Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 19

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4.2017
Was digitale Transformation für
die Stadtentwicklung bedeutet
D
er Einsatz digitaler Technologien beeinflusst unseren Alltag. Datenbasierte Abläufe
verändern die Art, wie wir mobil sind, einkaufen, Haushaltsgeräte verwenden oder
wie Energie erzeugt und genutzt wird. Mehr Individualität, mehr Technikeinsatz
bestimmen das Verhalten der Menschen. Traditionelle Lösungen werden öfter hinter-
fragt. Diese Entwicklung wird auch in der Stadtentwicklung und -planung sichtbar:
Verwaltung, Politik und kommunale Unternehmen müssen jetzt die Weichen für die
digitale Zukunft unserer Städte stellen. Dafür brauchen sie Kenntnisse über aktuelle
Entwicklungen, belastbare Prognosen sowie Mut zu mehr Kooperation und Kreativität.
BISLANG WENIG PRAXISNAHE ANSÄTZE
Zahlreiche Initiativen im privaten und öffentli-
chen Sektor befassen sich mit demThema Smart City. Allerdings sind nur sehr wenige
Ansätze praxisnah, unabhängig und auf die aktuellen Bedürfnisse der kommunalen
Akteure ausgerichtet. Diese Situation ist unbefriedigend, denn gerade die Städte sind
es, die die Zukunft gestalten und bereits heute langfristige Entscheidungen treffen müs-
sen. Dafür brauchen sie notwendige Informationen und entsprechende Kompetenzen.
Stadtverwaltungen, Kommunalpolitiker sowie kommunale Unternehmen aus derWoh-
nungswirtschaft, dem Mobilitäts- oder Energiebereich sollten deshalb auf Augenhöhe
mit Vertretern aus Wissenschaft und Industrie in den Austausch treten.
HERAUSFORDERUNGEN AUF KOMMUNALER EBENE LÖSEN
Gute, aktuelle Umsetzungs-
beispiele sind in Deutschland bislang rar: Es gibt sehr wenige Lösungen, die in allen
Bereichen der Smart City gleichermaßen wegweisend sind. Selbst in fortschrittlichen
Kommunen sind oft nur einzelne Bereiche mit beispielhaften Ansätzen unterlegt. Die-
se Maßnahmen gilt es zu identifizieren und zu „Paketen“ mit hohem Lerneffekt zu-
sammenzusetzen. Weiterhin ist der Prozess der digitalen Transformation von äußerst
heterogenen Akteuren gekennzeichnet: Traditionelle Aufgaben und Rollen verändern
sich grundlegend, neue Spieler werden zu berücksichtigen sein. Nicht zuletzt wird auch
die Komplexität von Planungs- und Kommunikationsprozessen zunehmen, Merkmale
sind mehr Kommunikation und wechselseitige Abhängigkeiten. Zukünftig sind keine
sektoralen Kompetenzen, sondern vernetzte Kenntnisse und Kooperation gefragt.
HANDLUNGSFELDER EINER SMART CITY
Welche Smart-City-Maßnahmen werden im
Stadtraum wirksam werden? Insbesondere das Zusammenführen der Handlungsfelder
Wohnen, Einzelhandel, urbane Logistik, Energie, Mobilität und Planungspraxis verdeut-
licht die anstehenden Aufgaben: Die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität muss ent-
wickelt und in die gebaute Umwelt integriert werden. In Bebauungsplänen gilt es, Lade­
infrastruktur und dezentrale Energiespeicher zu berücksichtigen. UrbaneMobilität muss
auf neue Einzelhandelskonzepte, Onlinehandel und strengere Umweltschutzvorgaben
reagieren. Schließlich werden neue Technologien imWohnungs- und Gewerbebau ein-
gesetzt undmit neuenMobilitäts-, Energie- und Logistikkonzepten kombiniert werden.
Der Deutsche Verband konzentriert sich auch auf den Wissenstransfer zwischen
Kommunen. Mit Expertengesprächen undArbeitsgruppen unterstützt er den fachlichen
Austausch. ImRahmen der Dialogplattform Smart Cities ist er gemeinsammit kommu-
nalen Spitzenverbänden, Städten und Ministerien an der Erstellung einer „Smart City
Charta“ beteiligt. Interessierte Akteure sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.
Dr. Josef Meyer, Vizepräsident des Deutschen
Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau
und Raumordnung e.V.
Deutscher Verband
Zahl-
reiche Initiativen im privaten
und öffentlichen Sektor
befassen sich mit der Smart
City. Allerdings sind nur
wenige Ansätze praxisnah,
gute Umsetzungsbeispiele
sind hierzulande rar. Mit einer
„Smart City Charta“ soll das
Wissen gebündelt werden.
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Dr. Josef Meyer
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