Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 90

90
TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIEMIX
G
rundsätzliches vorweg: Neubauten
lassen sich besser mit erneuerbaren
Energien beheizen als Bestands-
bauten. Häuser, in denen tagsüber mehr
Energiebedarf herrscht als nachts, lassen
sich ebenso besser mit Solarthermie oder
Photovoltaik versorgen. Die Nutzung
mehrerer Brennstoffe hilft, die Kosten
zukünftig niedrig zu halten, weil man nie
von nur einemEnergieträger abhängig ist.
Zudemmacht es die EnEV 2016 quasi un-
möglich, ohne erneuerbare Energien eine
Neubau-Immobilie zu heizen.
Es sollte immer miteinander kombi-
niert werden, was gemeinsam gespeichert
werden kann. Verfügt man etwa über ei-
nen Warmwasser-Pufferspeicher, der mit
Gas oder Öl beheizt wird, sollte die zwei-
te Wärmequelle auch eine sein, die ihre
Wärmeenergie dorthin geben kann. Dabei
bietet sich Solarthermie an. Aber auch der
Einsatz von Biomasse ist möglich. Ein Ka-
min, mit Scheitholz oder Pellets betrieben,
kann mit eingekoppelt werden.
Anders herum: Fällt die Wahl auf eine
Wärmepumpe, wäre es nur logisch, statt
Solarthermie eine Photovoltaik-Anlage zu
installieren, da deren Strom direkt oder
via Stromspeicher von der Wärmepumpe
genutzt werden kann. Diese Kombination
Die Mischung macht‘s
Im Heizungskeller eines
Hauses schlummert das
größte Einsparpotenzial für
Energie. Derzeit werden der
Umstieg auf eine neue Hei-
zung und die Einkopplung
von erneuerbaren Energien
so gut gefördert wie noch
nie. Welcher Mix aus beiden
ist für welche Immobilien
ideal?
Martin Henne vor
dem von ihm energetisch sanierten
Sechs-Familien-
Haus. Die Versor­
gung übernehmen
weitestgehend
zwei BHKW.
WIRTSCHAFTLICHE MARKTBEISPIELE
Mehrfamilienhaus: BHKW mit
Wärmepumpe und PV-Anlage
Objekt:
Mehrfamilienhaus mit sechs Woh-
nungen in Oldenburg
Ausgangssituation:
alte Gasheizung mit
einem Jahresverbrauch von 200.000 kWh;
2015 umfassende energetische Sanierung inkl.
Isolierung des Daches
Heizungstechnik:
2 Mikro-BHKW mit Stirling-
motor (Remeha eVita); Verhältnis Strom zu
Wärme 1:5; 2 Spitzenlastkessel (nur für kalte
Winter); Brauchwasserwärmepumpe für Warm-
wasser (Brötje) – ersetzt im Sommer komplett
die beiden KWK-Anlagen
Stromtechnik:
PV-Anlage: 28,8 kWp in Ost-
West-Richtung, Stromerzeugung folgt Sonnen-
verlauf; Speicher: 2 mit je 15 kWh Speicherver-
mögen
Besonderheit:
Speicher sorgen für Optimie-
rung der Stromversorgung und intelligentes
Energiemanagement für Wechselstromerzeuger
wie BHKW als auch Gleichstromerzeuger wie
PV-Anlagen
Anschluss ans öffentliche Stromnetz:
Stromüberschüsse werden automatisch ins Netz
eingespeist; Ergebnis: Strom- und Gaskosten
für Mieter niedriger als früher. Preisgarantie
für zehn Jahre bei Nebenkosten. Nebenkosten-
abrechnung im Mietshaus erfolgt auf Basis
intelligenter Stromzähler; Energieeinsparung
geschätzt auf 20 Jahre: 112.000 Euro
Investitionskosten:
200.000 Euro
Amortisation durch Einspeisevergütung nach
KWK-Gesetz
1...,80,81,82,83,84,85,86,87,88,89 91,92,93,94,95,96,97,98,99,100,...116
Powered by FlippingBook