Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 80

VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
INTERVIEW
80
Haben Sie das Property Management
abgeschrieben?
Nein. Allerdings ist es –
da verrate ich kein Geheimnis – ein mar-
genschwaches Geschäft. Das erkennen
Sie auch daran, wie viele Dienstleister in
den letzten Jahren von der Bildfläche ver-
schwunden sind. Diese Dienstleister ha-
ben nichts mehr verdient oder schafften es
mit den Preisen, die amMarkt realisierbar
sind, nicht.
Wie groß ist die Chance, dass die Mar-
gen wieder steigen?
Es gibt Chancen,
dass sie steigen, wenn neben dem Tra-
ding auch wieder gesehen wird, dass in
der Bewirtschaftung Immobilienwerte
realisiert werden. Bei uns ist durch unsere
Immobiliengruppe Rhein-Neckar unsere
Leistungspalette heute breiter. Es ist uns
wichtig, die Qualität der Leistung imAuge
zu behalten. Aber es ist auch entscheidend,
einmal Nein zu sagen. Weil verschiedene
Interessenten es nicht verstanden haben,
dass gute Leistung ihren Preis hat, haben
wir schon manchen Auftrag abgelehnt.
Entwickeln sich die Margen im Property
Management und im Facility Manage-
ment unterschiedlich?
Ja. DieMargen im
Property Management sind sehr gering.
Drei Prozent Umsatzrendite sind schon
gut. Im Facility Management sind sie hö-
her, wenn man wie wir bundesweit auf-
gestellt ist und vom Zehn-Familien-Haus
bis zur Gewerbeimmobilie alle Bereiche
bedienen kann.
Sie haben noch andere Geschäftsfelder,
wie das Consulting. Bauen Sie da noch
aus?
Die Kernkompetenzen sind Property
und Facility Management. Unser Consul-
ting spielt bei Vertrieb und Vermietung
eine große Rolle. Dieses entwickeln wir
auch zusammen mit unseren Auftragge-
bern. Als Treureal haben wir heute in der
Immobiliengruppe Rhein-Neckar mit
einem Portfolio von über 100.000 Woh-
nungen für vieles auch einen großen „in-
ternen Markt“. Es ist eben auch eine Frage
der Masse, will man im Immobilienma-
nagement wirtschaftlich arbeiten. Man
braucht beispielsweise für den Energie-
handel oder für das Schadensmanagement
eine gewisse Größe, umwirtschaftlich sein
zu können.
Arbeiten Sie dort bereits?
Ja. Wir ergän-
zen unser Angebot durch weitere Leistun-
gen. Wenn wir bei Versicherungsfällen
das Schadensmanagement in der Hand
halten, dann kann unser Property Ma-
nager deutlich effizienter arbeiten. Auch
unsere Handwerker sind immer gefragt.
Wir organisieren Ausschreibungen zur
Energieversorgung oder für technische
Maßnahmen.
Gibt es denn Fantasien, was die Dienst-
leistungsbreite betrifft?
Einige Leistun-
gen bieten die Immobiliengruppe Rhein-
Neckar und in ihr die Treureal zurzeit
nur regional an. Wir haben zum Beispiel
in München ein Team, das das Schadens-
management bei Wasserschäden orga-
nisiert. Wir werden diese Tätigkeit auf
das gesamte Bundesgebiet ausrollen und
mit unserer Handwerkerleistung ergän-
zen. Damit entwickeln wir ein neues Ge-
schäftsfeld. Wir wollen alle immobilien-
nahen Dienstleistungen anbieten.
Wie hat sich das Geschäft mit den aus-
ländischen Investoren entwickelt?
Wir
sind professioneller geworden, können
viele Anforderungen besser erfüllen als
vor zehn Jahren, beispielsweise bei inter-
nationalen Bilanzierungsstandards oder
beim Reporting für unterschiedlichste
Investorengruppen. Wir haben Partner-
schaften in UK und Frankreich aufge-
baut. Wir tauschen hier Mitarbeiter und
Systemerfahrungen aus und werden inte-
ressant für Auftraggeber, die beispielswei-
se in London „vor Ort“ beauftragen.
Wie sieht es mit Mitarbeitern aus?
Haben Sie Nachwuchssorgen?
Es ist
nicht leicht, gute Mitarbeiter zu finden
– aber wir haben sie. Wir bilden in allen
Bereichen aus, stecken viel in die Nach-
wuchs- und Entwicklungsarbeit.
Würden Sie sich als Top-Arbeitgeber
bezeichnen?
Einmittelständisches Unter-
nehmenwie die Treureal wird in Rankings
nie unter den Top-Arbeitgebern erschei-
nen, wenn es mit Konzern-Unternehmen
konkurrierenmuss. Mit dem, was wir tun,
spielen wir in unserer Liga jedoch ganz
weit vorn. In Kürze haben wir zum Bei-
spiel wieder ein bundesweites Treffen un-
serer Auszubildenden. Wir bieten flexible
Arbeitsplatz- undArbeitszeitgestaltungen,
interne Orts- und Bereichswechsel.
Aber wir leben in Zeiten, in denen an-
dere immobilienwirtschaftliche Tätig-
keiten attraktiver sind ...
Natürlich ge-
henMitarbeiter auch. Wir machen jedoch
die Erfahrung, dass solche, die zu einem
Asset Manager wechselten, um dort mehr
zu verdienen, oft zurückkommen, weil sie
sich bei uns mit ihrem Job besser identifi-
zieren können. Das ist der Vorteil flacher
Hierarchien und umfassender Verantwor-
tung am eigenen Arbeitsplatz.
ZUR PERSON
Dirk Tönges
(Diplom-Ingenieur FH und Immobilien-Ökonom, ADI) hat bei der Treureal das Bewirtschaftungs-
und das Property-Management-Gewerbe aufgebaut. Er ist Geschäftsführer der TREUREAL GmbH, die als Holding alle TREUREAL-Firmen
(Property Management und Accounting, Gebäudeservice und Facility Management) lenkt.
«
Dirk Labusch, Freiburg
„Natürlich geht unser
Umsatz zunächst zurück,
wenn neue Eigentümer
das Property Manage-
ment selbst überneh-
men. Aber wir holen auf
mit neuen Kunden.“
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