Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 28

28
INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
MIPIM
DROHNEN & CO.
Die Firmen Parrot und
Dronotec präsentierten ihre Geschäftsmo­
delle, per Drohnen 3D-Bilder von Immo­
bilien zu machen. Facility Lockers zeigten
die mit DHL und anderen Lieferanten
verbundene Packstation vor Immobili­
en. Geofencing-Lösungen, die etwa dem
Shopbetreiber über das Kaufverhalten von
Kunden Auskunft geben, waren ebenso
vertreten wie mit Mygdaas ein Start-up,
das Unternehmen dabei hilft, stationäre
Daten in die Cloud zu bringen. Disruptive
Technologies stellte einenMinisensor vor,
den man an Fenster, Türen, Gerätschaf­
ten kleben kann. Der Sensor schickt Daten
D
ieWeltwirtschaftmacht keine Sorge –
behaupten außer CA-Immo-Finanz­
vorstand Hans Volkert Volckens fast
alle auf derMipim.Thomas Köntgen, stell­
vertretender Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Pfandbriefbank, spricht vom
besten Ergebnis seines Instituts seit dem
Neustart, vom gelungenen Einstieg in den
Finanzierungsmarkt der USA. Und der
Brexit? Alistair Maedows, Head of Capi­
tal Markets UK, erzählt vom boomenden
London, dem der Brexit nichts anhaben
kann, vom Boom bei asiatischen Inves­
toren, die lieber im London des Brexits
investieren als im Rest einer unsicheren
Mipim digital
EU. Die meisten Unternehmer ließen sich
Befürchtungen jedenfalls nicht anmerken.
Ein großes Thema war das Digitale.
Fast jeder spricht inzwischen über die
Möglichkeiten, die Digitalisierung und
Innovation Immobilienunternehmen und
ihren Kunden bieten. Dieses Jahr waren
Start-ups integriert. Sie warteten auf ihren
gefängniszellengroßen Flächen im Keller
auf Kundschaft. Und sie mussten nicht
lange warten, denn Interessenten strömten
reichlich. Der Keller mutierte so zu einem
der pulsierenden Zentren desMessegelän­
des: Zukunftsthemen sind endgültig in der
Gegenwart angekommen.
Immer mehr große Unterneh-
men versuchen sich aktiv auf
die digitale Welt einzustellen.
Dirk Labusch sprach mit dem
neuen COO von Union Invest-
ment Jörn Stobbe.
Herr Stobbe, das Thema Digita-
lisierung ist einer der Teilbe-
reiche, für die Sie seit dem 1.
Februar bei Union Investment
Real Estate verantwortlich
sind. Wie gehen Sie das Thema
an?
Wir befinden uns mitten im
Kulturwandel, den ich bei Union
Investment auch mitgestalten wer-
de. Man braucht Mut und Neugier,
Geschäftsprozesse herausfordernd
anzugucken. Wir werden nicht
alles anders machen. Aber wir
müssen dahin kommen, das Den-
ken, dass wir etwas auf eine be-
stimmte Art machen, weil wir es
schon immer so gemacht haben,
über den Haufen zu schmeißen,
und zwar ernsthaft.
Diese Zeit des Disruptiven, in
der wir leben, ist ja gerade
für Unternehmenstanker, wie
Union Investment einer ist,
nicht gerade leicht …
Wenn
über PropTechs und digitale
Innovationen gesprochen wird, ist
der Grundtenor häufig defen-
siv. Wir wollen das Thema aus
dieser Ecke herausholen und die
Chancen und Potenziale für zum
Beispiel neue Geschäftsmodelle
in den Mittelpunkt rücken. Ich
stelle gerne die Frage: Würden Sie
gerne in der Zeit der Dinosaurier
leben? Wahrscheinlich nicht. Man
muss in Höhlen wohnen, hat kein
Fernsehen, kein iPad, und man
läuft ständig Gefahr, gefressen
zu werden. Anders sieht es wohl
aus, wenn Sie sich im Kreis der
Tyrannosaurier bewegen.
Sie wollen also die anderen
„disrupten“?
Wir denken bei
Union Investment sehr aktiv darü-
ber nach, wie wir aus den neuen
Themen ein Business für uns und
unsere Anleger machen können.
Wir waren bislang eher diejenigen,
die diesem Trend gefolgt sind.
Inzwischen ist uns klar geworden,
dass wir mit beiden Beinen ins
Abenteuer Digitalisierung rein-
springen müssen.
Das kostet …
Uns steht dafür ein
Budget zur Verfügung, das es uns
erlaubt, neue Wege zu gehen,
Joint Venture zu gründen und auch
Fehler zu machen.
Arbeiten Sie mit Start-ups zu-
sammen?
Ja, auf verschiedenen
Ebenen, unter anderem im Rah-
men unseres PropTech Innovation
Awards. Hier mussten wir auch
dazulernen. Früher neigte man ja
dazu, zu warten, bis eine Idee voll-
ständig ausgereift war. Wir haben
gelernt, von dem 100-Prozent-
Ansatz wegzukommen, 80 Prozent
reichen manchmal auch.
Union Investment stand einmal
für das Thema Nachhaltigkeit,
jetzt ist es Digitalisierung …
Digitalisierung ist eine große
Chance für die Nachhaltigkeit, das
ist mir sehr wichtig, das geht Hand
in Hand. Wir nennen das Thema
Nachhaltigkeit inzwischen „digitale
Zukunft“.
Gibt es Ängste in der Beleg-
schaft?
Natürlich gibt es Sorgen,
die muss man sehr ernst nehmen.
Wir binden unsere Kolleginnen
und Kollegen daher in die digitalen
Projekte von Anfang an ein. Und
wir achten darauf, dass kein Frust
aufkommt. Wir haben Personal aus
komplett neuen Geschäftsfeldern
eingestellt. Die kommen mit
tollen Ideen. Dass sich vielleicht
nicht jede Idee eins zu eins sofort
umsetzen lässt, ist klar.
Wie geht es weiter?
Ich erwarte
nichts weniger als eine Revolution.
Zwölf Monate in dieser Zeit sind so
wie früher 20 Jahre.
Jörn Stobbe FRICS,
COO Union Investment
INTERVIEW
MIT JÖRN STOBBE FRICS
Wollen Mitspieler sein
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36,37,38,...76
Powered by FlippingBook