturierung hochvolumiger Immobi-
lienfinanzierungen setzt der Branchen-
primus Landesbank Hessen-Thüringen
(Helaba). 2016 akquirierte sie ein Neu-
geschäft (inklusive Prolongationen) von
10,4 Milliarden Euro. Das Kreditport-
folio ist international breit diversifiziert.
In der Projektfinanzierung engagiert sie
sich nicht nur als Kreditgeber, ihre Tochter
OFB Projektentwicklung konzipiert Ge-
werbeimmobilien.
PRIVATE BÖRSENNOTIERTE INSTITUTE
Ne-
ben genossenschaftlichen gewerblichen
Immobilienbanken und den Landes-
banken gibt es als dritte Gruppe die pri-
vaten, börsennotierten Finanzierungs-
spezialisten, zu denen unter anderem die
HypoVereinsbank (HVB), die Deutsche
Pfandbriefbank (ppb) und die Aareal
Bank gehören. Kreuter weist darauf hin,
dass sich Commerzbank und Deutsche
Bank aus diesem Finanzierungssegment
weitgehend verabschiedet hätten.
Allerdings mischt die Deutsche-Bank-
Tochter Postbank in der gewerblichen
Immobilienfinanzierungmit. 2016 konnte
sie ihr Neugeschäft (inklusive Prolongati-
onen) gegenüber 2015 von 2,8 um 18 Pro-
zent auf 3,3 Milliarden Euro steigern. Die
Postbank hat sich nahezu ausschließlich
auf risikoarme Bestandsfinanzierungen
spezialisiert. Jüngst kündigte die Deutsche
Bank an, dass sie sich von der Postbank
doch nicht trennen werde. „Was das für
deren Geschäftsmodell heißt, lässt sich
noch nicht abschätzen“, kommentiert ein
Branchenkenner.
Die HVB ist eine der wenigen Uni-
versalbanken unter den gewerblichen
Immobilienkredithäusern. Die Aareal
Bank tummelt sich gern als gewerblicher
Finanzierungsexperte im Ausland. 2016
betrug der Deutschlandanteil im Neuge-
schäft samt Prolongationen (9,2 Milliar-
den Euro) bescheidene 16 Prozent (1,5
Milliarden Euro). „Ihr Geschäftskonzept
in der gewerblichen Immobilienfinanzie-
rung ähnelt dem der pbb“, findet Equinet-
Aktienanalyst Philipp Häßler. Die pbb
(Neugeschäft samt Prolongationen 2016:
10,5 Milliarden Euro) agiere ebenfalls in-
ternational, Deutschland spiele aber eine
viel größere Rolle.
Sind FinTechs die Konkurrenten
der Immobilienbanken von morgen? Es
seien noch sehr kleine Finanzierungs-
volumen, die per Crowdfunding bewegt
würden, winkt Häßler ab. Problematischer
könnten sich Trends wie Telearbeit oder
insbesondere der Online-Handels-Boom
auswirken, da die Nachfrage nach wich-
tigen Nutzungsarten wie Büro- und Ein-
zelhandelsimmobilien reduziert würde
und somit der Bedarf an entsprechenden
Finanzierungen.
SUMMARY
»
Ein gutes Dutzend Immobilienbanken
dominiert das gewerbliche Immobilienfinanzierungsgeschäft in Deutschland.
»
Im genossenschaftlichen Sektor
ist die DG Hyp klar die Nummer eins.
»
Außerdem gibt es noch rund ein halbes Dutzend
Landesbanken
.
»
Zu den privaten, börsennotierten Finanzierungsspezialisten
gehören unter anderem die HypoVereinsbank, die Deutsche Pfandbriefbank
und die Aareal Bank.
»
FinTechs
werden bislang von den Immobilienbanken noch nicht als ernsthafte Konkurrenz gesehen.
«
Norbert Jumpertz, Staig
Entwicklung des Trans-
aktionsvolumens wichtiger
Immobiliennutzungsarten
in Deutschland
(in Mrd. Euro)
Quelle: JLL
2012
2013
2014
2015
2016
BÜRO
10,6
14,0
17,4
22,8
23,8
2012
2013
2014
2015
2016
EINZELHANDEL
7,9
8,1
8,6
16,9
12,4
2012
2013
2014
2015
2016
LOGISTIK
1,7
2,2
3,6
4,1
4,7
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32,33,...76
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